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       # taz.de -- Soziale Abfederung im Heizungsstreit: Grüne wollen Heizungstausch fördern
       
       > Beim umstrittenen Heizungsgesetz wagt die Grünen-Fraktion einen neuen
       > Vorstoß zur sozialen Abfederung. SPD und FDP befürchten zu viel
       > Bürokratie.
       
   IMG Bild: An der sozialen Abfederung beim Heizungstausch kann noch gedreht werden
       
       Berlin taz | Ein Papier der Grünen-Fraktionsspitze für eine sozialere
       Ausgestaltung des Heizungsgesetzes stößt bei den Koalitionspartnern SPD und
       FDP auf verhaltene Reaktionen. In dem Papier zur Aktualisierung des
       Gebäudeenergiegesetzes, wie das Gesetz offiziell heißt, das die
       Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge sowie die Vizevorsitzenden Julia
       Verlinden und Andreas Audretsch verfasst haben, soll die Förderung beim
       Austausch einer alten Öl- und Gasheizung nach Einkommen gestaffelt werden.
       
       Statt wie bisher geplant soll der Einbau einer neuen Heizung nicht mehr mit
       maximal 50 Prozent, sondern mit bis zu 80 Prozent gefördert werden. Diese
       Höchstförderung sollen Haushalte mit einem Einkommen von unter 20.000 Euro
       pro Jahr erhalten. Stufenweise würde die Förderung dann sinken. Haushalte
       mit einem Jahreseinkommen von bis zu 60.000 Euro sollen etwa noch 40
       Prozent der Gesamtkosten für ihre neue Heizung erstattet bekommen. Die
       Grundförderung von 30 Prozent der Investitionskosten bleibt erhalten.
       
       ## Antragstellung nach Vorbild des Baukindergeldes
       
       Die FDP sieht weiteren Gesprächsbedarf bei der „sozialen Abfederung der
       Regelungen“, wie der Bau- und wohnungspolitische Sprecher, Daniel Föst,
       mitteilte. „Wir brauchen eine schnelle und bürokratiearme Förderung“, sagte
       er. „Aus unserer Sicht ist das Papier nicht ausreichend“, sagte Timon
       Gremmels, der für die SPD Berichterstatter bei den Verhandlungen über das
       Gebäudeenergiegesetz ist. Mieterinnen und Mieter, Rentnerinnen und Rentner
       kämen zu kurz. „Die Nöte und Sorgen sind groß“, sagte Gremmels. Er fügte
       hinzu: „Wir müssen gucken, dass die Förderbedingungen ausreichen und die
       richtigen treffen. Weder Robert Habeck noch ich brauchen finanzielle
       Hilfen.“ Ebenso wie Föst befürchtet Gremmels bei der Umsetzung der
       Fördermaßnahmen zu hohen bürokratischen Aufwand.
       
       Die Grünen wollen die Förderung nach dem Vorbild des früheren
       Baukindergeldes organisieren. In ihrem Papier heißt es, Anträge könnten
       nach diesem „erprobten und unkomplizierten Verfahren“ gestellt werden.
       Dabei werde das durchschnittliche Einkommen der letzten beiden Jahre als
       Bemessungsgrundlage herangezogen. Eine bereits geplante Förderung durch
       Kredite soll angepasst werden, sodass sich Zinsen und Tilgung ebenfalls an
       der Einkommenshöhe orientieren.
       
       ## Verbesserter Mieterschutz geplant
       
       Der Vorschlag der Grünen sieht auch Verbesserungen beim Mieterschutz vor.
       Die [1][sogenannte Modernisierungsumlage] soll auf höchstens vier Prozent
       im Jahr und nicht mehr als 1,50 Euro monatlich pro Quadratmeter innerhalb
       von acht Jahren begrenzt werden. Die FDP will die Umlage dagegen erhöhen.
       „Vermieterinnen und Vermieter dürfen nicht mit Modernisierungskosten allein
       gelassen werden“, heißt es als Begründung im FDP-Parteitagsbeschluss vom
       vergangenen April.
       
       Am 25. Mai soll über das reformierte Gebäudeenergiegesetz erstmals im
       Bundestag debattiert werden. Im Gesetzentwurf ist festgehalten, dass ab
       Januar 2024 Heizungen mindestens zu 65 Prozent aus Erneuerbaren Energien
       betrieben werden. Ab dem Jahr 2045 muss dann möglichst jede neu eingebaute
       Heizung ohne klimaschädliches Gas oder Kohle auskommen. 2045 markiert das
       Ziel der angestrebten Klimaneutralität Deutschlands. So ist es im
       Klimaschutzgesetz festgehalten.
       
       ## Gesetzesfahrplan bis zur Sommerpause
       
       Das Papier der Grünen-Fraktionsspitze ist ein neuer Versuch, eine
       umfangreichere soziale Förderung in dem Gesetzestext sowie daran
       anschließend in der entsprechenden Förderrichtlinie (Bundesförderung für
       effiziente Gebäude, kurz BEG) zu verankern. Vor dem Kabinettsbeschluss
       hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bei den Verhandlungen
       einen ersten Anlauf für eine einkommensabhängigen Förderung gemacht, war
       aber gescheitert.
       
       Nach der ersten Lesung Ende Mai soll das Gebäudeenergiegesetz Mitte und
       Ende Juni weiter im Bundestag beraten werden. Am 7. Juli könnte dann der
       Bundesrat final darüber entscheiden.
       
       5 May 2023
       
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