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       # taz.de -- Skirennläuferin Mikaela Shiffrin: Zurück ins Leben
       
       > Mikaela Shiffrin hat das erste Weltcup-Rennen der Saison gewonnen. Nach
       > einem schwierigen Jahr will sie wieder um den Gesamtweltcupsieg fahren.
       
   IMG Bild: Umarmung gibt es später: Skirennläuferin Mikaela Shiffrin
       
       Die Zielraumkamera hatte sich schon mal postiert. Sie richtete sich aber
       nicht auf die Tribüne, die beim alpinen Weltcup-Auftakt [1][in Sölden] nach
       einem Jahr der Stille und Leere wieder voll war. Auch nicht auf die
       Trainer, Betreuer oder auf die im Moment Führende des Riesenslaloms – oder
       Eileen Shiffrin, die Mutter der jungen Dame, die nun gleich zum zweiten Mal
       die steile Piste auf dem Rettenbachgletscher hinunterfahren würde. Ein
       junger Mann in gelber Skijacke und grauer Jogginghose war das Objekt der
       Begierde. Kein Unbekannter in der Branche, aber immerhin ein ehemaliger
       Gesamtweltcupsieger.
       
       Aber bis zu dieser Saison hätte wohl niemanden besonders interessiert, wenn
       Aleksander Aamodt Kilde bei einem Frauenrennen im Zielraum gestanden wäre.
       Nun ist er aber seit einigen Monaten der Freund von Mikaela Shiffrin. Die
       erfolgreichste aktive Skirennläuferin und der Norweger, der nach seinem
       Kreuzbandriss im vergangenen Winter wieder den Gesamtweltcup in Angriff
       nehmen will, sind nun so etwas wie das Glamour-Paar des Skisports.
       
       Als Shiffrin mit Bestzeit im Ziel abschwang, reckte Kilde die zu Fäusten
       geballten Hände in die Höhe, kurz darauf kam Eileen Shiffrin und herzte den
       Herzensmann ihrer Tochter. Ein paar Minuten später stand fest, dass die
       Amerikanerin das erste Weltcup-Rennen der Saison gewonnen hatte, weil die
       Führende nach dem ersten Durchgang, Lara Gut-Behrami aus der Schweiz, in
       der Addition der beiden Läufe 14 Hundertstelsekunden langsamer war.
       
       Es war aber nicht einfach nur der 70. Weltcupsieg der 26-Jährigen aus den
       USA, sondern vielmehr ein Signal. Für die Konkurrenz, aber auch für sie
       selbst die Bestätigung, bereit zu sein für die großen Ziele in diesem
       Winter. „Die große Frage“, sagte Shiffrin am Samstag, „war ja, ob ich auch
       wieder [2][mit dem Feuer von früher fahren kann] und wieder gewinnen kann.“
       
       ## Neustart für Shiffrin
       
       Diese Saison ist auch ein Neustart für Shiffrin. Vor dem Auftakt hatte sie
       erklärt, sie träume davon, bei den Olympischen Winterspielen in Peking in
       allen fünf Disziplinen an den Start zu gehen und wieder um den
       Gesamtweltcupsieg mitzufahren. „Das bedeutet aber natürlich, dass es eine
       größere Vorbereitung braucht, auch mental.“ Der vergangene Winter war nach
       dem tragischen Tod ihres Vaters im Februar 2020 wie eine Therapie. Nur ganz
       langsam fand sie zurück ins Leben, in ein neues Leben.
       
       Allerdings sind auch die Resultate einer Shiffrin, die nicht mit voller
       Leidenschaft und Konzentration ihren Sport betreiben kann, noch sehr gut.
       Sie gewann drei Weltcup-Rennen und stand insgesamt zehn Mal auf dem Podest.
       Bei der WM in Cortina d’Ampezzo war dann schon wieder etwas zu sehen von
       der früheren Mikaela Shiffrin. Sie holte in jedem ihrer vier Rennen eine
       Medaille, einmal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze. Zu diesem
       Zeitpunkt, wie sie jetzt erst verriet, waren sie und Kilde sich bereits
       nähergekommen. Er hat ihr geholfen, wieder zu sich selbst zu finden. „He is
       a special one“, sagt Shiffrin, er ist besonders.
       
       ## „Er ist auf der gleichen Wellenlänge“
       
       Früher hätte sie sich nicht vorstellen können, dass einmal ihr Freund im
       Ziel stehe, weil sie das Gefühl gehabt hätte, sich ablenken zu lassen, gab
       sie zu. Ihr früherer Lebensgefährte, der Riesenslalom-Weltmeister Mathieu
       Faivre, war jedenfalls nie bei Rennen von Shiffrin aufgetaucht, selbst wenn
       es der Rennkalender zugelassen hätte. Aber bei Kilde scheint das anders zu
       sein. Seine Nähe, auch rund um den Wettkampf, hilft ihr. „Er ist auf der
       gleichen Wellenlänge, motiviert mich.“ Und er ist auch ein guter Berater
       bei allen Fragen rund ums Skifahren. „Wir sind ein starkes Team, stärker.
       als wir vorher ohne den anderen waren“, sagte Kilde zuletzt in der
       Schweizer NZZ.
       
       Es scheint die beiden nicht, oder noch nicht, zu stören, dass jeder Jubel,
       jede Umarmung festgehalten, kommentiert wird. Aber sie hatten sich im
       Sommer auch bewusst entschieden, ihre Beziehung öffentlich zu machen.
       Zuletzt traten sie zusammen bei einem Medientermin ihrer Skifirma auf und
       ließen sich für eine Zeitung interviewen. In den nächsten Wochen müssen die
       beiden aber erst einmal wieder getrennte Wege gehen. Shiffrin bereitet sich
       auf die Rennen in Levi und Killington in Amerikas Osten vor, Kilde auf die
       Speedrennen in Kanada und Colorado.
       
       24 Oct 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Elisabeth Schlammerl
       
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