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       # taz.de -- Streit um Landrechte: Bauern stürmen Regierungsbüro
       
       > Wieder ist in Vietnam ein Konflikt um Land gewaltsam eskaliert. Mehrere
       > Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Die KP bastelt an einer heiklen
       > Landrechtsreform.
       
   IMG Bild: Die Bauern in Vietnam besitzen keine Landrechte.
       
       BERLIN taz | Hunderte Dorfbewohner haben in der nordvietnamesischen Provinz
       Ha Tinh ein Regierungsbüro gestürmt und verwüstet. Dabei verletzten sie
       zwei Kader der Kommunistischen Partei (KP) schwer und mehrere leicht. Dies
       berichtete die Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag unter Berufung auf die
       offizielle Jugendzeitung Than Nien.
       
       Grund des Aufruhrs in der Provinz 340 Kilometer südlich von Hanoi ist ein
       Streit um Land und die Festnahme eines 27-jährigen Mannes. Der soll zwei
       Beamte angegriffen haben, die ihn aufgrund angeblich korrupter Praktiken
       von seinem Land vertreiben wollten. Laut dem Bericht kündigten die Behörden
       eine Untersuchung des Falles an.
       
       In Vietnam gehört alles Land dem Staat, der es für je 20 Jahre an Nutzer
       verpachtet. In diesem Jahr, in dem die Nationalversammlung noch das
       Landgesetzes reformieren will, gab es mehr gewaltsame Landkonflikte denn je
       zuvor. Der Minister für natürliche Ressourcen und Umwelt, Nguyen Minh
       Quang, zählte für Mai 500 ungelöste Landkonflikte. 2013 enden die nach dem
       Gesetz von 1993 geschlossenen Pachtverträge, die aber meist verlängert
       werden dürften.
       
       Das Zentralkomiteee der allmächtigen KP hat erklärt, privater Landbesitz
       bleibe weiterhin ausgeschlossen. Doch steckt die KP in einem
       Modernisierungsdilemma. Für Investitionen außerhalb der Landwirtschaft
       sowie für die wuchernden Großtstädte wird immer mehr Land benötigt. Die
       Spekulation blüht. Die bisherigen Landnutzer wehren sich gegen ihre
       Vertreibung, zumal sie sich oft benachteiligt fühlen und Korruption
       vermuten.
       
       Für Aufsehen sorgte im Januar die Familie des Fischzüchters Doan Van Vuon
       aus der nördlichen Hafenstadt Haiphong. Mit Gewehren und Minen verteidigte
       sie das Land gegen mehr als 100 Polizisten und Soldaten, von denen sechs
       verletzt wurden. Vuon und Verwandete wurden wegen Mordversuchs
       festgenommen, doch führte das zu einer unerwarteten Solidaritätswelle nicht
       nur in Blogs, sondern bis hin in die offiziellen Medien. Auch Ex-Präsident
       Le Duc Anh solidarisierte sich. Schließlich ordnete Ministerpräsident
       Nguyen Tan Dung die Rückgabe des illegal weggenommenen Landes an Vuons
       Familie an.
       
       Im Februar verbot Dung gewaltsame Vertreibungen durch die Behörden. Doch im
       April wurden 3.000 Polizisten in das Dorf Van Giang bei Hanoi geschickt, wo
       1.000 Bewohner sich weigerten, einer Satellitenstadt zu weichen. Der
       Konflikt zieht sich bereits seit Jahren hin und führte schon zu Protesten
       vor Dungs Amtssitz.
       
       16 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven Hansen
   DIR Sven Hansen
       
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