# taz.de -- Studie zur Altersdiskriminierung: Alter, Körper, Klasse
> Das bisher wenig beachtete Thema Altersdiskriminierung ist eine Chance
> für Linke: Es verbindet unterschiedliche Arten der Benachteiligung.
IMG Bild: Menschen werden abgewertet, wenn sie als weniger gewinnbringend angesehen werden
Am Donnerstag hat die Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman die
Untersuchung [1][„Ageismus – Altersbilder und Altersdiskriminierung in
Deutschland“] vorgestellt. Auch wenn eine Studie selten einen politischen
Umbruch auslöst, wäre es wünschenswert, wenn Atamans Appell eine Debatte
über Altersdiskriminierung anstößt. Insbesondere im linken Spektrum, das
darüber streitet, ob [2][sogenannte Identitätspolitik] mit Klassenpolitik
verträglich ist. Denn der Ageismus ist eine weitere Diskriminierungsform,
die aufzeigt, wie beides – Benachteiligung aufgrund der eigenen Identität
und kapitalistische Ausbeutung – Hand in Hand gehen.
Oft entstehen Vorurteile, die zu Altersdiskriminierung führen, aus einer
oberflächlichen Einschätzung darüber, wie nützlich eine Person im
fortgeschrittenen Alter noch für eine Gesellschaft ist. Menschen, die
langsamer arbeiten, mehr Unterstützung brauchen, gegebenenfalls öfter krank
sind oder nicht jede technische Neuerung sofort beherrschen, werden häufig
in der Arbeitswelt benachteiligt.
Menschen werden jedoch nicht erst abgewertet, wenn sie als weniger
gewinnbringend angesehen werden, sondern auch dann, wenn sie zusätzliche
Kosten verursachen: das Rentensystem „überlasten“ oder pflegebedürftig
werden Besonders deutlich wird der Zusammenhang zwischen dem
kapitalistischen Wirtschaftssystem und Altersdiskriminierung bei der Frage,
welche Menschen früher altern. Häufig sind dies jene, deren Körper von
jahrelanger schwerer Arbeit geprägt sind.
Für die Linke wäre eine gesellschaftliche Debatte über Ageismus eine
Chance, ein Themenfeld zu besetzen, das bislang in Deutschland über
Debatten des Renteneintrittsalters hinaus wenig Aufmerksamkeit bekommt. Der
Kampf gegen Diskriminierung aufgrund von biologistischen Markern – wie dem
Lebensalter oder dem Geschlecht – könnte so mit dem Kampf um bessere
Arbeitsbedingungen und gegen eine reine produktivistische Bewertung von
Körpern verbunden werden.
16 Dec 2022
## LINKS
DIR [1] /Studie-zu-Ageism-in-Deutschland/!5902928
DIR [2] /Cancel-Culture-und-Wokeness/!5882236
## AUTOREN
DIR Tatjana Söding
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