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       # taz.de -- Spaniens Ex-Diktator Franco: Grab darf umgebettet werden
       
       > Das Oberste Gericht hat entschieden, dass die Überreste des Diktators
       > exhumiert werden dürfen. Und das gegen eine Klage seiner Nachkommen.
       
   IMG Bild: Sánchez will das „Valle de los Caídos“ zu einer Erinnerungsstätte u. a. für den Bürgerkrieg machen
       
       Madrid taz | Das Oberste Gericht Spaniens hat die Exhumierung der
       sterblichen Überreste des früheren Diktators Francisco Franco bewilligt.
       Die sechs Richter wiesen damit einstimmig eine Klage der Enkel des Generals
       zurück, der Spanien fast 40 Jahre mit eiserner Hand regiert hatte.
       
       Mit dem Urteil machen die Richter den Weg für die Pläne des sozialistischen
       Ministerpräsidenten Pedro Sánchez frei. Er will den Begräbnisort, das
       sogenannte „Valle de los Caídos“, das von einem 153 Meter hohen Kreuz
       überragt wird, zu einer nationalen Erinnerungsstätte für Bürgerkrieg und
       Opfer der Diktatur machen.
       
       Die sterblichen Überreste Francos ruhen seit seinem Tod 1975 in einer von
       Zwangsarbeitern in den Fels gehauenen Kathedrale in den Bergen nördlich der
       Hauptstadt Madrid. Das „Tal der Gefallenen“, in dem neben dem Diktator auch
       der Gründer der faschistischen Falange, José Antonio Primo de Rivera,
       begraben liegt, ist eine Pilgerstätte für Ewiggestrige.
       
       In den Jahren der Diktatur wurden die Überreste von 31.000 Gefallenen
       beider Seiten aus dem spanischen Bürgerkrieg (1936–1939), aus Kriegsgräbern
       geholt und im Tal der Gefallenen in Felsgalerien bestattet. Für Franco war
       dies seine Art der Aussöhnung. Die Familien derer, die die Republik und
       damit die demokratische Ordnung verteidigten, wurden nicht gefragt, ob sie
       damit einverstanden sind.
       
       Sánchez kündigte die [1][Umbettung bereits im Juni 2018 an], nur wenige
       Tage, nachdem er per Misstrauensvotum an die Regierung kam. Neben der
       Franco-Familie hatte auch die Franco-Stiftung und der Benediktinerorden,
       der die Kathedrale im Tal der Gefallenen betreut, gegen die Maßnahme
       geklagt.
       
       Die stellvertretende Ministerpräsidentin Carmen Calvo kündigte an, dass die
       Regierung versuchen werde, die Exhumierung noch vor den Parlamentswahlen am
       10. November zu bewerkstelligen. „Die Vorbereitungen sind sehr weit
       fortgeschritten“, versichert sie.
       
       ## Kämpfen bis zum Schluss
       
       Franco soll dann an der Seite seiner Frau auf dem Friedhof Mingorrubio
       außerhalb von Madrid beigesetzt werden. Auch dem stimmten die Richter zu
       und erteilten damit den Plänen der Familie eine Absage, Franco im Falle
       eine Exhumierung in einem Familiengrab in einer Krypta mitten in der
       spanischen Hauptstadt zu beerdigen. Die Regierung hatte das aus
       „Sicherheitsgründen“ zurückgewiesen. Sie befürchtete eine neue, noch
       prominentere Pilgerstätte.
       
       „Wir kennen die Urteilsbegründung noch nicht im Wortlaut“, erklärte der
       Anwalt der Francos, Luis Felipe Ultrera Molina dem staatlichen Fernsehen
       TVE. „Aber die Entscheidung meiner Mandanten ist es, bis zum Ende für die
       Würde zu kämpfen. Wir werden alle verfügbaren Ressourcen ausschöpfen, über
       das Verfassungsgericht bis hin zum europäischen Menschenrechtsgerichtshof.
       Eine Regierung hindert eine Familie daran, eines ihrer Mitglieder dort zu
       begraben, wo sie es für angebracht hält“, fügte er hinzu.
       
       „Ich glaube nicht, dass das Verfassungsgericht soweit geht, dem Obersten
       Gericht zu widersprechen“, sagte Emilio Silva, Vorsitzender der wichtigsten
       Organisation von Opfern der Diktatur, der Vereinigung zur Wiedererlangung
       der historischen Erinnerung (ARMH).
       
       „Es ist Zeit, dass [2][43 Jahre nach Ende der Diktatur] die Demokratie die
       Familie zwingt, Franco umbetten zu lassen“, sagt Silva, dessen Großvater
       einst von den Faschisten standrechtlich erschossen und in einem Massengrab
       verscharrt wurde. Allerdings ist er dagegen, den Leichnam in Mingorrubio
       beizusetzen.
       
       Der Friedhof ist Teil des staatlichen Kulturerbes. Er liegt in El Pardo,
       einem riesigen Gebiet, in dem auch König Felipe VI. seine Residenz hat.
       „Wir Opfer sind nicht damit einverstanden, dass der Diktator auf
       öffentlichem Boden bestattetet und das Grab sowie die Instandhaltung mit
       unseren Steuern finanziert wird“, fügt Silva hinzu.
       
       24 Sep 2019
       
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