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       # taz.de -- Studie zu Racial Profiling: Im Zweifel ohne Seehofer
       
       > Niedersachsens Innenminister will Racial Profiling in der Polizei auf
       > Landesebene untersuchen. Der Vorstoß stößt auf ein geteiltes Echo.
       
   IMG Bild: Will den Rassismus in der Polizei Niedersachsen untersuchen: Landesinnenminister Pistorius
       
       BERLIN taz | Nach der Weigerung von Bundesinnenminister Horst Seehofer
       (CSU), eine Studie zu Rassismus und Polizeiarbeit durchzuführen, machen nun
       die Länder Druck. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD)
       kündigte am Freitag an, eine Untersuchung über Racial Profiling in der
       Polizei auf Länderebene zu forcieren.
       
       „Ich würde mir wünschen, dass wir das anpacken, ob mit oder ohne den Bund“,
       sagte Pistorius der Neuen Osnabrücker Zeitung. Dazu werde er versuchen,
       seine „Kollegen in den Ländern im Herbst von einer gemeinsamen Studie zu
       überzeugen“.
       
       Damit stellt sich der niedersächsische Innenminister gegen seinen
       Ressortkollegen im Bund. Seehofer hatte unlängst eine bundesweite Studie zu
       Racial Profling, also der anlasslosen Personenkontrollen der Polizei
       aufgrund äußerer Merkmale wie der Hautfarbe, abgesagt. [1][Dafür hatte er
       breite Kritik geerntet.]
       
       Um ein repräsentatives Bild zu gewinnen, müsse die Untersuchung mehrere
       Bundesländer umfassen und nicht nur Niedersachsen, sagte Pistorius weiter.
       Wie viele Länder sich dem anschließen, ist allerdings offen.
       
       Berlin und Thüringen signalisieren Zustimmung 
       
       Eine Umfrage der taz am Freitag unter den übrigen 15 Ländern zeigt, dass
       Pistorius es vor allem bei seinen CDU-Länderkollegen schwer haben dürfte.
       So sagte NRW-Minister Herbert Reul der taz: „Mir ist nach wie vor nicht
       klar, worin der Sinn einer solchen Studie liegen sollte.“ Auch die
       CDU-Innenminister aus dem Saarland und Brandenburg sehen keinen Anlass für
       eine derartige Untersuchung.
       
       Weit differenziertere Töne hingegen kamen aus Sachsen, wo in Roland Wöller
       ebenfalls ein Christdemokrat das Innenministerium anführt. „Die Ergebnisse
       einer unabhängigen Studie, ob es Rassismus innerhalb der Polizei gibt, wäre
       auch für die sächsische Polizei interessant“, erklärte ein Sprecher der
       sächsischen Polizei.
       
       Deutlich bessere Erfolgsaussichten dürfte Pistorius bei seinen SPD-Kollegen
       haben. Zwar hält Roger Lewentz aus Rheinland-Pfalz eine Studie „nicht für
       zwingend erforderlich“, insgesamt stehe er dem aber offen gegenüber.
       
       Klare Zustimmung kam von Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD): „Wir
       finden die Idee einer Studie sinnvoll und stehen dem Vorschlag zustimmend
       gegenüber“, sagte er der taz. Thüringens Innenminister Georg Maier deutete
       ebenfalls an, sich dem niedersächsischen Weg anzuschließen.
       
       17 Jul 2020
       
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