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       # taz.de -- Schwarz-Schilling besorgt: US-Führungsrolle auf Balkan gefordert
       
       > Der frühere Hohe Repräsentant der internationalen Gemeinschaft in Bosnien
       > und Herzigowina, Christian Schwarz-Schilling, warnt vor einem politischen
       > Vakuum auf dem Balkan.
       
   IMG Bild: Plädiert für weiterhin starke Stellung des Hohen Repräsentanten: Schwarz-Schilling.
       
       SARAJEVO taz Eine Führungsrolle der Amerikaner fordert der ehemalige Hohe
       Repräsentant der internationalen Gemeinschaft in Bosnien und Herzegowina.
       In einem Memorandum fordert der seit 16 Jahren für Bosnien engagierte
       CDU-Politiker Christian Schwarz-Schilling die Trennung des Büros des Hohen
       Repräsentanten und die Funktion des EUSR, des EU Special Representative,
       die bisher in einer Hand zusammengefasst waren.
       
       Schwarz-Schilling, der sehr enge Kontakte mit der neuen amerikanischen
       Administration unterhält, möchte die Blockade der Politik in Bosnien
       aufheben und einen neuen Impuls für das Land anstoßen, da seit einigen
       Jahren keine Fortschritte in dem Land zu verzeichnen seien.
       
       Nach dem Rücktritt des bisherigen Amtsinhabers, des Slowaken Miroslav
       Lajcak, sei ein „gefährliches politisches Vakuum“ entstanden. Doch könnte
       nach Schwarz-Schilling die Lage genutzt werden, die gesamte Struktur der
       internationalen Präsenz zu überdenken. In seinem Vorschlag sollte mit dem
       bisherigen Stellvertreter Lajcaks, Raffi Gregorian, ein Amerikaner das Büro
       des Hohen Repräsentanten (OHR) übernehmen. Der Hohe Repräsentant sollte die
       nach dem Friedensschluß von Dayton 1995 übernommene Aufgabe der
       internationalen Gemeinschaft zu Ende führen und dem Land eine lebensfähig
       Struktur ermöglichen. Die durch den Krieg geschaffene ethnische Trennung
       habe sich über die politische Struktur des Landes eher verfestigt anstatt
       aufgeweicht zu werden. Die internationale Präsenz im Land dürfe deshalb
       nicht ausgedünnt, sondern mit der neuen Struktur handlungsfähiger werden.
       
       Im einzelen schlägt Christian Schwarz-Schilling vor, den künftigen Hohen
       Repräsentanten eine starke Stellung zu geben und weiterhin mit den so
       genannten Bonn Powers auszustatten, die es ihm ermöglichen, Gesetze zu
       kassieren und Politiker abzusetzen. Das Mandat sollte erst dann enden, wenn
       der Friedensimplementieurungsrat (PIC), in dem über 50 Staaten und
       internationale Organisationen den Friedensprozess im Lande überwachen, dies
       entscheidet. „Für die Internationale Gemeinschaft sollten die Beschlüsse
       des PIC weiterhin Richtschnur bleiben und das Ende des OHR erst ins Auge
       gefasst werden kann, wenn diese Beschlüsse implementiert worden sind und
       eine entsprechende Abschlussresolution im PIC gefasst worden ist,“ heißt es
       in dem Text.
       
       Europa habe sich in der Vergangenenheit als uneinig und damit oftmals als
       wenig handlungsfähig erwiesen, erklärt Schwarz-Schilling. Für den
       Repräsentanten der EU (EUSR) schlägt Schwarz-Schilling vor, diesen Posten
       sofort zu besetzen und mit dem bisherigen Leiter der schon vor Ort
       befindlichen Repräsentanten der EU-Kommission vereinigen. Damit hätte auch
       die EU ein handlungsfähiges Instrument, um die Weichen für eine
       EU-Mitgliedschaft des Landes zu stellen.
       
       „Mit dieser Arbeitsteilung wird die Balance zwischen Europa und den USA
       wieder voll hergestellt. Durch eine herausgehobene Position Russlands in
       der Struktur des OHR wird Russland für die verbleibende Zeit des OHR voll
       berücksichtigt und bleibt weiterhin für eine konstruktive Mitwirkung der
       Abwicklung des Dayton Abkommens eingebunden,“ heißt es in dem Dokument.
       
       6 Feb 2009
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Erich Rathfelder
       
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