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       # taz.de -- Studie zur Industrietransformation: Das Jahrzehnt des Stahls
       
       > Die Stahl-, Chemie- und Zementindustrie liefert Grundstoffe für die
       > Wirtschaft. Sie kann jobverträglich CO2-neutral werden, zeigt eine
       > Studie.
       
   IMG Bild: Schwer, aber nicht unmöglich: Auch die Stahlindustrie kann CO2-frei werden
       
       Berlin taz | Die besten Technologien für den Klimaschutz bringen nichts,
       wenn die Grundstoffe zu ihrer Herstellung nicht ökologisch sind. Der
       Thinktank [1][Agora Energiewende] und das [2][Wuppertal Institut] sind
       beide dafür bekannt, für die ökologische Transformation der Wirtschaft zu
       streiten – und wenig davon zu halten, wenn die Industrie vor
       Arbeitsplatzverlusten warnt.
       
       Nun aber schreiben ausgerechnet die beiden Institute: „Weil Deutschland
       bisher keine dezidierte Klima- und Innovationspolitik für die
       Grundstoffindustrie verfolgt, droht ein massiver Investitionsrückgang in
       diesem Wirtschaftszweig mit seinen 550.000 Beschäftigten.“ Frei übersetzt:
       Allein schaffen die Unternehmen den Umstieg nicht, es braucht Steuergelder,
       sonst bedroht der Klimaschutz eine halbe Million Arbeitsplätze. Werden
       Chemie, Stahl und Zement im Ausland produziert, ist für den Klimaschutz
       nichts gewonnen, so die Studie.
       
       Die gute Nachricht dabei ist, dass die Technologien da sind, um all diese
       Stoffe ohne Klimaschäden zu produzieren. Die Studie listet sie explizit
       auf: So lässt sich etwa Wasserstoff mit erneuerbaren Energien herstellen,
       der dann bei der Stahlherstellung Koks, also Kohle, ersetzt und die
       Herstellung [3][fast CO2-frei] macht. Zur Geschichte gehört aber auch, dass
       eine Technologie, die Umweltaktivist*innen oft bekämpfen, als
       „unausweichlich“ bezeichnet wird: die Abscheidung und unterirdische
       Speicherung von CO2, CCS genannt. Das sei für eine klimafreundliche
       Zementherstellung unausweichlich, falls es keinen Durchbruch bei
       alternativen Baustoffen gebe.
       
       Produktionsanlagen für Stahl oder Zement werden bis zu 70 Jahre genutzt –
       weil in der nächsten Dekade viele in Deutschland ersetzt werden müssen,
       sehen die Autor*innen der Studie eine große Chance, dann auf CO2-arme
       Produktion umzusteigen. Allerdings scheint das ohne massive staatliche
       Förderung nicht möglich, etwa bei der Erzeugung von Wasserstoff mit
       erneuerbare Energien. Auch eine Klima-Umlage auf Stahl, Aluminium und
       Zement regt die Studie an. Unternehmen könnten sich zudem um Zuschüsse
       bewerben, wenn sie CO2-arme Schlüsseltechnologien einsetzen: Der günstigste
       Anbieter bekommt dann das Geld.
       
       25 Nov 2019
       
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   DIR [1] https://www.agora-energiewende.de/
   DIR [2] https://wupperinst.org/
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