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       # taz.de -- Sexueller Missbrauch im Sport: Gewalt als Normalität
       
       > Details über sexualisierte Gewalt im Schwimmverband verstören. Sie sind
       > Teil eines Systems, das auf Drill, Gehorsam und Rücksichtslosigkeit
       > beruht.
       
   IMG Bild: Die massive Gewalt im Sport, die weltweit offengelegt wurde, ist systemisch und vielfältig
       
       Wieder einmal erschüttert ein Skandal um sexualisierte Gewalt den
       organisierten Sport. Diesmal betrifft er den Schwimmverband: Kronzeuge
       einer ARD-Recherche ist der Ex-Wasserspringer Jan Hempel, der von
       Vergewaltigung über Jahre durch den eigenen Trainer und Vertuschung durch
       den Verband berichtet. Der Trainer wurde nie zur Rechenschaft gezogen und
       durfte auch nach seiner Entlassung auf Spitzenniveau weiterarbeiten.
       
       Die massive [1][Gewalt im Sport], die in den letzten Jahren weltweit
       offengelegt wurde, ist systemisch und vielfältig. Es wäre ein Fehler, sie
       auf sexualisierte Übergriffe zu reduzieren. Ebenso alltäglich sind
       körperliche und psychische Gewalt, etwa in Form von Training trotz
       Verletzung oder Schmerzen, von Schikane, Drill und Mobbing durch
       Trainer:innen, Druck zu Doping oder ungesundem Körpergewicht gerade bei
       Frauen. All das hat einen gemeinsamen Nenner: Gewalt gegen den Körper ist
       normalisiert – und wer das kritisiert, hat angeblich nicht verstanden, dass
       „Sport nun mal wehtut“.
       
       Aufklärung sexualisierter Gewalt wird oft sportlichem Erfolg und Kumpelei
       geopfert. Das geplante unabhängige Zentrum für [2][Safe Sport] ist ein
       wichtiger erster Schritt. Aber es muss finanziell und personell wesentlich
       besser ausgestattet sein als vorgesehen. Zudem fehlt eine Debatte über
       Ursachen. Expert:innen fordern schon lange eine Demokratisierung im
       Sport, dass Athlet:innen beim Training (mit-)bestimmen und auch Nein
       sagen lernen. Dazu: Trainer:innen-Duos statt Autokrat:innen, viel mehr
       Weiterbildung, viel mehr Supervision. Einheitliche Sanktionen, die der DOSB
       nun in seine Position aufgenommen hat, dürften auch helfen.
       
       Doch gibt es eine tiefere, noch kaum diskutierte Ebene. Denn wo es
       Medaillen nur für eine Form der Leistung gibt, die häufig nur durch Gewalt
       gegenüber dem Körper erreichbar ist, wo Geld nur für diese Medaillen
       verteilt wird und wo das Publikum nur dafür klatscht, bleiben
       Athlet:innen in einem System gefangen, das Rücksichtslosigkeit, Gehorsam
       und Gewalt zur Voraussetzung von Teilhabe macht.
       
       19 Aug 2022
       
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