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       # taz.de -- Skandalverfahren gegen Trump-Vertrauten: Trump kämpft gegen die Justiz
       
       > Der Ex-Trump-Vertraute Roger Stone soll verurteilt werden. Doch
       > Justizminister und US-Präsident mischen sich ein, vier Staatsanwälte
       > treten zurück.
       
   IMG Bild: Wartet auf seine Verurteilung: Ex-Trump-Vertrauter Roger Stone in Washington 2019
       
       Washington dpa | Die bevorstehende Verurteilung eines langjährigen
       Vertrauten von US-Präsident Donald Trump, [1][Roger Stone], hat sich zu
       einem brisanten Politikum entwickelt. Nach Kritik aus dem Weißen Haus und
       einer direkten Intervention des Justizministeriums erklärten am Dienstag
       alle vier mit dem Fall befassten Staatsanwälte ihren Rücktritt. Dieser
       ungewöhnliche Schritt wurde weithin als Protest gegen die offenbar
       politisch motivierte Einmischung der Regierung verstanden. Stone muss sich
       wegen seiner Rolle in der Russland-Affäre vor Gericht verantworten.
       
       Die Ankläger hatten dem Bundesgericht in Washington am Montag angesichts
       der Schwere von Stones Vergehen eine Haftstrafe von sieben bis neun Jahren
       Gefängnis empfohlen. Präsident Trump zürnte daraufhin auf Twitter, eine
       solche „Verfehlung der Justiz“ dürfe nicht erlaubt werden. Das
       vorgeschlagene Strafmaß sei „eine schreckliche und sehr unfaire Situation“,
       schrieb er.
       
       Obwohl sich das Justizministerium für gewöhnlich nicht gegen Empfehlungen
       von Staatsanwälten stellt, erklärte die Behörde nur wenige Stunden später,
       dass der Vorschlag der Ankläger „exzessiv und ungerechtfertigt“ sei. Das
       Ministerium empfahl dem Gericht ein „deutlich geringeres“ Strafmaß. Das
       Gericht wollte das Strafmaß ursprünglich noch diesen Monat festlegen.
       
       Der Minderheitsführer im US-Senat, der Demokrat Chuck Schumer, schrieb der
       Kontrollbehörde des Justizministeriums und verlangte eine „beschleunigte
       Untersuchung“ der Umstände, die zur Einmischung der Behörde führten. Wenn
       es dem Präsidenten möglich sei, die Justiz zu beeinflussen, um seine
       Freunde und Partner zu schützen, würden die US-Bürger das Vertrauen in die
       Justiz verlieren, warnte Schumer.
       
       ## Trump könnte Stone sofort begnadigen
       
       Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, warf
       Trump „politische Einmischung“ in Angelegenheiten der Justiz vor. Auch sie
       forderte eine unabhängige Untersuchung des Vorgangs. Das Justizministerium
       habe mit seinem „unerhörten“ Handeln die Rechtsstaatlichkeit „schwer
       geschädigt“, erklärte Pelosi.
       
       Trotz seines Tweets zu dem Fall erklärte Trump am Dienstagabend im Weißen
       Haus, dass er sich gar nicht eingemischt habe. „Ich war damit überhaupt
       nicht befasst. Ich fand, dass es eine beschämende Empfehlung war, sie
       sollten sich schämen“, sagte der Präsident mit Blick auf die Staatsanwälte.
       
       Später machte er seiner Wut noch über Twitter Luft: „Wer sind diese vier
       Staatsanwälte, die einfach weggelaufen sind, nachdem aufgedeckt wurde, dass
       sie eine lächerliche neunjährige Haftstrafe empfehlen“, fragte Trump. Stone
       sei ein Opfer der „illegalen“ Russland-Ermittlungen, schrieb er. Trump
       griff auch die zuständige Richterin Amy Berman Jackson direkt an. Zudem
       verbreitete er einen Aufruf zu Stones Begnadigung weiter. Trump könnte ihn
       nach der Verurteilung theoretisch begnadigen.
       
       Stone war im November von einer Jury in mehreren Anklagepunkten schuldig
       gesprochen worden. Ihm werden im Zusammenhang mit Kontakten zur
       Enthüllungsplattform Wikileaks unter anderem Falschaussagen, Behinderung
       von Ermittlungen und Beeinflussung von Zeugen zur Last gelegt. Stone hatte
       die Vorwürfe zurückgewiesen.
       
       ## Vorwurf: Falsche Aussagen vor dem US-Kongress
       
       Hintergrund sind die Untersuchungen von Sonderermittler [2][Robert Mueller]
       dazu, ob es im Präsidentschaftswahlkampf 2016 Absprachen des Trump-Lagers
       mit Russland gab. Stone hatte 2015 für Trump gearbeitet und stand auch
       danach weiter in Kontakt mit ihm, als eine Art informeller Berater.
       
       Die Vorwürfe gegen Stone stehen in Verbindung mit einem Hackerangriff auf
       E-Mail-Konten der Demokraten während des Wahlkampfes 2016, für den
       US-Geheimdienste Russland verantwortlich machten. Dabei waren E-Mails aus
       dem Umfeld der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton
       gestohlen worden, die später [3][von Wikileaks veröffentlicht] wurden.
       
       Mueller warf Stone vor, vor dem US-Kongress falsche Angaben dazu gemacht zu
       haben, was er darüber wusste und mit wem er darüber wie kommuniziert hatte.
       Außerdem soll er einen anderen Zeugen bedrängt haben, falsche Angaben in
       der Sache zu machen.
       
       12 Feb 2020
       
       ## LINKS
       
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