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       # taz.de -- Spionage-Prozess in Dresden: Krah-Assistent vor Gericht
       
       > Jahrelang soll der AfD-Mitarbeiter Jian G. für China spioniert haben. Er
       > schweigt beim Prozessauftakt. Seine mutmaßliche Komplizin spricht
       > hingegen.
       
   IMG Bild: Der Hauptangeklagte Jian G. (r) wird vor Prozessbeginn in den Gerichtssaal geführt, Dresden, den 5. August 2025
       
       Dresden taz | Jian G. trägt eine medizinische Maske, als er am
       Dienstagmorgen den Gerichtsaal in Dresden betritt. Er ist wegen Spionage
       „für eine fremde Macht“ angeklagt. [1][Unter anderem als Mitarbeiter des
       früheren EU-Abgeordneten Maximilian Krah] (AfD) soll er Informationen
       gesammelt und an einen chinesischen Geheimdienst weitergegeben haben.
       
       Demnach ging es G. nicht nur um Dokumente aus dem EU-Parlament. Er habe
       auch Persönliches über die AfD-Spitze Alice Weidel und Tino Chrupalla
       gespeichert. G. schweigt an diesem ersten Prozesstag zu den Vorwürfen. Sein
       Anwalt bestreitet jedoch eine geheimdienstliche Tätigkeit seines Mandanten.
       G. habe nur seine Arbeit als Krahs Assistent erledigt.
       
       Die Zuschauer:innen sehen den Prozess durch dickes Sicherheitsglas,
       Handys sind im Saal verboten. Für den chinesischen Geheimdienst arbeitete
       Jian G. laut Anklage seit 2002. Er kam in China zur Welt, ist aber
       mittlerweile deutscher Staatsbürger. Ab 2019 kam er als akkreditierter
       Assistent des damaligen AfD-Europaabgeordneten Krah in Brüssel unter
       anderem an Informationen über Beratungen und Entscheidungen des
       Europaparlaments. Mehr als 500 Dokumente habe er gespeichert, darunter auch
       mindestens elf als vertraulich gekennzeichnete.
       
       Zudem habe G. chinesische Oppositionelle und Dissidenten in Deutschland
       ausgespäht – und die Vorsitzenden der AfD, Alice Weidel und [2][Tino
       Chrupalla]. Für sie könnte der weitere Verlauf der Verhandlung besonders
       unangenehm werden: Dem Spiegel zufolge hat sich Krah ausschweifend über
       Parteiinternes ausgelassen, selbst über intime Lebensdetails etwa von
       Weidel. Diese könnten im Lauf des Prozesses öffentlich werden.
       
       ## Yaqi X. schickte Informationen vom Flughafen Leipzig/Halle
       
       Laut Anklage erstellte G. Dossiers auf Chinesisch über Treffen mit seinem
       Chef Krah. Dem Spiegel zufolge widerspricht Krah, inzwischen
       Bundestagsabgeordneter, dem Protokoll seines Mitarbeiters: dies sei
       „Wichtigtuerei“. Was Krah damit genau meint, kann er dem Oberlandesgericht
       in seiner Heimatstadt Dresden am 3. September genauer erklären. Da ist er
       als Zeuge geladen.
       
       Neben G. [3][angeklagt ist Yaqi X]., seine mutmaßliche Komplizin. Sie
       arbeitete am Flughafen Leipzig/Halle. Von dort habe sie zwischen August
       2023 und Februar 2024 Informationen über den Transport von
       Militärfahrzeugen, Truppen und Kampfdrohnen an G. weitergeleitet, der sie
       nach China übermittelte, so die Anklage. Im Oktober wurde sie festgenommen,
       am Dienstag sitzt sie mit einer Übersetzerin im Gerichtssaal.
       
       Im Gegensatz zu G. gab die 39-jährige Yaqi X. beim Prozess ein
       vorgefertigtes Statement ab. Sie sei 2015 nach Deutschland gekommen, um zu
       studieren. Über den chinesischen Messengerdienst WeChat habe G. sie damals
       angeschrieben und Hilfe angeboten. Sein Deutsch sei besser gewesen, er
       kannte das Land. Obwohl G. verheiratet war, habe sich eine Liebesbeziehung
       zwischen den beiden entwickelt. Die hielt nicht lange, dann sei der Kontakt
       verloren gegangen.
       
       Nach dem Studium habe X. am Flughafen Leipzig/Halle gearbeitet. Später habe
       sich G. wieder bei ihr gemeldet. Er sei einer ihrer wenigen Freunde in
       Deutschland gewesen, aber immer etwas mysteriös. Jian G. habe ihr
       politische Probleme erklärt und etwa zum Krieg in der Ukraine behauptet,
       die AfD werde verhindern, dass sich dieser nach Deutschland ausweite. Als
       G. im Kontext des Krieges Informationen vom Flughafen Leipzig/Halle wollte,
       habe X. das nicht weiter hinterfragt. Sie schickte Fotos von Flugzeugen,
       Fracht und Passagierlisten.
       
       ## Bundesanwalt: Interesse Chinas wird deutlich
       
       An dieser Stelle hakt der Vorsitzende Richter Hans Schlüter-Staats nach:
       Sei X. nicht misstrauisch gewesen, als G. immer mehr Infos wollte? X.
       streicht sich Haare hinters Ohr, wirkt verunsichert. Dann beugt sie sich
       zur Übersetzerin und flüstert leise. Nein, sie habe nicht darüber
       nachgedacht, dass G. die Fotos und Informationen weitergeben könnte. Laut
       Anklage tat er genau das. Daraus, so heißt es, seien etwa Rückschlüsse auf
       militärische Fähigkeiten der Bundeswehr möglich geworden.
       
       Laut Bundesanwalt Stephan Morweiser hat es bislang keinen vergleichbaren
       Fall in Deutschland gegeben – zumindest was die Volksrepublik angehe. Er
       zeige aber „exemplarisch das umfassende Ausspähungsinteresse Chinas in
       Bezug auf politische, militärische und wirtschaftliche Belange Deutschlands
       und der EU“, so Morweiser. Für X. stehen bis zu fünf Jahre Haft im Raum.
       Weil es bei G. um eine Agententätigkeit im besonders schweren Fall geht,
       drohen ihm bis zu zehn Jahre.
       
       Diesen Mai wurde bekannt, dass die Generalstaatsanwaltschaft Dresden
       mittlerweile auch gegen Krah selbst ermittelt. Die Vorwürfe: Geldwäsche und
       Bestechlichkeit.
       
       5 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR David Muschenich
       
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