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       # taz.de -- Streitgespräch Özdemir vs. Scheuer: Wer fährt?
       
       > CSU-Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und Grünen-Politiker Cem
       > Özdemir streiten über Tempolimit, Öffis und Fahrradstraßen.
       
   IMG Bild: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer in seinem Büro
       
       Eine Verabredung zum Doppelinterview via Videochat. Andreas Scheuer sitzt
       vor einer großen blauen Wand am Kopf eines Konferenztisches im
       Bundesverkehrsministerium in Berlin-Mitte. Cem Özdemir schaltet sich aus
       seinem Bundestagsbüro zu. 
       
       Andreas Scheuer: Du bist vier Minuten zu spät.
       
       Cem Özdemir: Ich hatte technische Schwierigkeiten.
       
       Scheuer: Das sagen alle.
       
       taz am wochenende: Herr Özdemir, Herr Scheuer, Autobahnen bergen derzeit
       fast so viel Konfliktpotenzial wie früher Atomkraftwerke. [1][Der aktuelle
       Bundesverkehrswegeplan] sieht 850 neue Kilometer an Autobahnen und
       Bundesstraßen bis 2030 vor. Ist das noch zeitgemäß? 
       
       Scheuer: Also, ich habe vor ein paar Tagen einen Spatenstich an der A 94 in
       Südbayern gehabt, da war kein Einziger, auch in der langen Historie dieser
       Autobahn nicht, der dagegen wäre. Wir haben 253 Millionen Euro
       bereitgestellt für den letzten Abschnitt zur A 3 und das ganz feierlich
       begangen. Alle haben sich sehr, sehr gefreut. Autobahnen, überhaupt
       Infrastruktur, bedeuten auch Chancen.
       
       Özdemir: Das ist aber sehr aus der Zeit gefallen. Die CSU und die CDU
       lieben die Straßen, aber sie achten sie nicht. Das Prinzip sollte nicht der
       Neubau, sondern der Erhalt sein. Darum geht es doch eigentlich.
       
       Scheuer: Wir haben ja nur noch wenige Neubauprojekte. Der Schwerpunkt liegt
       seit Jahren auf Erhalt und Ausbau.
       
       Özdemir: Im letzten Jahr hat der Bund genau null Kilometer neue Schienen
       gebaut, gleichzeitig aber 125 Kilometer Autobahnen und Bundesstraßen. Und
       das in einer Zeit, in der jede sechste Weiche und jede sechste
       Eisenbahnbrücke ausgetauscht werden müssen. Wir haben einen dramatischen
       Investitionsrückstau bei der Schiene von sage und schreibe 29 Milliarden
       Euro. Das sind ja Schulden, die wir machen bei der Schiene. Das ist die
       Realität im Lande. Da fröhlich weiter einseitig Straßen zu bauen, das kann
       man machen. Aber dann gefährdet man auch die Wettbewerbsfähigkeit des
       Standorts Deutschland.
       
       Scheuer: Aber Herr Kollege, das stimmt doch nicht. Das ist doch unsere
       Strategie, ein klares Sowohl-als-auch für alle Verkehrsträger: Wir wollen
       alle notwendigen Infrastrukturmaßnahmen, die vom Parlament beschlossen
       sind, die von Abgeordneten, Regionen und Bundesländern eingefordert werden,
       realisieren, so wie vereinbart. Sie wollen alles auf den Prüfstand stellen,
       was die Straße betrifft. Das halte ich für falsch, weil es eben genau das
       bedeuten würde, was Sie gerade als Argument gesagt haben: nämlich schweren
       Schaden für die deutsche Wirtschaft. Auf der anderen Seite haben wir
       Rekordinvestitionen in alle Infrastrukturen der verschiedensten
       Verkehrsträger – in die Schiene, die Flughafeninfrastruktur, die
       Wasserstraßen, Radwege und Straßen. Jetzt sage ich mal: Wer war denn gegen
       Stuttgart 21 …
       
       Özdemir: Zu Recht.
       
       Scheuer: … wer ist denn gegen die Neubaustrecke Bielefeld–Hannover, die
       Hochgeschwindigkeitstrasse für die Strecke Berlin–Köln, mit der die Fahrt
       nur noch vier Stunden dauern würde? Wer ist denn gegen die
       [2][Fehmarnbeltquerung]? Das sind die Grünen. Sie sind vor Ort gegen
       Infrastrukturrealisierung. Das ist die bittere Wahrheit.
       
       Herr Özdemir, wenn Sie Bundesverkehrsminister wären, könnten Sie dem
       Parlament einen Vorschlag machen. Was müsste raus aus dem
       Bundesverkehrswegeplan? 
       
       Özdemir: [3][Die A 100 in Berlin muss man sofort stoppen.] Das ist ein
       Dinosaurierprojekt mitten durch die Stadt, man reißt dafür Häuser ab.
       Völlig irrsinnig, wahnsinnig teuer, mit minimalem Ertrag. Das kann man nur
       machen, wenn man die Menschen nicht schätzt. Aber Minister Scheuer hat ja
       recht: Wir brauchen Infrastrukturprojekte für den Klimaschutz. In
       Baden-Württemberg versuchen wir jetzt Stuttgart 21, das andere schlecht
       beschlossen haben, umzusetzen und zu verbessern. Das verstehen wir unter
       Verantwortungsbewusstsein. Aber wie sollen wir denn etwa die
       Elektromobilität voranbringen, wenn Bayern über Windabstandsflächen dafür
       sorgt, dass de facto die Windenergie nicht kommt. Die CSU ist in München
       und Berlin zwar für den Brenner-Nordzulauf – das ist die Bahnstrecke zum
       Brenner-Basistunnel, womit Güterverkehr von der Straße auf die Schiene
       verlagert werden soll –, aber vor Ort in Rosenheim organisiert sie den
       Protest. Das ist ein Klischee, dass nur die Grünen Protest organisieren.
       Viele Bürgerinitiativen gegen Klimaprojekte sind tiefschwarz.
       
       Scheuer: Gegenfrage: Wie viel Windanlagen wurden denn in Baden-Württemberg
       im letzten Jahr errichtet oder genehmigt? Wie viel? Vielleicht liegt es ja
       am Wind?
       
       Özdemir: Nein, es liegt nicht am Wind.
       
       Scheuer: Wie viele?
       
       Özdemir: Es liegt daran, dass der CDU-Minister im Forstministerium leider
       viel verhindert hat. Darum haben wir jetzt in die Koalitionsvereinbarung
       geschrieben, dass im Staatswald gebaut wird, und es wird jetzt gebaut.
       Darauf können Sie Brief und Siegel nehmen. Die Blockade ist jetzt vorbei.
       Die Leute wollen das, man muss es gut erklären. Und dann ist die
       Bereitschaft auch da.
       
       Wie viele Autos sind 2030 auf deutschen Straßen? Gehen wir mal fix durch,
       was Sie sich wie vorstellen. 
       
       Scheuer: 30 bis 35 Millionen.
       
       Özdemir: Gegenwärtig gibt es 48 Millionen: Die eins zu eins zu verwandeln
       in E-Autos wird das Problem alleine nicht lösen. Es werden weniger werden
       müssen, aber eine Zahl kann ich nicht sagen, das wäre nicht seriös.
       
       Benzin kostet 2030 wie viel? 
       
       Özdemir: Über die CO2-Bepreisung wird der Benzinpreis Schritt für Schritt
       steigen. Das hängt natürlich nicht nur an uns. Wir werden vermutlich nicht
       alleine regieren können, da wird man sich einigen müssen. Wer einen Diesel
       hat, tankt derzeit billiger, weil der Treibstoff mit weniger Abgaben belegt
       ist als Benzin. Diese Dieselsubvention von 8 Milliarden Euro jedes Jahr
       muss schrittweise abgesenkt werden.
       
       Scheuer: Im Unterschied zu den Grünen werden wir nicht einen radikalsten
       Verteuerungsschritt machen. Wir brauchen Zeit, um alternative Antriebe oder
       synthetische Kraftstoffe in den Markt zu bringen. Ich will, dass wir den
       fossilen Verbrenner 2035 auslaufen lassen, aber trotzdem die
       Verbrennertechnologie erhalten, weil es dann saubere, grüne Kraftstoffe
       gibt, die aus erneuerbaren Energien gewonnen werden.
       
       Gibt es in neun Jahren noch kostenlose Parkplätze? 
       
       Özdemir: Bis jetzt haben wir eine klare Dominanz des Autos, alles andere
       muss hinten anstehen. Das werden wir uns nicht mehr leisten können.
       
       Scheuer: Parkraumbewirtschaftung in der Stadt wird es natürlich geben. Wenn
       ich aber Bürgermeister einer Gemeinde von ein paar Tausend Einwohnern wäre,
       dann würde ich für kostenloses Parken sorgen, sodass dort kleinere
       Geschäfte am Leben bleiben. Da konkurriert der Einzelhandel nicht mit der
       Großstadt, sondern mit Amazon und Co.
       
       Auf deutschen Autobahnen gilt 2030 welches Tempolimit? 
       
       Scheuer: Wir bleiben bei der Regelgeschwindigkeit. Die durchschnittliche
       Höchstgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen ist 117 Kilometer pro
       Stunde. Warum? Weil wir eh schon ein Drittel der Autobahnen tempolimitiert
       haben. Autonome, intelligente Fahrzeuge passen sich an Wetterbedingungen
       und an die Verkehrsbedingungen an, die werden nicht mit einer
       Höchstgeschwindigkeit von 180 Stundenkilometern fahren. Mit den Reichweiten
       der alternativen Antriebe reduziert sich die Geschwindigkeit zudem ganz
       automatisch.
       
       Özdemir: Ich sehe die Debatte sehr entspannt. Durchs autonome Fahren, durch
       die Elektromobilität und Reichweite werden wir uns tatsächlich bei 130 auf
       der Autobahn wiedersehen.
       
       Scheuer: Jetzt halten wir aber mal fest: Der Kollege Özdemir ist trotzdem
       für Beschränkung, und ich bin für Freiheit.
       
       Özdemir: Umgekehrt, ich bin für Freiheit. Die Leute sollen auswählen
       können, womit sie fahren, indem wir die Mobilität sauber machen und
       bezahlbar für alle, auch auf dem Lande.
       
       Scheuer: Ihr habt so viel Angst vor dem Begriff Verbotspartei, dass der
       neue Begriff über drei Ecken Ermöglichungspartei ist. Nur habt ihr mehr
       Einschränkungen, Verbote und Verteuerungen in eurem Programm als
       Ermöglichungen.
       
       Wie wird die Bahn für Bürgerinnen und Bürger schöner? 
       
       Scheuer: Am Bahnhof, da beginnt es. Da muss es eine sichere
       Radabstellanlage geben, auch eine Ladesäule, um von einem Verkehrsmittel
       auf das andere umsteigen zu können. Und schon zu Hause muss ich meine Reise
       mit den digitalen Helferlein planen können. Wir brauchen den
       Deutschlandtakt, der den Regional- und den Fernverkehr verbindet. Und wir
       müssen Europas Metropolen mit Fernzügen, mit Hochgeschwindigkeits- und mit
       Nachtzügen verbinden, in denen ich WLAN habe, damit ich auch die Zeit
       nutzen kann, entweder zum Kommunizieren oder zum Arbeiten.
       
       Özdemir: Und das Ganze pünktlich.
       
       Scheuer: Und das Ganze pünktlich.
       
       Aber das dauert ja alles noch wahnsinnig lange. 
       
       Scheuer: Rot-Grün hat es mit entscheidenden Fehlern verpasst, die Bahn
       zukunftsfähig zu machen. Und immer, wenn es konkret wird, schlagen sich die
       Grünen in die Büsche.
       
       Özdemir: Herr Scheuer, Sie tun so, als wären Sie Opposition und wir
       regierten bereits. Die letzten Jahre waren offenbar keine CSU-Jahre.
       
       Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn, der der Bahn nicht gutgetan hat, ist von
       Rot-Grün installiert worden … 
       
       Özdemir: Das waren sozialdemokratische Verkehrsminister. Es gab noch nie
       einen grünen Bundesverkehrsminister in Deutschland. Überall, wo es grüne
       Verkehrsminister in den Ländern gibt, geht es entschieden voran. Es wird
       Zeit für eine grüne Verkehrsministerin oder einen grünen Verkehrsminister.
       
       Wie machen Sie die Bahn billiger? Die Preise derzeit halten viele ab. 
       
       (Schweigen) 
       
       Dazu sagen Sie beide nichts? 
       
       Scheuer: Ich kann gerne antworten. Wir haben die Bahn erst einmal billiger
       gemacht, indem wir die Mehrwertsteuersenkung umgesetzt haben. Und natürlich
       werden wir mit der Bahn, die ja ein eigenwirtschaftliches Unternehmen ist,
       darüber sprechen, wie wir das Bahnfahren noch günstiger, aber vor allem
       attraktiver machen. Wir werden die Trassenpreise …
       
       … die Mautgebühren für die Schiene … 
       
       … reduzieren, auch für die Mitbewerber der Deutschen Bahn wie Flixtrain und
       andere.
       
       Özdemir: Seit 2015 – da haben die Grünen nicht regiert – sind die
       Ticketpreise für den Schienenpersonennahverkehr um 16 Prozent gestiegen,
       die Kosten für den motorisierten Individualverkehr um 4 Prozent. Der
       öffentliche Verkehr wird bestraft. Wer den benutzt, zahlt heute deutlich
       mehr. Sie haben eine völlig verzerrte Wirklichkeitswahrnehmung.
       
       Scheuer: Kollege Özdemir, da müssen Sie mit den Argumenten aufpassen. Wir
       hatten vor der Coronakrise Fahrgastrekorde. Das ist ja ein deutliches
       Signal, dass die öffentlichen Verkehrsmittel sehr, sehr attraktiv sind.
       Aber wir müssen schauen, dass die Leute nach Corona jetzt wieder
       einsteigen, statt in Stoßzeiten vor der Ampel im Stau zu stehen. Dafür
       brauchen wir Kampagnen.
       
       Reicht das? Müsste es nicht mehr Platz, mehr Abstand in Waggons geben, die
       größer sind als die heutigen? 
       
       Scheuer: Der Waggon muss ja auch erst mal produziert werden. Ich stelle
       aber gar nicht fest, dass wir da ein Problem haben. Alle
       Fahrgastbefragungen bei der Bahn, aber auch bei den kommunalen
       Verkehrsbetrieben zeigen, dass sich die Fahrgäste gut aufgehoben fühlen,
       auch mit Blick auf den Gesundheitsschutz. Wir müssen die erreichen, die
       nicht mit Bus und Bahn fahren.
       
       Und Sie, Herr Özdemir? 
       
       Özdemir: Erst mal will ich den Appell von Minister Scheuer unterstützen und
       die Öffis loben. Und wenn wir gerade schon bei der Euphorie sind, Minister
       Scheuer, lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass mehr Sicherheit in der
       Stadt entsteht und der Verkehr gleichzeitig flüssiger wird, indem wir den
       Kommunen die Möglichkeit geben, Tempo 30 zu machen; und dort, wo Tempo 50
       sinnvoll ist, machen sie Tempo 50.
       
       Ist das jetzt ein Koalitionsgespräch? 
       
       Scheuer: Kollege Özdemir hat eine ganze Themenliste, die er ohne Fragen
       abarbeiten will.
       
       Tempo 30 steht auch auf unserer Liste. Herr Scheuer, wie wohl fühlen Sie
       sich mit dem Rad in der Stadt? 
       
       Scheuer: Das kommt auf die Strecke an. Wir haben auch Radwege, wo es
       schwierig ist, den Lenker zu halten, weil sie schon 15 Jahre alt sind und
       die Bäume, die an dem Radweg stehen, eben auch schon in die Jahre gekommen
       und größer geworden sind. Die Sanierung der Radwege ist dringend
       erforderlich, deshalb auch unser Antiwurzelprogramm. Und wir müssen neue
       Radschnellwege noch weiter vorantreiben. Wenn ich vom Grunewald nach Berlin
       auf dem Radschnellweg fahren kann, macht es natürlich viel Freude und Spaß,
       weil du sicher vom Autoverkehr abgekoppelt bist. Das wäre der richtige Weg
       für die lang laufenden Wege.
       
       Özdemir: Ich habe zwei schulpflichtige Kinder und weiß, wie Eltern sich
       sorgen. Ziel muss es sein, dass mit dem Fahrrad in die Schule fahren
       genauso sicher ist wie heute das SUV-Elterntaxi. Tempo 30 ist dafür das
       eine. Dazu gehören aber auch die Abbiegeassistenzsysteme bei Lkws. Warum
       geben Sie nicht den Kommunen das Recht wie in London, Sicherheitszonen
       einzurichten, wo sie sagen, da kommst du nur rein, wenn du ein
       Abbiegeassistenzsystem hast. Und noch was: Wer heute eine Fahrradstraße
       einrichten will, muss nachweisen, dass da schon viele Fahrräder fahren. Das
       ist doch ungefähr so, als wenn du Schienen künftig nur noch dort baust, wo
       bereits viele Züge fahren.
       
       Scheuer: Erstens, Großbritannien ist nicht mehr in der EU. Dieses Recht,
       was die Ausstattung von Fahrzeugen betrifft, ist Europarecht. Ich habe mich
       auf EU-Ebene sehr dafür eingesetzt, dass die Pflicht, Lkws mit
       Abbiegeassistenten auszustatten, vorgezogen wird. Aber leider vergebens.
       Zweitens, ein Vorschlag: Das Rad ist umweltverträglich, ist klimaneutral.
       Lassen wir bei Planungen der Radinfrastruktur
       Umweltverträglichkeitsprüfungen raus. Dann können wir Radwege schneller
       bauen.
       
       Özdemir: Das ist nicht nötig. In der Vergangenheit ist in den Behörden
       massiv Personal abgebaut worden. Das fehlt uns heute. Hamburg
       beispielsweise hat massiv nachgerüstet, seitdem die Grünen mitregieren. Und
       die neu gewonnene Sensibilität für Europarecht, die finde ich auch
       bemerkenswert. Bei der Pkw-Maut gab es die Sensibilität für Europarecht
       nicht ganz so.
       
       Scheuer: Oijoijoi, jetzt werden hier aber schwere Geschütze aufgefahren.
       Immerhin hat auch der Generalanwalt des Europäischen Gerichtshofs die Maut
       für komplett rechtskonform gehalten. Der ist dir jetzt noch gerade
       eingefallen, oder, Cem?
       
       Özdemir: Nein, ich habe das vorher schon sagen wollen, aber da kam ich
       nicht dran.
       
       Herr Scheuer, was spricht gegen Tempo 30? 
       
       Scheuer: Wir wollen keine Pauschalsituationen schaffen. Jede Stadt ist
       anders, jede Stadt hat eine andere Infrastruktur.
       
       Özdemir: Aber Tempo 50 ist doch auch pauschal.
       
       Scheuer: Wir haben auch Durchgangsverkehre, da macht es Sinn. Wichtig ist
       aber: Wir brauchen gleichzeitig eine gute, abgetrennte Radinfrastruktur.
       Das ist der Weg.
       
       Welche Rolle werden in Zukunft Flugtaxis spielen? 
       
       Özdemir: Wenn Busse, Bahnen, Schiene, Fahrräder auf dem Stand des 21.
       Jahrhunderts sind, was Sicherheit angeht, was Ausstattung angeht, was
       Qualität angeht, dann können wir uns gerne über Flugtaxis unterhalten.
       
       Scheuer: Also, ich habe beim Luftverkehrsgipfel vor der vollelektrischen
       Lastendrohne eines Herstellers gestanden, der mit DB Schenker kooperiert.
       Diese Drohne und andere könnten die städtische Logistik von morgen
       revolutionieren. Wenn wir da nicht dabei sind, haben wir den Anschluss
       verloren. Ich möchte auch ein vollelektrisches Flugtaxi, mit dem nicht
       nur Personen befördert werden. Denken Sie auch an die medizinische
       Versorgung, Sicherheitskräfte, vieles mehr. Die Grünen stehen dafür, dass
       du am besten nicht mehr ins Flugzeug steigst. Aber ich sehe die
       Innovationen wie die A320 mit minus 20 Prozent Treibstoffverbrauch, mit
       minus 80 Prozent Lärmemissionen. Und ich möchte, dass Airbus die nächste
       Brennstoffzelle hier in Deutschland erforscht mit deutschen Ingenieuren,
       und nicht, dass irgendwo anders billig getankt wird.
       
       Özdemir: Beim Flugverkehr werden wir die synthetischen Kraftstoffe
       brauchen. Nur: Wer sie auch beim Auto einsetzen will, der will künftig
       keine deutsche Flugindustrie mehr. Denn so viele E-Fules werden wir nicht
       haben, sie sind teuer und sehr energieintensiv in der Herstellung.
       
       Herr Scheuer, was müssen Ihnen die Grünen zugestehen, damit Sie ein
       Tempolimit mitmachen? 
       
       Scheuer: Ich weiß nicht, ob wir es schaffen, aber das Schönste wäre
       natürlich eine absolute Mehrheit von CDU/CSU bei der nächsten
       Bundestagswahl. Wir haben noch ein bisschen Weg dorthin. Wenn wir mit
       anderen reden müssten für eine Koalition, unter anderem auch mit den
       Grünen, auch mit den anderen mit Ausnahme Linke und AfD, dann werden wir
       Lösungen finden müssen. Jamaika ist nach den letzten Bundestagswahlen nicht
       an Schwarz und Grün gescheitert, sondern an der FDP. Hergeben tun wir
       leichtfertig nichts.
       
       Özdemir: Wir geben nichts her. Am 26. 9. bei der Bundestagswahl wird
       natürlich auch bilanziert über die bisherige Verkehrspolitik.
       
       Scheuer: Bilanziert wird auch über die bisherige Oppositionspolitik.
       
       3 Jul 2021
       
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       Krawall. Nun schlagen VW und Co. moderatere Töne an.
       
   DIR Hamburger SPDler will mit Rechten reden: Verpeilte Verabredung mit der AfD
       
       Der SPD-Bundestagskandidat Falko Droßmann hatte abgestritten, an einer
       Veranstaltung der AfD teilnehmen zu wollen. E-Mails zeigen etwas anderes.
       
   DIR Soziale Gerechtigkeit bei Klimaschutz: Wir fahren zusammen
       
       Klimaschutz und gute Arbeitsbedingungen können zusammen durchgesetzt werden
       – wenn die Richtigen zur Kasse gebeten werden.
       
   DIR Die Bahn im Klimacheck: Grüne Streifen, keine grüne Firma
       
       Die Deutsche Bahn präsentiert sich gern als besonders klimafreundliches
       Unternehmen. Dabei bleibt sie vielfach hinter ihrem Potenzial zurück.
       
   DIR Entscheide zum Radverkehr: Lerneffekte im Reallabor
       
       Über 50 Radentscheide für getrennte und sichere Fahrradwege gibt es in
       Deutschland. Aber eine müde Verwaltung lähmt die Umsetzung.