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       # taz.de -- SOZ-Außenministertreffen in Indien: Politik ohne den Westen
       
       > Bei den acht Mitgliedsstaaten der SOZ ist Russland nach wie vor gern
       > gesehen. Es ist das hochkarätigste Gipfel-Treffen ohne die westlichen
       > Mächte.
       
   IMG Bild: Gern gesehener Gast in Goa: Russlands Außenminister Sergej Lawrow (l)
       
       Mumbai/Berlin taz | Es gibt nicht mehr viele Länder, die Russlands
       Außenminister Sergej Lawrow seit dem russischen Angriffskrieg gegen die
       Ukraine mit offenen Armen empfangen. Die Gästeliste des seit Donnerstag im
       westindischen Goa stattfindenden Außenministertreffens der Shanghaier
       Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) zeigt jedoch ein anderes Bild:
       Russland ist nach wie vor gern gesehener Partner in Indien und den anderen
       SOZ-Staaten Kasachstan, Kirgisien, Pakistan, Tadschikistan, Usbekistan und
       China. Bald könnten noch Iran und Belarus hinzukommen.
       
       Indien führt derzeit neben der G20, also der Gruppe der wichtigsten
       [1][Industrie- und Schwellenländer, auch die SOZ]. Es ist das
       hochkarätigste Gesprächsformat ohne die westlichen Mächte.
       
       Obwohl die SOZ mit Sitz in Peking im Vergleich zur G20 bisher keine so
       große globale Relevanz hatte, hat sie doch direkte sicherheitspolitische
       und wirtschaftliche Auswirkungen in Asien. Ihre acht Mitglieder stehen für
       43 Prozent der Weltbevölkerung und ein Viertel des Weltsozialprodukts. Und
       angesichts der bilateralen Spannungen zwischen Indien und China sowie
       Indien und Pakistan ist ein Treffen zwischen den Vertretern dieser Länder
       ohnehin schon ein Politikum.
       
       [2][China erhofft sich durch die 2001 gegründete SOZ], in der es die
       führende Rolle hat, mehr diplomatischen Einfluss in Eurasien. Für Indien
       ist die Volksrepublik ein wichtiger Partner, aber auch geostrategischer
       Konkurrent und schwieriger Nachbar, mit dem es territorialen Streit gibt.
       
       ## Den Diktator aufgewertet
       
       Der jetzige Besuch von Pakistans Außenminister Bilawal Bhutto ist der erste
       eines Außenamtschefs aus Islamabad in Indien seit fast zwölf Jahren. „Meine
       Entscheidung, an diesem Treffen teilzunehmen, zeigt Pakistans starkes
       Engagement für die SOZ-Charta“, twitterte Bhutto.
       
       Indien trat wie Pakistan der SOZ erst 2017 bei. Auch Delhi wittert seine
       Chance auf mehr Einfluss. Seit dem russischen Krieg in der Ukraine ist
       Indien für den Westen geopolitisch wichtiger geworden, da es mit beiden
       Seiten regen Austausch pflegt. Doch wird Indien vom Westen für seine
       Neutralität gegenüber Russland und die Ausweitung seiner Ölimporte von dort
       kritisiert.
       
       Zum Auftakt des zweitägigen Treffens empfing Indiens Außenminister
       Subrahmanyam Jaishankar den chinesischen SOZ-Generalsekretär Zhang Ming.
       Delhi will sich während seines Vorsitzes für die Schwerpunkte Start-ups,
       traditionelle Medizin, buddhistisches Erbe sowie Wissenschaft und
       Technologie stark machen, so Jaishankar.
       
       Mit den Amtskollegen aus China, Russland und Usbekistan spricht er auch
       bilateral. Chinas Außenminister Qin Gang traf aus [3][Myanmar kommend ein.]
       Dort hatte er am Dienstag in der Hauptstadt Naypyitaw erstmals den
       Juntachef Ming Aung Hlaing getroffen. Damit hat er den im Februar 2021 an
       die Macht gekommenen Diktator aufgewertet, den zuvor kein chinesischer
       Minister getroffen hatte.
       
       Offiziell ging es um die Umsetzung einer Vereinbarung zur verstärkten
       Kooperation, die Staatschef Xi Jinping im Jahr 2020 noch mit der später
       weggeputschen Regierung von Aung San Suu Kyi getroffen hatte. Obwohl Qin
       jetzt Myanmars Diktator den Rücken stärkte, sollte es nach Kontinuität
       zwischen den beiden Nachbarstaaten aussehen. Die Junta hatte sich zu Qins
       Besuch positiv in Szene gesetzt, indem sie mehr als 2.100 politische
       Gefangene freiließ. Das Gros waren aber Personen, deren Haftstrafen ohnehin
       jetzt endeten.
       
       4 May 2023
       
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