URI: 
       # taz.de -- Staatliches Tierwohllabel: Kommt nicht mehr
       
       > Agrarministerin Klöckner hatte eine Lebensmittel-Kennzeichnung für
       > bessere Tierhaltung versprochen, doch die steckt fest. Vor der Wahl wird
       > es nichts.
       
   IMG Bild: Kann man auch mit Wärmebildkameras checken: Tierwohl
       
       Berlin dpa | Das geplante staatliche Logo für Fleisch [1][aus besserer
       Tierhaltung] kommt nach Angaben der Koalitionsfraktionen bis zur
       Bundestagswahl nicht mehr zustande. Unions-Fraktionsvize Gitta Connemann
       (CDU) sagte: „Das Tierwohlkennzeichen-Gesetz wird in dieser
       Legislaturperiode nicht mehr kommen.“ Dafür hätte es spätestens in der
       vergangenen Woche auf der Tagesordnung des Bundestages stehen müssen, das
       sei nicht der Fall gewesen.
       
       SPD-Fraktionsvize Matthias Miersch sagte, die vorliegenden Entwürfe seien
       „absolut ungenügend“. [2][Daher stimme die SPD nicht zu.] Er pochte erneut
       auf eine verpflichtende Kennzeichnung mit ausreichenden Standards.
       
       Das Kabinett hatte bereits 2019 Gesetzespläne von Agrarministerin Julia
       Klöckner (CDU) auf den Weg gebracht – seitdem steckten diese aber im
       Bundestag fest. Sie zielen auf ein Logo, das Anbieter auf freiwilliger
       Basis nutzen können, um wie beim Bio-Siegel höhere Standards als gesetzlich
       vorgegeben auf der Packung hervorzuheben. Dafür müssten sie sich dann aber
       an verbindliche Kriterien halten – bei der Haltung im Stall, sowie auch bei
       Transport und Schlachtung.
       
       Die große Koalition habe ein Tierwohllabel vereinbart, sagte Connemann.
       „Allerdings hat die Welt sich seit dem Koalitionsvertrag weiter gedreht.“
       Der Handel habe zwischenzeitlich eine eigene Haltungsformkennzeichnung
       entwickelt. „Diese ist inzwischen bundesweit bekannt und am Markt
       etabliert. Ein staatliches Tierwohllabel hätte also inzwischen nur noch
       einen Mehrwert, wenn es verpflichtend wäre. Erforderlich wäre also eine
       verbindliche Haltungsform- und Herkunftskennzeichnung.“
       
       ## Expertenkommission arbeitet noch
       
       „Notwendig ist ein verpflichtendes Tierwohllabel, das auf klaren Kriterien
       für die Haltung, den Transport und die Schlachtung von Schweinen, Rindern
       und Geflügel beruht“, betonte Miersch. Bis heute fehlten aber Kriterien,
       die von einem breiten gesellschaftlichen Konsens getragen würden. Arbeiten
       daran in einer Expertenkommission um Ex-Ressortchef Jochen Borchert seien
       noch nicht finalisiert. „Die Bundeslandwirtschaftsministerin hat ihre
       Hausaufgaben nicht gemacht“, sagte Miersch. Sie habe die Kommission nicht
       ausreichend unterstützt.
       
       Das Ministerium verweist darauf, dass ein nur national eingeführtes
       verpflichtendes Logo nach EU-Recht nicht umsetzbar wäre. Für eine EU-weite
       Tierwohlkennzeichnung hat sich auch Klöckner eingesetzt.
       
       Große Supermarktketten waren 2019 vorgeprescht und hatten eine eigene
       einheitliche Kennzeichnung für Fleisch eingeführt. Das Logo mit der
       Aufschrift „Haltungsform“ hat vier Stufen, die allerdings schon mit dem
       gesetzlichen Mindeststandard beginnen und nicht erst darüber. Pläne für ein
       staatliches Tierwohllogo hatte bereits die vorherige große Koalition mit
       dem damaligen Agrarminister Christian Schmidt (CSU) verfolgt. Sie wurden
       bis zur Wahl 2017 nicht abgeschlossen.
       
       15 Jun 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Haltung-von-Mastrindern-in-Deutschland/!5761572
   DIR [2] /Freiwillige-Kennzeichnung-von-Fleisch/!5765708
       
       ## TAGS
       
   DIR Tierhaltung
   DIR Landwirtschaft
   DIR Julia Klöckner
   DIR Konsum
   DIR Fleisch
   DIR Julia Klöckner
   DIR Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
   DIR Verkehrswende
   DIR Tierzucht
   DIR Tierschutz-Label
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Gescheitertes Tierwohllabel: Klöckners Desaster
       
       Aus einem staatlichen Tierwohllabel ist nichts geworden. Hoffen wir, dass
       beim nächsten Versuch jemand im Ministerium sitzt, der politisch etwas
       durchsetzen will.
       
   DIR Wahlprogramm der Union: Klima? Eine wolkige Angelegenheit
       
       Ein Entwurf für das Wahlprogramm der Union bleibt bei der Klimapolitik
       vage. Klarer positioniert die Partei sich bei der Inneren Sicherheit.
       
   DIR Anton Hofreiter über Klimaschutz: „Sie können Schweinebraten essen“
       
       Nach Mallorca fliegen? Das geht, sagt Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter.
       Der Gesetzgeber solle den Rahmen schaffen, sich aus Lebensstilfragen aber
       heraushalten.
       
   DIR Verbot des Kükentötens: Nur ein kleiner Fortschritt
       
       Das Schreddern männlicher Küken zu verbieten ist überfällig. Das Problem
       der unklaren Herkunft von Eiern für Fertig-Nahrungsmittel dagegen bleibt.
       
   DIR Ethisch vertretbarer Fleischkonsum: Schöner töten
       
       Tierwohllabel sollen verhindern, dass Nutztiere im Stall leiden. Einen
       qualvollen Tod im Schlachthof kennzeichnen sie aber nicht.