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       # taz.de -- Staatsabbau in den USA: Umweltbehörde lässt Umwelt allein
       
       > Der Leiter der US-Umweltbehörde, Lee Zeldin, will 31 Regulierungen zum
       > Schutz von Natur und Klima abschaffen. Der erste Schreck trifft die
       > Autobauer.
       
   IMG Bild: Von wegen Abenddämmerung über Ölraffinerie: Die Fossilindustrie darf wohl bald wieder machen, was sie will
       
       Berlin taz/rtr/dpa | Überraschend war nur wieder dieses enorme Tempo. Als
       Donald Trump noch im US-Präsidentschaftswahlkampf ankündigte, Lee Zeldin
       als Leiter der US-Umweltschutzbehörde EPA ausersehen zu haben, war bereits
       klar: [1][Die Umwelt- und Klimapolitik sollte geschleift werden].
       
       In Zeldins Amtszeit könnten alle Weiterentwicklungen, die Joe Bidens
       Regierung am grundlegenden Clean Air Act von 1963 vorgenommen hatte,
       infrage gestellt werden, sagten Expert:innen damals voraus. Am Mittwoch
       nun hat Zeldin gezeigt, wie er sich das vorstellt: 31 Vorschriften zum
       Schutz von Natur und Klima will er zurückdrehen.
       
       „Das ist der größte und folgenreichste Tag der Deregulierung in der
       Geschichte der USA“, sagte der EPA-Chef im schönsten Trump-Sprech bei der
       Präsentation. Er werde „das große amerikanische Comeback vorantreiben“.
       
       Der auf der Webseite der EPA veröffentlichten Liste zufolge will Zeldin
       praktisch alle Vorschriften „überarbeiten“, „überprüfen“ oder „den
       Ermessensspielraum nutzen“. Konkret heißt das: erlauben, dass Kraftwerke
       mehr Treibhausgase und Fahrzeuge mehr Abgase ausstoßen. Öl- und Gaskonzerne
       von „Restriktionen“ befreien, Kohlekraftwerke von der Pflicht, bis 2032
       nahezu klimaneutral zu arbeiten. Gewässer sollen nicht mehr vor
       Schadstoffen wie Gülle, Bau- und Industrieabwässern geschützt werden
       müssen.
       
       ## Wie die Vorhaben umgesetzt werden sollen, ist unklar
       
       All das steht unter den beiden großen Überschriften: „Die amerikanische
       Energie entfesseln“ und „Die Lebenshaltungskosten für amerikanische
       Familien senken“. Die Änderungen würden „gigantische Summen“ einsparen, die
       derzeit von Unternehmen und Verbrauchern geschultert werden müssten, so der
       EPA-Chef.
       
       Wie die Vorhaben genau umgesetzt werden sollen, ist allerdings unklar. So
       kann Zeldin vom Kongress beschlossene Maßnahmen nicht einfach so rückgängig
       machen. Zudem basieren etliche der Regelungen auf einem Urteil des Obersten
       Gerichtshofs von 2009, nach dem klimaschädliche Treibhausgase die
       öffentliche Gesundheit und den Wohlstand gefährden – und die Regierung
       Gegenmaßnahmen ergreifen müsse.
       
       Umweltschützer:innen hatten bereits im Vorfeld erklärt, sie würden vor
       die Gerichte ziehen, falls es zu den erwarteten Versuchen kommen würde, das
       Urteil zu missachten.
       
       Auch wie Zeldin tatsächlich mit Maßnahmen umgehen wird, die mit Geldern
       aus Bidens Klimaschutzprogramm Inflation Reduction Act bezahlt werden, ist
       offen – ein Großteil davon geht an republikanische Bundesstaaten.
       
       ## Aktienkurse brechen ein
       
       Dass dieser [2][grundlegende Wandel in der US-Umweltpolitik] einerseits mit
       Ansage kommt und andererseits absehbar ist, dass es viele Monate, wenn
       nicht Jahre dauern dürfte, bis Zeldin mit seiner „Überarbeitungsliste“
       fertig ist, zeigte sich in den recht routinierten ersten Reaktionen.
       
       Charles Harper von der Klima-Interessengruppe Evergreen Action sagte laut
       der Washington Post, das Vorgehen werde katastrophale Folgen haben:
       „Unternehmen, die die Umwelt verschmutzen, feiern heute, weil Trumps EPA
       ihnen freie Hand gegeben hat, Klimaverschmutzung in unbegrenztem Maß zu
       betreiben – egal, was die Konsequenzen sind.“ Jay Timmons, der Präsident
       des Arbeitgeberverbands National Association of Manufacturers, erklärte,
       Trump und Zeldin seien „den Forderungen der Hersteller im ganzen Land
       nachgekommen“.
       
       Schreckanfälliger zeigten sich die Börsen. So brachen die Kurse der Aktien
       von verschiedenen Nutzfahrzeugherstellern am Donnerstag ein, namentlich die
       von Volvo, Traton und Daimler Truck. Letztere traf es am härtesten, sie
       verlor im Tagesverlauf bis zu 14,6 Prozent und kostete zeitweise nur noch
       34,84 Euro, bis sie sich auf einem Minus von knapp 6 Prozent einpendelte.
       
       Offenbar reagierten die Anleger:innen vor allem auf die angekündigte
       Lockerung der Richtlinien für den Ausstoß von Stickoxiden: Mit den
       strengeren Vorgaben hätten viele Flotten umgerüstet werden müssen, was den
       Absatz der Fahrzeugbauer angekurbelt hätte. Kommen sie nicht, können die
       Logistik- und Transportunternehmen weiter ihren alten Bestand nutzen und
       sich mit dem Neukauf Zeit lassen.
       
       13 Mar 2025
       
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