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       # taz.de -- Spaniens Ministerpräsident: Sánchez bleibt im Amt
       
       > Mit Spannung hatte Spanien darauf gewartet, ob Ministerpräsident Sánchez
       > zurücktritt. Er tut es nicht – und beklagt „gezielte Desinformation“.
       
   IMG Bild: Er bleibt: Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez
       
       Madrid afp | Die Tage der politischen Ungewissheit in Spanien sind vorbei:
       Nach fünftägiger Bedenkzeit hat sich Ministerpräsident Pedro Sánchez trotz
       der Korruptionsvorwürfe gegen seine Frau für den Verbleib im Amt
       entschieden. „Ich habe beschlossen weiterzumachen“, sagte Sánchez am Montag
       in einer Fernsehansprache. Die Vorwürfe gegen seine Frau bezeichnete er als
       Teil einer „Diskreditierungskampagne“ der Opposition.
       
       Sánchez' Entscheidung war mit Spannung erwartet worden. Nach Bekanntwerden
       von Vorermittlungen gegen seine Ehefrau Begoña Gómez hatte der
       sozialistische Regierungschef vergangene Woche [1][angekündigt, über einen
       Rücktritt nachdenken zu wollen]. Seit dieser Ankündigung hatte sich der
       52-jährige in Schweigen gehüllt – und zwar auch dann noch, als die
       Staatsanwaltschaft am Donnerstag die Einstellung der Ermittlungen gegen
       Gómez beantragte. Ein Rücktritt hätte womöglich Neuwahlen für Spanien
       bedeutet.
       
       Der Regierungschef wies in seiner Ansprache zurück, dass es sich bei dem
       Gedankenspiel zu einem Rücktritt um „politisches Kalkül“ gehandelt habe. Er
       habe „innehalten und über die wachsende Polarisierung in der Politik
       nachdenken“ müssen, die zunehmend von „gezielter Desinformation“ geprägt
       sei. „Zu lange haben wir zugelassen, dass dieser Dreck unser politisches
       und öffentliches Leben mit giftigen Methoden korrumpiert, die noch vor
       wenigen Jahren unvorstellbar waren“, sagte Sánchez.
       
       Seiner Ehefrau wurde laut einem Gericht in Madrid „Einflussnahme und
       Korruption im Geschäftsleben“ im Zusammenhang mit Corona-Hilfsgeldern
       vorgeworfen. Die Ermittlungen gingen demnach auf eine Anzeige der
       Antikorruptionsorganisation Manos Limpias (Saubere Hände) zurück. Diese
       soll rechtsextremen Kreisen nahestehen.
       
       Die Gruppe, die bereits mehrere erfolglose Klagen gegen Politiker
       eingereicht hat, erklärte vergangene Woche im Onlinedienst X, ihre Anzeige
       gegen Gómez fuße auf Medienberichten, für deren Wahrheitsgehalt sie nicht
       bürgen könne.
       
       Streitpunkt Amnestie für Separatisten 
       
       Die spanische Rechte verunglimpft Sánchez, weil seine Minderheitsregierung
       bei der Verabschiedung von Gesetzen auf die Unterstützung der Linken und
       der katalanischen und baskischen Separatistenparteien angewiesen ist.
       Insbesondere die Entscheidung der Regierung, hunderten katalanischen
       Separatisten Amnestie für ihre Beteiligung an den gescheiterten
       Unabhängigkeitsbestrebungen 2017 zu gewähren, hat zu Wut im rechten und
       konservativen Lager gesorgt.
       
       Sánchez regiert das Land seit 2018. Nach seiner Ankündigung über einen
       möglichen Rücktritt [2][hatten am Wochenende in Madrid tausende Menschen
       für seinen Verbleib im Amt demonstriert]. Der Regierungschef sagte am
       Montag, seine Entscheidung, weiterzumachen, sei „entscheidend beeinflusst“
       worden durch die massive Unterstützung. Die Opposition hatte Sánchez'
       Rücktrittsgedanken als „Schauspiel“ kritisiert, mit dem er sich zum Opfer
       stilisiere.
       
       29 Apr 2024
       
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