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       # taz.de -- Shell-Jugendstudie 2019: Optimistisch, auch populistisch
       
       > Jugendliche legen viel Wert auf Umwelt- und Klimaschutz – das zeigt eine
       > Studie. Gleichzeitig finden auch rechtspopulistische Aussagen Zustimmung.
       
   IMG Bild: Am meisten Angst macht den Jugendlichen laut Studie das Thema Umweltverschmutzung
       
       Die Jugend von heute legt großen Wert auf Umwelt- und Klimaschutz, blickt
       meist optimistisch in die Zukunft, ist nicht in Lager gespalten und
       mehrheitlich tolerant und liberal: Das sind die zentralen Ergebnisse der
       18. Shell-Jugendstudie, die der Ölkonzern sponsert, in unregelmäßigen
       Abständen veröffentlicht und am Dienstag vorgestellt hat.
       
       Gleichzeitig finden aber auch rechtspopulistische Aussagen Zustimmung unter
       Jugendlichen in Deutschland: Mehr als zwei Drittel der Befragten waren der
       Meinung, man dürfe nichts Negatives über Ausländer sagen, ohne als Rassist
       zu gelten. Und mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer stimmten zu, dass
       „die Regierung der Bevölkerung die Wahrheit verschweigt“.
       
       Im Ganzen allerdings ist die große Mehrheit der Jugendlichen mit der
       Demokratie zufrieden. Derzeit sehen 77 Prozent der Befragten das so, der
       Wert steigt seit Jahren – vor allem im Osten Deutschlands. Dort zeigen sich
       drei Viertel aller Jugendlichen mit der Staatsform Demokratie zufrieden,
       heißt es in der Studie. Toleranz gegenüber anderen Lebensformen, sozialen
       Gruppen und Minderheiten bleibe ein „Markenzeichen“ der Jugendlichen,
       schreiben die Wissenschaftler.
       
       Dennoch hat die Studie ergeben, dass jeder fünfte Jugendliche es nicht gut
       fände, eine Flüchtlingsfamilie als Nachbarn zu haben. Bei türkischen
       Familien sehen das 18 Prozent so.
       
       Die Wissenschaftler halten fest: „Eine Polarisierung der jungen Generation
       im Sinne einer Aufspaltung in größere und unversöhnliche Lager lässt sich
       in Gänze nicht feststellen.“ Nur neun Prozent der Jugendlichen würden
       populistischen Statements durchgängig zustimmen und eine ablehnende Haltung
       gegenüber Vielfalt betonen.
       
       ## Wenig Vertrauen in Kirchen, Parteien, Banken
       
       Die Kritik am sogenannten Establishment bediene ein Empfinden, „nicht ernst
       genug genommen und übergangen zu werden“, schreiben die Wissenschaftler in
       der Studie. Für die Untersuchung wurden zwischen Januar und März dieses
       Jahres 2.572 Jugendliche zwischen zwölf und 25 Jahren per Fragebogen
       befragt. Mit 20 Jugendlichen fanden vertiefende qualitative Interviews
       statt.
       
       Am meisten Angst mache den Jugendlichen das Thema Umweltverschmutzung, fast
       drei Viertel nennen die Verschmutzung als Hauptproblem. 2015 war das noch
       die Angst vor Terroranschlägen, die nun auf Platz zwei liegt, auf Platz
       drei [1][liegt der Klimawandel]. Die Angst vor wachsender
       Ausländerfeindlichkeit (52 Prozent) ist genauso wie 2015 noch größer als
       vor weiterer Zuwanderung (33 Prozent). 2015 hatte sich noch jeder dritte
       Jugendliche dafür ausgesprochen, weniger Zuwanderer als bisher aufzunehmen
       – dieser Wert ist in diesem Jahr gestiegen, mittlerweile ist jeder zweite
       Jugendliche der Meinung, weniger Zuwanderer aufzunehmen.
       
       Der Studie zufolge informiert sich die Mehrheit der Jugendlichen [2][zu
       politischen Themen im Internet], das größte Vertrauen würden die meisten
       jungen Deutschen aber nach wie vor klassischen Medien wie dem Öffentlichen
       Rundfunk oder großen überregionalen Tageszeitungen entgegenbringe, heißt es
       in der Studie. Jeder zweite Jugendliche halte zum Beispiel Youtube für
       „weniger bis nicht vertrauenswürdig“.
       
       Wenig Vertrauen bringen Jugendliche der Studie zufolge außerdem
       Institutionen wie den Kirchen, Parteien, Banken und Unternehmen entgegen.
       Hohes Ansehen genießen bei den Jugendlichen andere Institutionen: die
       Polizei, das Bundesverfassungsgericht und Umweltschutzgruppen.
       
       15 Oct 2019
       
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