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       # taz.de -- Streit um Brexit-Deal: Minister wollen Nachverhandlung
       
       > Der Konflikt um das Brexit-Abkommen in Großbritannien geht weiter.
       > Premierministerin Theresa May muss mit Revolten im Kabinett und in ihrer
       > Fraktion rechnen.
       
   IMG Bild: Eingeengt? So nimmt May sich selbst eher nicht wahr
       
       London dpa | Die britische Premierministerin Theresa May muss mit neuem
       Ärger in ihrem Kabinett [1][wegen des Brexit-Abkommens] rechnen. Wie unter
       anderen die Times unter Berufung auf Kabinettskreise [2][am Samstag
       berichtete], drohen fünf Minister mit Rücktritt, sollte May keine Änderung
       zum sogenannten Backstop durchsetzen.
       
       Mit Backstop werden jene Vorkehrungen im Austrittsabkommen bezeichnet, die
       verhindern sollen, dass Grenzkontrollen zwischen dem britischen Nordirland
       und dem EU-Mitglied Irland notwendig werden. Es ist der umstrittenste Teil
       des Abkommens.
       
       Brexit-Hardliner in Mays Konservativer Partei befürchten, dass die
       gefundene Notfalllösung zum Dauerzustand wird. Sie sieht vor, dass
       Großbritannien als Ganzes de facto Teil der Europäischen Zollunion bleibt.
       Das Problem: Als Mitglied der Zollunion kann Großbritannien keine neuen
       Freihandelsabkommen wie beispielsweise mit den USA abschließen.
       
       Das gehört aber zu den wichtigsten Versprechungen des Brexit-Befürworter
       aus dem Wahlkampf vor dem Referendum von 2016. Ihnen zufolge wird
       Großbritannien durch die EU-Mitgliedschaft davon abgehalten, wieder zu
       alter Größe als globale Handelsnation zurückzukehren.
       
       Auch für die nordirisch-protestantische DUP, von deren Stimmen Mays
       Minderheitsregierung abhängt, ist der Backstop nicht akzeptabel. Sie
       fürchten, Nordirland könnte durch die Regelung langfristig enger an Irland
       als an Großbritannien gebunden werden. Es ist deshalb unklar, wie May eine
       Mehrheit für den Deal im Parlament bekommen will.
       
       ## Boulevard-Zeitungen schwenken um
       
       Die Chancen, dass sich die EU auf substanzielle Nachverhandlungen einlässt,
       gelten als gering. An der Backstop-Regelung hatten Unterhändler in Brüssel
       monatelang gearbeitet.
       
       Im Streit um das Abkommen haben bereits Brexit-Minister Dominic Raab und
       Arbeitsministerin Esther McVey ihre Ämter niedergelegt. An Raabs Stelle
       trat inzwischen der bislang als unscheinbar geltende Stephen Barclay, er
       soll sich vor allem um die Brexit-Vorbereitungen innerhalb Großbritanniens
       kümmern. Für McVey kehrte die May-Verbündete Amber Rudd ins Kabinett
       zurück.
       
       Neben der Rebellion im Kabinett muss May auch mit einem Putsch ihrer
       Parlamentsfraktion rechnen. Seit Tagen wird über einen unmittelbar
       bevorstehenden Misstrauensantrag spekuliert.
       
       May verteidigte das Brexit-Abkommen in den vergangenen Tagen trotz allen
       Widerstands energisch. Sie erhält dabei Unterstützung von unerwarteter
       Seite: Zwei große konservative Boulevardzeitungen, die bisher als
       Sprachrohr der Brexit-Hardliner galten, der Daily Express und die Daily
       Mail werben inzwischen [3][für die Regierungschefin].
       
       ## Maximales Ergebnis erreicht?
       
       May ist überzeugt, dass sie das maximale Ergebnis mit ihrem Brexit-Abkommen
       erreicht hat. „Keine enormen Geldüberweisungen mehr an die EU, eine Ende
       der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs, raus aus der gemeinsamen
       Agrarpolitik, raus aus der gemeinsamen Fischereipolitik, raus aus der
       Zollunion, raus aus dem Binnenmarkt, unabhängiger Handels- und
       Küstenstaat“, zählte sie ihre Errungenschaften aus dem Deal auf. Doch all
       das fände zu wenig Beachtung.
       
       Großbritannien wird die EU am 29. März 2019 verlassen. Sollte das britische
       Parlament dem ausgehandelten Abkommen nicht zustimmen, droht ein Austritt
       ohne Abkommen mit unabsehbaren Folgen für alle Lebensbereiche. Besonders
       für die Wirtschaft wäre mit großen Verwerfungen zu rechnen – nicht nur in
       Großbritannien.
       
       17 Nov 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Fragen-und-Antworten-zum-Brexit/!5548911
   DIR [2] https://www.thetimes.co.uk/edition/news/change-deal-or-lose-our-support-brexiteer-ministers-warn-prime-minister-zlhn96dmq
   DIR [3] https://www.dailymail.co.uk/news/article-6399409/May-reveals-came-toughest-week-thanks-rock-Philip.html
       
       ## TAGS
       
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