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       # taz.de -- Shutdown in den USA: Trump mauert nicht länger
       
       > Überraschende Wende im US-Haushaltsstreit: Der „Shutdown“ ist erstmal
       > beendet – zumindest bis zum 15. Februar.
       
   IMG Bild: Musste nachgeben: Donald Trump
       
       New York taz | Ein paar Stunden, nachdem die Chefin der Gewerkschaft der
       Stewardessen von einem Generalstreik sprach, beendete Donald Trump am
       Freitag [1][seinen Shutdown], mit dem er mehr als 800.000 Beschäftigte der
       Bundesregierung 35 Tage lang den Lohn entzogen und viele von ihnen [2][mit
       Arbeitsverpflichtungen traktiert] hatte.
       
       In seiner Ansprache vom Rosengarten hinter dem Weißen Haus behauptete Trump
       zwar weiterhin: „Mauern funktionieren. Sie tun es wirklich. Sie sind eine
       Sache des gesunden Menschenverstands“. Aber er machte zugleich eine
       Hundertachtzig-Grad-Kehrwende, indem er erklärte: „Wir brauchen keine Mauer
       von einem Ozean bis zum nächsten“. Damit beendete er die längste Schließung
       eines Teils der Regierungsgeschäfte in der US-Geschichte für zunächst drei
       Wochen, ohne sein Ziel erreicht zu haben.
       
       Trumps Ankündigung ist das Resultat eines Kompromisses. Danach ist der
       Shutdown zunächst bis zum 15. Februar beendet. Nach Trumps Ankündigung
       sollen die Beschäftigten „sehr bald“ Lohnrückzahlungen erhalten. Bis Mitte
       Februar will Trump weiterhin über seine Mauer verhandeln. Bei seinem
       Auftritt am Freitag drohte er erneut an, dass er den nationalen Notstand
       erklären könne, wenn er die Mauer nicht bekomme.
       
       Kurz vor Schluss des Shutdown waren die Konsequenzen immer deutlicher
       geworden und selbst Trump wurde wohl klar, dass er – und seine Partei –
       dafür verantwortlich gemacht wurden. Mitte der Woche hatten zahlreiche
       Bundesbeschäftigte eindrückliche Proteste organisiert – unter anderem in
       Räumen des US-Kongress. Dabei beschrieben sie, wie groß die Probleme nach
       mehr als einem Monat ohne Lohn waren.
       
       Manche hatten sich in die Schlangen der Armenküchen eingereiht, andere
       hatten Eltern und Freunde um Hilfe angebettelt. Viele mussten harte
       finanzielle Entscheidungen fällen. Wie die Frage, ob sie ihr Restgeld für
       Medizin, für die Universität ihrer Kinder oder für ihre Hypothek oder Miete
       verwenden sollen. Ein Teil der Bundesbeschäftigten in den USA kommt schon
       unter normalen Umständen angesichts von niedrigen und von Trump
       eingefrorenen Löhnen nur knapp über die Runden. Ersparnisse haben nur die
       wenigsten.
       
       ## Chaos an Flughäfen
       
       Der Druck auf Trump erhöhte sich auch dadurch, dass sich immer mehr
       Sicherheitsbeschäftigte an den Flughäfen und an den Grenzen krankmeldeten.
       Sie gehörten zu den Personen, die seit dem Beginn des Shutdown – unter
       Androhung des Verlustes ihres Arbeitsplatzes – dienstverpflichtet waren,
       aber keinen Lohn bekamen. Die Vizepräsidentin der Fluglotsengewerkschaft
       National Air Traffic Controllers Association, sprach am Donnerstag auf dem
       TV-Sender PBS vom wachsenden Stress der Fluglotsen, der die Luftfahrt in
       den USA unsicherer mache.
       
       In New York und an anderen Flughäfen des Landes mussten am Freitag
       zahlreiche Flüge aus Sicherheitsgründen verschoben werden, weil nicht
       genügend Personal vorhanden war. Am selben Tag warf Sara Nelson, Chefin der
       Association of Flight Attendants-CWA, das Stichwort „Generalstreik“ in die
       Runde.
       
       Seit Beginn des Shutdown am 22. Dezember operierte die neue Chefin des
       Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, gegen Trumps Strafaktion. Die
       Demokratin lehnte jede Diskussion über eine Mauer oder andere
       Grenzsicherungsmaßnahmen ab, solange der Shutdown anhalte. Zuletzt lud sie
       Trump auch [3][für den kommenden Dienstag aus], dem Tag, an dem der
       Präsident normalerweise vor dem kompletten Kongress der USA seine jährliche
       Ansprache zur „Lage der Union“ hält. Das Auftreten der Sprecherin während
       des Shutdowns nennen manche DemokratInnen „Pelosis' besten Moment“.
       
       ## Die Demokraten und die Grenze
       
       Trump hat den Shutdown damit begründet, dass er die Zustimmung des
       Kongresses zu 5,7 Milliarden Dollar für den Bau einer Grenzmauer wolle.
       Nachdem die RepublikanerInnen die Mehrheit im Repräsentantenhaus verloren
       hatten, fiel ihm kein besseres Mittel ein, um seinen Willen durchzusetzen.
       Für die Hartnäckigkeit der DemokratInnen sorgte einerseits der Wahlerfolg,
       bei dem sie bei den Midterms das Repräsentantenhaus zurückeroberten und
       andererseits die neu erstarkte Parteilinke.
       
       Grundsätzlich ist die Demokratische Partei nicht gegen eine Aufrüstung an
       der Südgrenze. In den zurückliegenden Jahren hat sie Milliarden dafür
       ausgegeben. Während Trump die Mauer mit der Abwehr von EinwandererInnen,
       von „Kriminellen“ und von illegalen Drogen begründet, hat Pelosi am Freitag
       erklärt: „Das Insistieren auf einer Mauer ist ein Luxus, den sich unser
       Land nicht länger leisten kann“.
       
       Sie fügte hinzu, dass „90 Prozent der illegalen Drogen“ und „sehr viele
       Asylbewerber“ nicht über die grüne Grenze, sondern über offizielle
       Grenzstationen kämen. Genau dort will die demokratische Sprecherin mehr in
       Sicherheitsmaßnahmen investieren, um sie gegen den „Schmuggel von
       Schusswaffen, und Drogen“ zu sichern.
       
       Nicht alle DemokratInnen sind mit Pelosi einverstanden. Die demokratische
       Sozialistin Alexandria Ocasio-Cortez stimmte am Mittwoch im
       Repräsentantenhaus als einzige Demokratin gegen einen „Kompromissvorschlag“
       für das vorläufige Ende des Shutdown, der auch die Finanzierung der
       Abschiebebehörde ICE (Immigration and Customs Enforcement) vorsieht. Wie
       viele Linke und EinwanderungsaktivistInnen ist Ocasio-Cortez für die
       Auflösung und ersatzlose Abschaffung der Abschiebebehörde ICE.
       
       26 Jan 2019
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Dorothea Hahn
       
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