# taz.de -- Schmiergeld für Eurofighter: Explosive Kampfjets
> Die Wiener Staatsanwaltschaft ermittelt, ob beim Kauf von Eurofightern
> Schmiergeld geflossen ist. Eine Spur führt auch zu Jörg Haider.
IMG Bild: Krumme Geschäfte: Für den Kauf von 18 Eurofightern bei EADS sollen 85 Millionen Euro Schmiergeld geflossen sein.
WIEN taz | Die rauchende Pistole bei finsteren Waffengeschäften ortet der
Abgeordnete Peter Pilz, der als Spezialist für Korruptionsaufdeckung gilt.
Jahrelang hatte er sich bemüht nachzuweisen, dass beim Ankauf von
Eurofighter-Kampfjets Schmiergeld geflossen sei. Bei 13 von der
Staatsanwaltschaft Wien angeordneten Hausdurchsuchungen in Österreich,
Deutschland und der Schweiz erbeuteten die Ermittler nun Tonnen an
Material.
Österreich hatte 2006 bei der deutsch-französisch-spanischen European
Aeronautic Defence and Space Company (EADS), Europas zweitgrößtem
Rüstungskonzern, 18 Eurofighter für 1,7 Milliarden Euro geordert.
Mindestens 85 Millionen sollen damals als Schmiergelder geflossen sein,
sagte kürzlich der italienische Briefkastenfirmen-Experte Gianfranco Landes
in einem Geständnis aus.
Eine heiße Spur, die die Wiener Staatsanwaltschaft jetzt verfolgt, führt
nach Kärnten, wo damals Jörg Haider als Landeshauptmann amtierte. Haider
hatte anfangs noch gegen die teuren Fluggeräte mobilgemacht. 2006 folgte
dann ein plötzlicher Sinneswandel.
Zeitlich fällt dieser zusammen mit der Gründung einer Lakeside Stiftung in
Kärnten, in die EADS mindestens 4 Millionen Euro einzahlte. „Es gibt
gewisse Zahlungsbewegungen, in denen diese Stiftung, die Gegenstand von
Untersuchungen ist, eine Rolle spielt“, sagt dazu Thomas Vecsey, Sprecher
der Staatsanwaltschaft Wien. Stiftungsvorstand Hans Schönegger erklärte
gegenüber der Austria Presse Agentur, bei der Sache sei „gar nix dahinter“.
Es gehe um Sponsorengelder für den Aufbau des Lakeside Park am Wörthersee.
Eine weitere Spur führt über zwei Briefkastenfirmen aus Großbritannien und
der Isle of Man zu einem Steuerberater in Linz und einem Techniker in Wels,
die von dort Millionenbeträge erhielten. Justizministerin Beatrix Karl
(ÖVP) bestätigte im Parlament, es gehe um Zahlungen an noch nicht bekannte
Entscheidungsträger beziehungsweise Beamte. Es sei zu vermuten, dass es
sich um Schmiergeldzahlungen handle, und zwar über ein Firmenkonstrukt um
die Londoner Firma Vector Aerospace.
12 Nov 2012
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DIR Ralf Leonhard
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