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       # taz.de -- SPD und Union im Koalitionsausschuss: Erleichterungen für Mieter geplant
       
       > Monatelang stritt die Große Koalition unter anderem über die Grundrente
       > oder Mieten und Bauen. Nun will sie ganz offensichtlich
       > Handlungsfähigkeit demonstrieren.
       
   IMG Bild: Bis 2025 soll die Mietpreisbremse verschärft und verlängert werden
       
       Berlin dpa | Die schwarz-rote Koalition hat sich nach monatelangem Ringen
       auf ein Bündel von Erleichterungen für Mieter und Käufer von Immobilien
       verständigt. Ziel sei es unter anderem, „bezahlbare Mieten zu sichern“,
       sagte Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) am Sonntagabend in Berlin
       am Rande eines Koalitionsausschusses. Dies solle in allen Regionen erreicht
       werden, ergänzte Bauminister Horst Seehofer (CSU).
       
       Wichtig für das Klima in der Koalition – zwei Wochen vor den für CDU und
       SPD extrem schwierigen Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg: Im Streit
       über die Grundrente und beim Umgang mit der im Koalitionsvertrag
       verankerten Revisionsklausel zur Mitte der Legislaturperiode verständigten
       sich die Koalitionspartner in ihren viereinhalbstündigen Beratungen auf ein
       gemeinsames Vorgehen.
       
       Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD)
       sollen in den kommenden zwei bis drei Wochen ein Grundsatzpapier zum Thema
       Grundrente erarbeiten. Eine Arbeitsgruppe von Union und SPD soll dann nach
       einem Kompromiss in diesem Streit suchen. Während die SPD auf eine
       Grundrente ohne Prüfung der Bedürftigkeit pocht, bestehen CDU und CSU
       darauf.
       
       Bis spätestens Mitte Oktober will die Bundesregierung gemeinsam eine
       Bestandsaufnahme des Regierungshandelns und der Einhaltung des
       Koalitionsvertrags vornehmen. Mit Blick auf die im Koalitionsvertrag
       vereinbarte Revisionsklausel wird davon dann auch abhängen, ob die
       Koalition zur Mitte der Legislaturperiode gemeinsam weiterarbeiten wird
       oder nicht. Die SPD will die Halbzeitbilanz bei ihrem Parteitag im Dezember
       bewerten.
       
       ## Weitere Arbeitsgespräche
       
       Zur Vorbereitung der Entscheidungen des Klimakabinetts am 20. September
       wird der Koalitionsausschuss zu zwei weiteren Arbeitsgesprächen
       zusammenkommen, und zwar am 2. und 13. September.
       
       Die Regelungen für Mieter und Immobilienkäufer im Einzelnen:
       
       – Die [1][Mietpreisbremse] soll um fünf Jahre bis zum Jahr 2025 verlängert
       werden. Demnach darf die Miete bei neuen Verträgen in Gebieten mit
       angespanntem Wohnungsmarkt nicht mehr als 10 Prozent über der „ortsüblichen
       Vergleichsmiete“ liegen.
       
       – Bei einem Verstoß gegen die Mietpreisbremse soll zu viel gezahlte Miete
       auch rückwirkend zurückgefordert werden können – und zwar für einen
       Zeitraum von zweieinhalb Jahren nach Vertragsschluss. Die SPD hatte einen
       längeren Zeitraum anvisiert.
       
       – Der Betrachtungszeitraum für die ortsübliche Vergleichsmiete wird von
       vier auf sechs Jahre verlängert. „Das dämpft natürlich das Niveau bei den
       Mieten“, sagte Seehofer. Ein Gesetzentwurf zur Reform des Mietspiegelrechts
       wird bis Jahresende vorgelegt.
       
       – Beim Kauf von Wohneigentum soll derjenige, der den Makler nicht
       beauftragt hat, höchstens 50 Prozent der Gebühren zahlen müssen – und nur
       dann, wenn der Auftraggeber seinen Anteil bezahlt hat. Die SPD hatte die
       Kosten dem Auftraggeber komplett aufbürden wollen.
       
       – Bis zum Ende des Jahres will die Regierung einen Gesetzentwurf zur
       Begrenzung der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen vorlegen.
       
       ## Erneuerung des Baugesetzes
       
       Weiter haben Union und SPD vereinbart, dass auch die Bahn nach Möglichkeit
       Grundstücke verbilligt für Mietwohnungsbau zur Verfügung stellt. Aus dem
       Bundeshaushalt sollen zudem wenn möglich 100 Millionen Euro zur
       Reaktivierung von Brachflächen für den Wohnungsbau fließen.
       
       Geplant ist auch eine Novellierung des Baugesetzes, so dass unter Umständen
       dichter und höher gebaut werden kann. Mit Blick auf den Klimaschutz soll
       stärker die Umstellung von Heizungen auf Anlagen mit weniger Emissionen
       gefördert werden. Die Wohnungsbauprämie soll überprüft und attraktiver
       ausgestaltet werden.
       
       Beim Klimakabinett am 20. September sollen Wege aufgezeigt werden, wie
       Union und SPD die CO2-Emissionen konkret senken wollen. Die CSU lehnt eine
       Steuer ab, weil sie Nachteile für Autopendler befürchtet. Bayerns
       Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte sich stattdessen bereits
       wiederholt für einen Zertifikatehandel und einen früheren Kohleausstieg
       ausgesprochen.
       
       19 Aug 2019
       
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