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       # taz.de -- Streit in der DFB-Führung: Bloß keinen Streit vermeiden
       
       > Der DFB-Präsident zofft sich mit seinem Generalsekretär. Um Fußball geht
       > es dabei nicht. Doch ein Streit könnte in der Sache fruchtbar sein.
       
   IMG Bild: Nebeneinander und doch weit entfernt: DFB-Präsident Fritz Keller (l.) und Generalsekretär Friedrich Curtius
       
       Es wird gestritten beim Deutschen Fußball-Bund, dass es eine wahre Freude
       ist. Fritz Keller, der Präsident, mag Friedrich Curtius, den
       Generalsekretär und obersten Manager des Verbands, leider nicht. Der
       wiederum mag es nicht, dass Keller sich in seine Arbeit einmischt, obwohl
       mit der neuen Verbandssatzung dem Präsidenten die Richtlinienkompetenz
       entzogen worden ist.
       
       Keller hat seine Freunde im Profifußball, der im Ligaverband DFL
       organisiert ist. Der will Curtius von seinen künftigen Sitzungen
       ausschließen. Das haben die Bundesligisten schon vor längerer Zeit
       beschlossen, aber erst am Donnerstag verkündet, um den DFB vor seiner
       Präsidiumssitzung am Freitag aus der Reserve zu locken.
       
       Den Profivertretern schmeckt es dem Vernehmen nach nicht, dass die
       Businessanwälte der Kanzlei Esecon, die vom DFB beauftragt worden ist,
       endlich alle [1][Zahlungsströme zu verfolgen], die im Zusammenhang mit der
       WM 2006 geflossen sind, immer wieder mit Ermittlungszwischenergebnissen an
       die Öffentlichkeit gegangen ist.
       
       Ob es sie auch stört, dass sich Curtius, wie das Nachrichtenmagazin Der
       Spiegel berichtet, für 15.000 Euro seinen Wikipedia-Eintrag hat aufmöbeln
       lassen, ist nicht bekannt. Bekannt ist auch nicht, welche Rolle der
       Oberamateurvertreter, Präsident des Bayerischen Fußballverbands und
       DFB-Vizepräsident Rainer Koch spielt. Er wird in diesem Zusammenhang gerne
       als mächtiger Strippenzieher bezeichnet, was in der finsteren Welt des
       Sportfunktionärtums meist nichts Gutes zu bedeuten hat.
       
       Dass Keller und Curtius nicht so recht miteinander können, würde momentan
       wohl keiner bestreiten. Der Spiegel schreibt, Keller halte Curtius für
       einen faulen Hund und wollte einen Untersuchungsausschuss einsetzen lassen.
       Diesem Wunsch ist das Präsidium am Freitag nicht nachgekommen, vielleicht
       auch deshalb, weil die Satzung des DFB ein solches Instrument gar nicht
       vorsieht.
       
       ## Vielsagendes Friedensstatement
       
       Nach der Präsidiumssitzung sendete der Verband dann ein gemeinsames
       Statement der beiden Streithanseln in die Welt, das sich so liest wie das
       Ergebnis schwieriger Waffenstillstandsverhandlungen, bei dem man weiß, dass
       sich eh keine der Parteien daran halten wird: „Nach intensiver und
       konstruktiver Aussprache im DFB-Präsidium werden wir unverzüglich
       letztmalig einen gemeinsamen Versuch unternehmen, Regeln und Rollen für
       eine künftige gemeinsame professionelle Zusammenarbeit zu diskutieren und
       festzulegen.“
       
       Man weiß also einiges über den Streit – und doch weiß man eigentlich gar
       nichts. Können sich die beiden Herren einfach nicht riechen oder sind sie
       sich uneins, was den Weg des deutschen Fußballs in die Zukunft angeht? Die
       elende Fingerhakelei, an der Beobachter durchaus ihren Spaß haben können,
       wäre nämlich nur dann wirklich interessant, wenn sie anhand einer
       inhaltlichen Auseinandersetzung geführt würde. Von einer solchen könnte der
       Fußball nur profitieren.
       
       Also her mit den Ideen zur Zukunft des Neben- oder Miteinanders von Profi-
       und Amateurfußball! Und bitte, sehr geehrte Herren Keller und Curtius, wie
       halten Sie es mit der gesellschaftlichen Rolle des DFB in Zeiten einer
       immer schwieriger zusammenzuhaltenden Gesellschaft? Gibt es Vorschläge, wie
       man das ramponierte Image der Nationalmannschaft wieder aufpolieren könnte?
       Und was halten die beiden wohl von der [2][Diskussion aus Fankreisen], die
       den entrückten Profifußball nur noch mit Befremden zur Kenntnis nehmen?
       
       Und dann ist ja da noch diese Pandemie, von der ganz Deutschland redet, nur
       der DFB offenbar nicht. Der gesamte Amateur- und Nachwuchsfußball steht
       still. Haben die Kampfhähne widerstreitende Ansichten, was einen Restart
       angeht? Das wäre doch interessant. Wenn es um Inhalte geht, sollte der DFB
       keinen Streit vermeiden. Also raus mit der Sprache!
       
       17 Jan 2021
       
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