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       # taz.de -- Streik des Einzelhandels: Am Ende der Nahrungskette
       
       > Beschäftigte des Berlin-Brandenburger Einzelhandels streiken für bessere
       > Löhne. Seit Monaten kann keine Einigung erzielt werden.
       
   IMG Bild: Streikende auf dem Breitscheidplatz am Donnerstag
       
       Berlin taz | Nach den Lehrkräften und den Beschäftigten der [1][Berliner
       Krankenhäuser] streiken auch andere PandemieheldInnen für bessere
       Arbeitsbedingungen und Löhne: Der Breitscheidplatz in Charlottenburg ist am
       Donnerstagvormittag gut gefüllt mit über 500 Beschäftigten von Penny,
       Edeka, Rewe oder Karstadt. Grauer Himmel und Nieselregen trüben die
       Stimmung nicht. Bei gratis Gulasch und Kaffee tanzen die Streikenden in den
       Pausen zwischen den Reden ausgelassen zu Trommelmusik.
       
       Aber sie sind auch spürbar wütend. Während für VerkäuferInnen in den
       Hochzeiten der Pandemie viel Beachtung und Lob abfielen, hört ihnen jetzt,
       wo es um Forderungen nach Verbesserung geht, niemand mehr zu.
       
       Die Veranstaltung beginnt mit Glockenschlägen, auf einem Plakat steht „Es
       ist 5 vor 12:00“. Denn die Tarifverhandlungen der Gewerkschaft Verdi mit
       dem Handelsverband laufen schon seit Ende Juni, ohne dass die
       Arbeitgeberseite nennenswert auf die Forderungen der Beschäftigten
       eingegangen wäre.
       
       Dabei sind diese alles andere als astronomisch: [2][Verdi will] 4,5 Prozent
       plus 45 Euro im Monat mehr Lohn für die etwa 141.000 Berliner und 78.000
       Brandenburger Beschäftigten, zudem einen Mindestlohn von 12,50 Euro. Am 30.
       Juli hatten die Arbeitgeber eine Lohnerhöhung von 2 Prozent angeboten,
       allerdings nur in den Filialen, die vom Lockdown betroffen waren. In der
       dritten Verhandlungsrunde Mitte September war kein neues Angebot vorgelegt
       worden. Und das, obwohl der Einzelhandel dieses Jahr wieder deutlich an
       Umsatz zugelegt hat.
       
       ## Beschäftigte im Osten arbeiten länger
       
       Ein weiterer Punkt der Gewerkschaft ist die Angleichung der Arbeitszeiten
       der Beschäftigten in Ost und West auf eine einheitliche 37-Stunden-Woche.
       Beschäftigte in Brandenburg und Ostberlin arbeiten immer noch eine Stunde
       mehr pro Woche zum selben Lohn, sagte Conny Weißbach, Verhandlungsführerin
       bei den Tarifverhandlungen.
       
       Außerdem werde Berlin-Brandenburg bei Tarifverhandlungen gegenüber anderen
       Bundesländern benachteiligt: Die Verhandlungen starteten hier Mitte des
       Jahres, drei Monate nach den anderen Ländern. Der Berliner Einzelhandel
       stelle „das Ende der Nahrungskette“ dar.
       
       Als sie das hören, lachen die drei einzigen anwesenden Polizisten. „Wir
       auch“, sagen sie.
       
       14 Oct 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://berliner-krankenhausbewegung.de/
   DIR [2] https://www.verdi.de/presse/pressemitteilungen/landespressemitteilung/++co++0b12e38a-2c23-11ec-bdd7-001a4a16012a
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Manuel Aguigah
       
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