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       # taz.de -- Sanktionen gegen Mali: Gespanntes Warten in Bamako
       
       > Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas setzt die
       > Strafmaßnahmen weiter durch. Trotzdem gibt es Schlupflöcher und bisher
       > keine Panik.
       
   IMG Bild: Bamako am Dienstag: Ein Mann aus Gambia wartet seit zwei Tagen auf seinen Bus
       
       Cotonou taz | Elhadji Dicko, Generaldirektor des Transportunternehmens
       Diata-Trans mit Sitz in Malis Hauptstadt Bamako, ist gerade vom Markt
       zurückgekehrt. Jetzt sitzt er in seinem Büro, das auf einem der Busbahnhöfe
       an der Straße zwischen Flughafen und Stadtzentrum liegt. „Hier in der Stadt
       läuft alles wie bisher. Es ist ruhig“, sagt er beim Telefonat mit der taz.
       
       Mittlerweile sind die Landesgrenzen den vierten Tag geschlossen. Grund
       dafür sind [1][die Sanktionen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft
       Ecowas]. Auf einem Gipfel hatte die Regionalorganisation am Sonntag eine
       Reihe von Maßnahmen beschlossen, um die Militärregierung von Assimi Goïta
       unter Druck zu setzen. Diese will [2][die für Ende Februar angekündigten
       Wahlen möglicherweise erst in fünfeinhalb Jahren durchführen].
       
       Neben den Grenzschließungen gehören das Einfrieren malischer Vermögenswerte
       in der Zentralbank der westafrikanischen Staaten und die Aussetzung von
       Handelsgeschäften zu den Sanktionen. In der ganzen Regionen warnen seitdem
       Wirtschaftsexpert*innen vor schweren Folgen, die auch die
       Nachbarländer betreffen würden.
       
       Der senegalesische Wirtschaftswissenschaftler Ndongo Samba Sylla weißt per
       Twitter darauf hin, dass der Binnenstaat Mali – er ist abhängig vom Zugang
       zu den Häfen der Küstenstaaten – als Exportland für Senegal wichtiger sei
       als alle EU-Länder zusammen. Nach Einschätzung des Ökonomen Pape Abdoulaye
       Seck habe Senegal sein „wirtschaftliches Todesurteil“ unterschrieben, als
       Präsident Macky Sall den Maßnahmen zustimmte.
       
       ## Düstere Prognosen
       
       Mali ist zudem von Überweisungen der im Ausland lebenden Malier*innen
       abhängig, die 2020 5,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachten. Sind
       die Finanztransaktionen nicht mehr möglich, kann das lokale Entwicklungen
       bremsen.
       
       Obwohl sein Unternehmen auch Buslinien in die Elfenbeinküste, Togo und
       Benin unterhält, seien die düsteren Prognosen derzeit kein Grund zur Panik,
       sagt Elhadji Dicko in Bamako. Zum einen habe Guinea, wo im September Alpha
       Condé gestürzt worden war, die Grenzen bereits wieder geöffnet. Die Route
       in die Hauptstadt Conakry gewinne an Bedeutung.
       
       Zum anderen geht Dicko von einer schnellen Lösung aus. „Es laufen doch
       Verhandlungen.“ Goïta hatte betont, offen für Gespräche zu bleiben. Was
       Dicko vor allem wichtig ist: „Es ist unsere Regierung, hinter der wir
       stehen“, sagt er über die Militärs. Dass diese nicht gewählt wurden, sei
       kein Problem. „Ich habe Vertrauen, dass sie sich nicht die Taschen
       vollstopfen werden.“
       
       Nicht nur in Mali, sondern auch in den Nachbarstaaten stoßen die Sanktionen
       mittlerweile auf viel Kritik. Afrikki, ein Zusammenschluss afrikanischer
       Organisationen der Zivilgesellschaft, spricht von einem „Angriff auf das
       malische Volk“ und verurteilt die Entscheidung der Ecowas scharf.
       
       ## Feiern auf Twitter
       
       Die schweizerisch-kamerunische Aktivistin Nathalie Yamb, die der ivorischen
       Oppositionspartei Lider angehört, macht für die Sanktionen außerdem
       Frankreich sowie die Westafrikanische Wirtschafts- und Währungsunion
       (Uemoa) verantwortlich.
       
       Über Twitter feierte sie, dass sich Russland und China – beide Länder
       bemühen sich aktuell um gute Beziehungen zu Afrika – nicht dem
       französischen Vorschlag im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen
       angeschlossen haben.
       
       Die einstige Kolonialmacht forderte dazu auf, die Ecowas-Sanktionen zu
       unterstützen. Dafür hatten auch Gabun, Ghana und Kenia geworben. Die drei
       afrikanischen Staaten sind aktuell in dem Gremium vertreten. Der Übergang
       zu einer verfassungsmäßigen Regierung in Mali müsse unverzüglich erfolgen,
       so Michel Biang, Gabuns UN-Botschafter.
       
       14 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Ecowas-verhaengt-Sanktionen-gegen-Mali/!5827118
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       ## AUTOREN
       
   DIR Katrin Gänsler
       
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