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       # taz.de -- Sparhaushalt von CDU und SPD in Berlin: Berlin trägt die schwarz-rote Laterne
       
       > Statt Berlin zukunftsfest für den Klimawandel zu machen, wickelt der
       > Senat die Verkehrswende ab. Spitzenreiter ist Berlin nur beim
       > Schäppchenparken.
       
   IMG Bild: Diese rote Laterne trägt auch die Berliner CDU mit
       
       Sogar der ADAC ist im Denken inzwischen weiter als die schwarz-rote
       Berliner Koalition. „Ein gut ausgebauter ÖPNV ist das Rückgrat der
       Mobilität in einer wachsenden Stadt“, heißt es in einer Mitteilung des
       Automobilclubs zu den Sparbeschlüssen von CDU und SPD.
       
       Dass selbst der Autolobby die Autopolitik in Berlin zu weit geht, mag
       überraschend sein. Doch was nutzt die freie Fahrt für freie Bürger, wenn
       der ÖPNV zusammenbricht und ein großer Teil von der Schiene auf die Straße
       drängt? Genau das droht schließlich mit der Rückabwicklung der
       Verkehrswende, die der „Konsolidierungsliste“ eingeschrieben ist, die CDU
       und SPD am Dienstag vorgestellt haben.
       
       Statt sinnlose und millionenschwere Prestigeprojekte wie
       U-Bahn-Verlängerungen zu begraben, streicht der Senat lieber dringend
       benötigte Tramlinien zusammen. Die lange geplante Umstellung auf
       Elektrobusse fällt zunächst ersatzlos weg, während die skandalös niedrigen
       Parkgebühren nicht einmal um einen Cent angehoben werden.
       
       Schamlos verteilt die CDU Geschenke an Autofahrer und blutet die Öffis aus.
       Der ausgedünnte Takt ist nun das neue Normal. Wenn die Verkehrssenatorin
       einen Rest an politischem Taktgefühl hätte, müsste sie hinschmeißen.
       
       „Das Beste für Berlin“, mindestens aber Berlin besser zu machen: Mit diesem
       Ziel waren Kai Wegners CDU und die SPD im April 2023 angetreten. Seitdem
       ist die Stadt von Tag zu Tag schlechter geworden, nicht nur bei der BVG.
       
       Davon, Berlin nicht nur besser, sondern sogar zukunftsfest machen zu
       wollen, spricht schon keiner mehr in der Koalition. CDU und SPD ducken sich
       vor den großen Herausforderungen weg, als wäre das 1,5-Grad-Ziel längst
       erreicht, als wären Hitzesommer und Wasserknappheit Schnee von gestern. Man
       muss gar nicht AfD wählen, um die gute, alte Zeit (scheinbar)
       wiederzubekommen: CDU und SPD reichen auch.
       
       ## Kaum Erhöhungen der Einnahmen
       
       Natürlich ist es richtig, im Sozialbereich keinen Kahlschlag zu führen.
       Dies aber mit einer massiven Durchforstung bei Verkehrswende, Klima und
       Kultur gegenzufinanzieren, ist ein fatales Signal. Berlin krisenfester,
       resilienter, zukunftsfähiger zu machen, geht nicht ohne Zumutungen.
       
       In der Koalition geht es stattdessen zu wie beim Vogel Strauß. Man steckt
       den Kopf in den Sand und hofft, dass der nächste Hitzesommer mit vielleicht
       Tausenden Toten erst nach dem nächsten Wahltermin kommt. Das ist
       kurzsichtig – so kurzsichtig wie dieser Sparhaushalt.
       
       Weitsichtig wäre es gewesen, bei den Zukunftsanstrengungen nicht
       nachzulassen und stattdessen die Einnahmen zu erhöhen. Parken auf
       öffentlichem Straßenland ist kein Grundrecht. [1][Schon jetzt ist Berlin]
       [2][mit 10,20 Euro im Jahr] [3][Spitzenreiter beim Schnäppchenparken]. In
       Hamburg muss man 65 Euro berappen, in Münster sogar 260. Und ein Blick ins
       Ausland zeigt, dass da noch mehr geht, zum Beispiel mit 827 Euro in
       Stockholm.
       
       Auch beim Schulessen gilt weiter: kostenlos für alle, egal welches
       Einkommen. Man fragt sich schon, ob die neuen SPD-Chefs mit ihrer Kritik an
       der „Gratis-Mentalität“ überhaupt bei den Verhandlungen dabei waren. Wer
       sich eine Kostenbeteiligung leisten könnte, reibt sich die Hände. Niemandem
       wehtun wollen: Auch das ist Vogel-Strauß-Denke und damit das Gegenteil von
       einer Politik, die die Stadt tatsächlich einmal besser machen könnte.
       
       Schon mit dem Rollback bei der Radwegeplanung hat sich Berlin aus dem Kreis
       der modern regierten Großstädte davongeschlichen. Nun ist absehbar, dass
       der Abstand noch größer werden wird. Auch in Sachen Attraktivität: Hamburg
       hat seinen Kulturetat gerade um 11 Prozent erhöht. In Berlin, wo die Hälfte
       der Besucherinnen und Besucher wegen der Kultur kommen, wird er um 12
       Prozent gekürzt. Die Metropole, die sonst so gerne glänzt, trägt auf
       absehbare Zeit die schwarz-rote Laterne.
       
       19 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
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