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       # taz.de -- Staatskrise in Venezuela: Maduro lässt Ultimatum auslaufen
       
       > Venezuelas Staatschef hat das Ultimatum mehrerer EU-Staaten für eine
       > Neuwahl verstreichen lassen. Derweil schließen die USA ein Eingreifen des
       > Militärs nicht aus.
       
   IMG Bild: Der vom Militär protegierte Staatschef Maduro wird auch von Russland und China unterstützt
       
       Caracas dpa | Im [1][Kampf um die Macht in Venezuela] wollen Deutschland
       und mehrere andere EU-Länder den Parlamentschef Juan Guaidó künftig als
       legitimen Übergangspräsidenten betrachten. Eine entsprechende Erklärung
       wurde im Laufe des Montags erwartet. Zuvor war ein Ultimatum von acht
       EU-Mitgliedsländern verstrichen: Sie hatten den umstrittenen Staatschef
       Nicolás Maduro aufgefordert, bis zum Wochenende eine faire und freie
       Neuwahl des Präsidenten anzusetzen. Maduro wies das Ultimatum als
       „Frechheit“ zurück. Nur das von der Opposition dominierte Parlament könne
       neu gewählt werden, meinte er. Der vom Militär protegierte Staatschef wird
       unter anderem von Russland und China unterstützt.
       
       Venezuela wird seit langem von einer schweren Wirtschaftskrise geplagt –
       und ist politisch tief gespalten. Am Samstag untermauerten Maduro und
       [2][Guaidó mit zwei Großkundgebungen] in der Hauptstadt Caracas ihren
       Machtanspruch. „Wir bleiben auf den Straßen, [3][bis es Freiheit, eine
       Übergangsregierung und Neuwahlen gibt]“, sagte der selbsternannte
       Interimspräsident Guaidó unter dem Jubel der Menge. Maduro antwortete vor
       seinen Anhängern, er denke gar nicht ans Aufgeben. „Ich bin der wahre
       Präsident Venezuelas. Und wir werden weiter regieren“, rief er. Die
       Militärführung und der Sicherheitsapparat stehen zu ihm – auch wenn ein
       General am Wochenende überlief.
       
       Obwohl Venezuela über die größten bekannten Erdölreserven weltweit verfügt,
       fehlen inzwischen Lebensmittel und Medikamente. Hyperinflation macht
       Bargeld faktisch wertlos. Etwa drei Millionen Menschen sind bereits ins
       Ausland geflüchtet. Regierungskritiker werden inhaftiert, Korruption ist
       weit verbreitet, Gewaltkriminalität grassiert. Die krassen Unterschiede
       zwischen Arm und Reich destabilisieren Staat und Gesellschaft zusätzlich.
       
       US-Präsident Donald Trump bekräftigte erneut, ein militärisches Eingreifen
       der USA in Venezuela sei nicht auszuschließen. Auf die Frage, was passieren
       müsste, damit die USA in Venezuela militärisch aktiv würden, sagte er in
       einem am Sonntag veröffentlichten Interview des Senders CBS: „Ich möchte
       das nicht sagen. Aber es ist sicherlich etwas, das auf dem – es ist eine
       Option.“ Trump und Mitglieder seiner Regierung hatten zuvor mehrfach
       erklärt, „alle Optionen“ lägen auf dem Tisch.
       
       ## Keine einheitliche EU-Linie
       
       Maduro warnte vor der Gefahr eines Bürgerkriegs. Zuvor hatte er mit Blick
       auf die USA auch von einem möglichen „Vietnam“-Szenario in Südamerika
       gesprochen. „Alles hängt vom Grad der Verrücktheit und der Aggressivität
       des Imperiums des Nordens und von dessen westlichen Verbündeten ab“, sagte
       er in einem Interview des spanischen Fernsehsenders La Sexta.
       
       Guaidó ist der Präsident des von der Opposition kontrollierten, aber von
       Maduro entmachteten Parlaments. Er erklärte sich am 23. Januar zum
       Übergangsstaatschef und argumentiert, Maduros Wiederwahl im vergangenen Mai
       habe demokratischen Standards nicht genügt. Dieser Meinung sind auch die
       deutsche und andere Regierungen. An dem europäischen Ultimatum beteiligten
       sich neben Deutschland auch Frankreich, Spanien, Portugal, Großbritannien,
       die Niederlande, Belgien und Österreich. Die USA sowie mehrere Länder
       Lateinamerikas und aus anderen Weltregionen haben Guaidó bereits anerkannt.
       
       Die EU hat bisher keine einheitliche Linie zu Venezuela. Doch wurde die
       Gründung einer Kontaktgruppe angekündigt. Diese soll helfen, die Krise
       durch freie Wahlen zu beenden. Kommenden Donnerstag werde die Gruppe
       erstmals in Uruguay mit lateinamerikanischen Ländern beraten, teilte die
       EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini am Sonntag mit.
       
       4 Feb 2019
       
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