# taz.de -- Studie zu Tagebau und Waldsterben: RWE „grillt“ den Hambacher Forst
> Der Braunkohletagebau verstärkt laut einer Studie das Sterben der
> angrenzenden Bäume. Um sie zu erhalten, braucht es sofortige Maßnahmen.
IMG Bild: So nah ist der Bagger schon an den Hambacher Forst gerückt
KÖLN taz | In einer Studie mit dem Titel „[1][Hambacher Forst in der
Krise“] kommen Forscher*innen zu dem Schluss, dass es sofortige Maßnahmen
brauche, um den Hambacher Wald zu erhalten. Die Situation der Bäume habe
sich „eklatant“ verschlechtert. Der Grund: die extremen
Temperaturunterschiede zwischen Wald und näherrückendem Tagebau. Seit
Oktober 2018 steht der Hambacher Forst unter höchstrichterlichem Schutz,
seinen Erhalt hat die [2][Kohlekommission der Bundesregierung als
„wünschenswert“] bezeichnet.
Wälder sind tendenziell feucht und kühl. Eine Art Klimaanlage einer Region.
Weite, nackte Flächen hingegen, beispielsweise der Tagebau Hambach mit der
Größe tausender Fußballfelder sind trockene Hitzepole. Eine Art Grill.
Nähert sich ein Tagebau einem Wald, kommt es durch die
Temperaturunterschiede zu „Randeffekten“.
Diesen Vorgang haben die Forscher*innen der Hochschule Eberswalde und des
Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) erstmals in Deutschland
auch mit Daten eines Nasa-Satelliten belegt. In der von Greenpeace
beauftragten Studie schreiben sie, für den Erhalt des Hambacher Forstes sei
„dringend“ notwendig, „dass der vom Tagebau Hambach ausgehende ökologische
Hitze- und Trockenheitsstress gemindert wird“.
In manchen Jahren seien im Tagebau Hambach „durchschnittliche
Oberflächentemperaturen von über 45 °C zu verzeichnen“, berichten die
Forscher*innen. Im Hitzesommer 2018, dem Untersuchungszeitraum, sei der
Wald bis zu 22 Grad kühler gewesen als die nahe Braunkohlegrube.
## An den Waldrändern sterben Bäume
Das führe unter anderem zu starken Winden, die die Austrocknung verstärkten
und reihenweise Bäume entwurzelten. „An den Waldrändern zeigt sich das
vermehrte Absterben von Bäumen, die besonderem Hitze‐ und Trockenstress
ausgesetzt sind.“ Dies betreffe nicht mehr nur die „wenig standortgerechten
Fichten, sondern vor allem Buchen.“
Wolle man den Hambacher Forst erhalten, sei „dringend ein Maßnahmenbündel
umzusetzen, welches die Kühlung der Landschaft um ihn herum erreicht“,
schreiben die Forscher*innen. „Hierzu gehören der sofortige Stopp des
weiteren Abbaggerns des Tagebaus Hambach, die Rekultivierung und
Wiederbewaldung von (ehemaligen) Straßen und auch des Kiestagebaus sowie an
den Wald angrenzender Agrarflächen.“
Die Bäume müssten bewässert werden, vor allem in der Wachstumsphase. Die
Trasse der ehemaligen A4 müsse aufgeforstet und die im Zuge der
Baumhausräumungen verbreiterten Waldwege zurückgebaut werden. Über Hecken
und Gehölzkorridore solle der Hambacher Forst mit anderen Waldflächen der
Region verbunden werden.
Besonders wichtig sei, rund um den Wald eine „thermische Pufferzone“ zu
schaffen: 500 Meter breit und dicht bepflanzt. Im Moment passiert
allerdings genau das Gegenteil. Schützendes und kühlendes Gehölz ist an
vielen Stellen des Waldes entfernt worden, besonders im Tagebauvorfeld. Und
[3][die Abbaukante rückt immer näher]: Im Laufe des Jahres 2019 hat RWE die
Tagebaukante bis zu 50 Meter an den Wald herangebaggert. Ein Sprecher von
RWE hatte zuletzt mitgeteilt: Der „angemessene“ Abstand zum Wald sei „keine
nach Metern festgelegte Größe“.
14 Aug 2019
## LINKS
DIR [1] https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/hambacher_forst.pdf
DIR [2] /Kohlekompromiss-und-die-Folgen/!5565695
DIR [3] /Waldspaziergang-im-Hambacher-Forst/!5606832
## AUTOREN
DIR Anett Selle
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