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       # taz.de -- Streichung von Staatsgeld für Harvard: Echter Widerstand sieht anders aus
       
       > Gut so: Der Harvard-Präsident wehrt sich gegen einen fatalen Angriff der
       > Trump-Regierung. Doch sonst agiert die Elite-Universität in Massachusetts
       > eher kleinlaut.
       
   IMG Bild: Protest vor der Harvard-Universität in Cambridge, 12. April
       
       Es ist, mal wieder, ein Angriff auf die Meinungs- und die
       Wissenschaftsfreiheit. [1][Die Trump-Regierung hat angekündigt, der
       Universität Harvard rund 2,3 Milliarden Dollar an Mitteln] zu streichen.
       Der Grund: Die US-Eliteuni hatte sich geweigert, einem dreisten
       Forderungskatalog nachzukommen. Die Regierung verlangte von Harvard unter
       anderem, sie solle Studierende melden, die sich „feindlich“ den
       amerikanischen Werten gegenüber verhalten, und ihr Mitsprache bei der
       Prüfung interner Programme geben, die vermeintlich antisemitischen Hass
       fördern.
       
       Die Trump-Regierung führt so mal wieder den Antisemitismusvorwurf ins Feld,
       [2][um ihre Repression zu rechtfertigen]. Sie gibt absurderweise vor, gegen
       Diskriminierung vorzugehen, um dann propalästinensische Studierende
       abzuschieben, oder – wie hier – die Streichung von Diversity-Programmen zu
       forcieren. Gut also, dass Harvard hier nicht klein beigibt. „Die
       Universität wird ihre Unabhängigkeit und ihre verfassungsmäßigen Rechte
       nicht aufgeben“, [3][sagt Unipräsident Alan Garber]. Das liberale
       Establishment in den USA sprang Harvard bei, von Barack Obama bis Bernie
       Sanders. Umso feiger wirkt da das Einknicken der Universität Columbia, die
       einem ähnlichen Forderungskatalog nachgab, um Bundesmittel in Höhe von 400
       Millionen Dollar zu behalten.
       
       Nun könnte man meinen, dass Harvard es sich als reichste Universität der
       Welt ja leisten kann. So [4][schreibt die New York Times], dass ihr Budget
       in Höhe von 53 Milliarden Dollar höher ist als das BIP von fast 100
       Staaten. Doch das ist nur der Gesamttopf an Spenden, die langfristige
       Sicherheit geben sollen. Harvards [5][jährlicher Betriebsetat] liegt bei
       „nur“ 6,4 Milliarden Dollar. Taugt Harvard also als Bastion im Kampf für
       die Freiheit? Was die Uni selbst angeht, gibt es berechtigte Zweifel. Denn
       wenn es nicht um die eigene Finanzierung geht, klingt Harvard eher
       kleinlaut.
       
       Da ist etwa [6][der Fall von Kseniia Petrova]. Die russische
       Wissenschaftlerin, die an der Harvard Medical School forscht, hatte ihr
       Heimatland nach dem Überfall auf die Ukraine aus politischen Gründen
       verlassen. Wegen einer Nachlässigkeit bei einer Rückreise in die USA, die
       eigentlich höchstens eine Strafzahlung nach sich zieht, entzogen Zollbeamte
       ihr unmittelbar das Visum. Derzeit sitzt sie in einem Abschiebeknast in
       Louisiana.
       
       Doch Harvard äußerte sich zu ihrem Fall nur in Allgemeinplätzen: Man
       beobachte die „sich schnell verändernden Migrationsbestimmungen“ und „stehe
       im Kontakt mit Petrovas Anwalt“, hieß es. Echter Widerstand, ein echtes
       Einstehen für die Freiheit sieht anders aus.
       
       15 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/trump-regierung-sperrt-harvard-mittel-100.html
   DIR [2] /Abschiebungsplan-nach-Gaza-Protest/!6074415
   DIR [3] /Harvard-Praesident-Alan-Garber/!6079153
   DIR [4] https://www.nytimes.com/2025/04/14/us/politics/harvard-trump.html
   DIR [5] https://www.axios.com/local/boston/2025/04/14/harvards-endowment-trump-grant-funding-cuts
   DIR [6] https://www.nytimes.com/2025/04/11/science/russian-scientist-ice-detained-harvard.html
       
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   DIR Leon Holly
       
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