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       # taz.de -- Saudi Aramco wertvollstes Unternehmen: Öl wirft mehr ab als iPhones
       
       > Der Ölkonzern Saudi Aramco überholt Apple als teuerstes Unternehmen der
       > Welt. Das veranschaulicht, wer von den derzeitigen Krisen profitiert.
       
   IMG Bild: Ölraffinerie und Ölterminals von Saudi Aramco in Saudi-Arabien
       
       Berlin taz | Wie zynisch Marktlogik funktionieren kann, wurde am
       Mittwochabend ein weiteres Mal deutlich. Am Ende des Börsentags war der
       saudische Ölkonzern Saudi Aramco mit 2,42 Billionen Dollar
       Marktkapitalisierung wertvollstes Unternehmen der Welt geworden. Das
       Staatsunternehmen überholte damit nach 2020 erneut den iPhone-Hersteller
       Apple, dessen Anteile zusammengerechnet „nur noch“ 2,37 Billionen Dollar
       wert sind.
       
       Die Ablösung dokumentiert, wie unterschiedlich die derzeitige Weltlage
       verschiedene Branchen trifft: Für die US-amerikanischen Tech-Giganten
       kommen in den letzten Monaten so ziemlich alle denkbaren Misslichkeiten
       zusammen.
       
       Coronabedingte Lieferkettenengpässe, insbesondere der anhaltende Mangel an
       Mikrochips, halten die Produktion schon seit 2020 auf. Die russische
       Invasion in der Ukraine hat das Problem sogar verschärft. Rund 50 Prozent
       des weltweit produzierten Neons, eines für die Chipherstellung
       unerlässlichen Gases, stammten bislang aus der russischen Stahlproduktion
       und wurden anschließend in der Ukraine veredelt.
       
       [1][Der durch den erneuten chinesischen Lockdown verursachte Schiffsstau
       vor Schanghai] stellt einen weiteren gigantischen Bremsklotz für die lang
       ersehnte Normalisierung der globalen Lieferketten dar. Die harten
       Coronamaßnahmen Chinas lassen zudem wieder einmal einen Gutteil der
       globalen Nachfrage wegfallen.
       
       ## Ölkonzerne profitieren vom Krieg
       
       Während die Geschäftsaussichten für die kommenden Monate also ohnehin mies
       sind, hat die US-Notenbank Fed in der vergangenen Woche auch noch deutliche
       Zinserhöhungen angekündigt, um die Inflation zu bekämpfen. Doppelt schlecht
       für Apple: Für den Konzern werden Kredite und damit Investitionen in neue
       Vorhaben teurer. Und für Investor*innen werden andere Finanzanlagen,
       beispielsweise Anleihen, attraktiver. Folglich verkaufen diese vermehrt
       Tech-Aktien.
       
       Dagegen profitiert Saudi Aramco von steigenden Ölpreisen infolge des
       Krieges – und damit genau von der Inflation, die sämtliche andere
       Industrien vor Kostensteigerungen und Nachfrageeinbrüche stellt. Der
       Konzern, der zu mindestens 94 Prozent dem saudischen Staat gehört, hat
       seinen Gewinn 2021 mit 110 Milliarden US-Dollar im Vergleich zum Vorjahr
       mehr als verdoppelt. [2][Ähnlich wie andere Ölkonzerne.]
       
       Was auch offensichtlich wird: Ökologische Kosten preisen Börsenkurse wenig
       bis gar nicht ein. Nachdem just diese Woche [3][Forscher*innen
       ausgerechnet haben, dass schon 2026 die 1,5-Grad-Schwelle überschritten
       sein könnte], ist nun also ein Ölförderer die Nummer eins der Welt.
       
       13 May 2022
       
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