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       # taz.de -- Spannungen zwischen China und Taiwan: Militärübung als „strenge Warnung“
       
       > China nutzt Luft- und Seeübungen rund um Taiwan als Drohung. Zuvor war
       > Taiwans Vizepräsident William Lai zum Missfallen Chinas nach Paraguay
       > gereist.
       
   IMG Bild: Auf diesem Bild, das aus einem Video des chinesischen Fernsehsenders CCTV stammt, führt ein chinesisches Kriegsschiff Übungen in einem Gebiet um Taiwan durch
       
       BUENOS AIRES taz | China hat am Samstag Militärmanöver vor Taiwan
       abgehalten. Die Streitkräfte hätten „Luft- und Seeübungen der Marine und
       der Luftwaffe rund um die Insel Taiwan gestartet“, meldete die staatliche
       chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Sie sollen als „strenge Warnung“ vor
       Absprachen von taiwanischen „Separatisten“ mit dem Ausland dienen.
       Chinesische Kampfflugzeuge wären nach Meldungen aus Taiwan über 40 Mal in
       die taiwanische Luftverteidigungszone eingedrungen.
       
       Chinas Staatsführung reagiert damit auf eine Reise von Taiwans
       Vizepräsident William Lai nach Paraguay. Lai war zur Amtseinführung des
       neuen Präsidenten Santiago Peña nach Asunción gereist und hatte
       anschließend einen Zwischenstopp in den USA eingelegt. Bereits zuvor hatten
       die USA China gewarnt, Lais Anwesenheit als „Vorwand für provokative
       Aktionen“ zu nutzen.
       
       Lai hatte bekräftigt, mit seinem Beisein „die Wichtigkeit von Taiwans
       diplomatischen Beziehungen zu Paraguay betonen“ zu wollen. Paraguay ist das
       einzige südamerikanische Land, das Taiwan als unabhängigen Staat anerkennt;
       weltweit tun dies nur 14 Länder. Chinas Reaktion fällt auch so heftig aus,
       weil Lai bei der kommenden taiwanesischen Präsidentschaftswahl im Januar im
       Amt bestätigt werden möchte. China sieht die selbstverwaltete Insel Taiwan
       als Teil seines Territoriums, das es wieder mit dem Festland vereinigen
       will – notfalls mit militärischer Gewalt.
       
       ## Enge Verbindung seit den Zeiten Stroessners
       
       Die Verbindung Paraguays mit Taiwan hat historische Wurzeln. 1957 beschloss
       der damalige Diktator Alfredo Stroessner, diplomatische Beziehungen zu
       Taiwan aufzunehmen, da beide Länder eine starke antikommunistische Agenda
       verfolgten. Trotz zunehmender Kritik, vor allem aus dem Lager der großen
       Agrarproduzenten, hatte der rechts-konservative Peña bereits im Wahlkampf
       versichert, dass er an diesen Beziehungen festhalten werde und war nach
       seinem Triumph demonstrativ nach Taiwan gereist.
       
       Der Druck der Sojahersteller, von der Taiwan-Politik abzurücken, ist groß
       und zugleich scheinheilig. Denn dass paraguayisches Soja indirekt doch nach
       China gelangt, ist bekannt. Einer der vielen Umwege führt über die
       argentinischen Biodieselfabriken in Rosario. Dort wird auch Soja aus
       Paraguay zu Öl oder Granulat verarbeitet und nach China verschifft. „Wir
       haben keine Beschränkungen für den Handel mit China“, sagte Peña und
       beklagte, dass es Peking ist, das „Beschränkungen“ auferlegt, mit denen es
       Paraguays Bruch mit Taiwan erzwingen will.
       
       Fleisch- und Sojaexporte sind eine wichtige Quelle für den ungleich
       verteilten Reichtum des südamerikanischen Landes. Sie verursachen immense
       ökologische Kosten. Viehzucht und Ackerbau sind die treibenden Faktoren für
       die legale und illegale Entwaldung, vor allem in der Region Gran Chaco. Von
       2017 bis 2020 wurden dort mindestens 670.000 Hektar Wald gerodet, heißt es
       in einem Bericht des nationalen Waldinstituts. Der Gran Chaco ist nach dem
       Amazonas das [1][zweitgrößte Waldökosystem in Südamerika].
       
       Dass der neue Präsident Santiago Peña die Entwaldung nicht stoppen wird,
       hat er mit seinen kritischen Anmerkungen zu Waldschutzforderungen der
       Europäischen Union beim geplanten Freihandelsabkommen zwischen der EU und
       der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur bereits angedeutet.
       „Die EU muss klarzustellen, ob sie mit einem Freihandelsabkommen
       vorankommen will oder nicht. Ihre Forderungen würden die wirtschaftliche
       Entwicklung des Sojaexporteurs Paraguay behindern“, so Peña.
       
       19 Aug 2023
       
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