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       # taz.de -- Saudis zu totem Journalisten Kashoggi: Es war Vorsatz
       
       > Die Staatsanwaltschaft in Riad geht im Fall Khashoggi von einer Tötung
       > mit Vorsatz aus. Damit nähert man sich der türkischen Version.
       
   IMG Bild: Aber wessen Vorsatz?
       
       Berlin taz | Im Fall des vermutlich getöteten Journalisten Jamal Khashoggi
       nähert sich Saudi-Arabien weiter der von der Türkei verbreiteten Version
       der Geschichte an. Die staatliche Nachrichtenagentur SPA
       [1][veröffentlichte am Donnerstag ein Statement des Generalstaatsanwalts],
       in dem es heißt, „dass die Verdächtigen […] ihre Tat mit Vorsatz verübt
       haben“. Die saudische Staatsanwaltschaft berief sich auf Informationen
       türkischer Behörden, mit denen sie in einer gemeinsam Ermittlungsgruppe
       zusammenarbeitet.
       
       Noch am Samstag hatte SPA unter Berufung auf den Staatsanwalt berichtet,
       dass das Treffen Khashoggis im Konsulat „nicht wie geplant verlief und sich
       negativ entwickelte.“ Es sei zu einem Faustkampf gekommen, der zum Tod des
       Journalisten geführt habe. Zuvor hatte sie den Tod Khashoggis zweieinhalb
       Wochen lang dementiert.
       
       Überraschend kommt die neue Darstellung aber nicht. Bereits am Sonntag
       [2][sprach der saudische Außenminister Adel al-Dschubeir] von einem
       „schwerwiegenden Fehler“ und einer „kriminellen Tat“. „Das war eine nicht
       angeordnete Aktion, in der Individuen ihre Befugnisse und
       Verantwortlichkeiten überschritten haben“. Von einem Faustkampf sprach er
       schon nicht mehr, vermied aber auch das Wort Vorsatz.
       
       Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hatte sich am Mittwoch – mehr
       als drei Wochen nach dem Verschwinden Khashoggis – erstmals öffentlich zu
       dem Fall geäußert und ihn als „abscheulichen Vorfall“ verurteilt.
       US-Präsident Donald Trump hatte wenige Stunden zuvor zum ersten Mal
       erklärt, dass Mohammed bin Salman die Verantwortung trage. Der Kronprinz
       hat die Regierungsgeschäfte in Saudi-Arabien weitgehend von seinem greisen
       Vater König Salman übernommen.
       
       ## Täglich neue Details aus Istanbul
       
       Khashoggi war am 2. Oktober zu einem Termin im saudischen Konsulat in
       Istanbul erschienen und ist seither verschwunden. Sowohl Saudi-Arabien als
       auch die Türkei gehen davon aus, dass er tot ist. Wo sich der Leichnam
       befindet, ist öffentlich jedoch nicht bekannt.
       
       Türkische Regierungsmitarbeiter hatten fast täglich anonym neue Details aus
       angeblichen Audioaufnahmen an türkische und US-Medien weitergegeben.
       Demnach war Khashoggi von einem 15-köpfigen und eigens für die Tat aus
       Saudi-Arabien angereisten Spezialteam gefoltert und ermordet worden. Die
       Bänder selbst machte die türkische Regierung allerdings nicht öffentlich.
       Es blieb auch unklar, wie sie die Aufnahmen bekommen haben könnte.
       Möglicherweise hat die Türkei das saudische Konsulat mit Abhörgeräten
       ausspioniert.
       
       Das EU-Parlament [3][forderte am Donnerstag einen europaweiten
       Waffenexportstopp] nach Saudi-Arabien. Dies hatten die Abgeordneten Anfang
       Oktober bereits [4][wegen des saudischen Kriegs im Jemen] formuliert. In
       den USA sprach sich eine Gruppe von Abgeordneten beider Parteien im
       US-Repräsentantenhaus für einen Stopp von Rüstungsexporten nach
       Saudi-Arabien aus.
       
       25 Oct 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.spa.gov.sa/viewstory.php?lang=ar&newsid=1833762
   DIR [2] https://video.foxnews.com/v/5851561108001/#sp=show-clips
   DIR [3] http://www.europarl.europa.eu/news/en/press-room/20181018IPR16536/meps-demand-end-to-eu-arms-exports-to-saudi-arabia
   DIR [4] http://www.europarl.europa.eu/news/en/press-room/20180926IPR14408/meps-condemn-attacks-on-civilians-including-children-in-yemen
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jannis Hagmann
       
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