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       # taz.de -- Spendenlauf verkehrt: Neonazis laufen gegen sich selbst
       
       > In Hildesheim will die Partei „Die Rechte“ am Tag gegen Rassismus
       > aufmarschieren. „Marschiert!“, fordert auch das Bündnis gegen rechts: Es
       > will den braunen Umzug zum Spendenlauf umfunktionieren.
       
   IMG Bild: 2010 zogen Nazis durch Hildesheims Nordstadt. Heute soll jeder Meter schmerzen
       
       HAMBURG taz | Es ist eine bewusste Provokation: Zum Internationalen Tag
       gegen Rassismus will die Partei „Die Rechte“ in Hildesheim zusammen mit den
       „Freien Nationalisten“ gegen die „Überfremdung des deutschen Volkes“
       aufmarschieren. Doch anders als in ähnlichen Fällen will die Gegenseite vom
       „Bündnis gegen rechts“ diesmal, dass die Neonazis die Route ablaufen:
       „Jeden Meter“, sagt Regina Stolte vom „Bündnis“.
       
       Seit Tagen ruft das „[1][Bündnis gegen rechts]“ dazu auf, per Mail einen
       Geldbetrag mitzuteilen, der für jeden Meter gespendet wird, den die
       Neonazis laufen. Nach der Demonstration bekommen die Spender eine E-Mail
       vom Bündnis, in der ihnen die zurückgelegte Strecke mitgeteilt wird –
       schaffen die Neonazis die ganze Route, wären das 2.300 Meter. Das Geld gehe
       an den Niedersächsischen Flüchtlingsrat, der es für die Finanzierung von
       Sprachkursen verwenden will, erklärt Stolte, die dem DGB-Kreisverband
       Hildesheim vorsteht: „Somit kann die Neonazi-Demo auch Gutes bewirken.“
       
       Die Idee hat das Bündnis von der Bürgerinitiative „Wunsiedel ist bunt“
       kopiert, die im vergangenen Jahr einen rechtsextremen Aufmarsch zum
       Spendenlauf umfunktioniert hatte. Für jeden gelaufenen Meter der Rechten
       gingen zehn Euro an die Neonazi-Aussteigerhilfe „Exit“. 10.000 Euro
       marschierten die Rechtsextremen gegen sich ein. An der Route hatte die
       Initiative Plakate und Banner angebracht: „Flink wie Windhunde! Zäh wie
       Leder! Und großzügig wie nie!“ oder „Im Spendenschritt, Abmarsch“. In
       Hildesheim werden die Neonazis ebensolche Parolen erwarten.
       
       Auf ihrer Webseite versucht „Die Rechte“, die Aktion humorvoll zu parieren:
       Auch sie hätten jetzt Spender gefunden, „die für jede Tausend Euro, die das
       ’Bündnis‘ sammeln kann, zweitausendfünfhundert Flugblätter zum Thema
       Überfremdung und Flüchtlingsproblematik dem Kreisverband Hildesheim“ zur
       Verfügung stellen würden.
       
       Seit drei Jahren versucht sich die Partei „Die Rechte“ um den Neonazi
       Christian Worch im Schatten der NPD-Krise zu etablieren. In
       Nordrhein-Westfalen ist sie unter den Aktivisten Dennis Giemsch und Michael
       Brück am stärksten aufgestellt, hat Kommunalmandate in Dortmund und Hamm.
       In dem Bundesland schlossen sich nach dem Verbot ihrer Kameradschaften die
       „Autonomen Nationalisten“ der Partei an, die durch militante Aktionen
       auffiel: Fackelmärsche vor Flüchtlingsheimen, Todesdrohungen gegen
       Journalisten.
       
       Der Hildesheimer Kreisverband der Partei unter Johannes Welge ist neu. In
       den vergangenen Wochen hat er seine Aktivitäten verstärkt. So richtete er
       am 28. Februar eine Solikundgebung für Dieter Riefling aus, einen
       Aktivisten der „Freien Nationalisten“, der in der Justizvollzugsanstalt
       Sehnde eine „Gesinnungshaft“ wegen Volksverhetzung antreten musste. Über
       Zahlen für den Marsch möchte die Polizei aus taktischen Gründen nicht
       sprechen.
       
       Mit einem Infostand in der Innenstadt warben die Mitglieder des
       Hildesheimer Kreisverbandes der „Rechten“ nun für den Marsch am Samstag und
       verteilten Flugblätter. Doch auch wenn die Blockaden ausfallen sollten,
       sind die Neonazis auf der Straße nicht allein: Um 13.30 Uhr beginnt die
       Gegendemonstration des „Bündnisses gegen rechts“.
       
       21 Mar 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.buendnis-gegen-rechts-hildesheim.de/sites/infos_demo.htm
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
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