URI: 
       # taz.de -- Sudan-Konferenz in Paris: Friedenssuche mit Misstönen
       
       > Deutschland, Frankreich und die EU laden zum Sudan-Treffen in die
       > französische Hauptstadt. Sudans Regierung spricht von
       > „Völkerrechtsbruch“.
       
   IMG Bild: „Katastrophe apokalyptischen Ausmaßes“: Sudanesische Nationalflagge auf sudanesischem Alltagsgegenstand
       
       Berlin taz | Ein Jahr nach Kriegsausbruch in Sudan laden die Regierungen
       Frankreichs und Deutschlands sowie die EU-Kommission zu einer hochkarätigen
       Sudan-Konferenz. Die eintägige „Internationale humanitäre Konferenz für
       Sudan und Nachbarländer“ an diesem Montag in Paris soll „unsere Bemühungen
       verdoppeln, das Leid zu beenden und die Waffen zum Schweigen zu bringen“,
       schrieb der für humanitäre Angelegenheiten zuständige
       UN-Untergeneralsekretär Mark Griffiths [1][in der französischen
       Tageszeitung Le Monde]. Es gehe um mehr humanitäre Hilfe, mehr Druck auf
       die Kriegsparteien und mehr Zugang zu den hilfsbedürftigen Menschen in
       Sudan.
       
       Hintergrund der Konferenz, die zuerst im März von Frankreich als
       „interministerielles Treffen“ angekündigt worden war, ist die dramatische
       Zuspitzung der humanitären Krise in Sudan und die zugleich dramatische
       Unterfinanzierung der internationalen humanitären Hilfe.
       
       Das gilt sowohl für Sudan selbst als auch die Nachbarländer, die über sechs
       Millionen Flüchtlinge aus Sudan aufgenommen haben. Die diesjährigen
       UN-Hilfsappelle für die Sudankrise mit einem Umfang von 4,1 Milliarden
       US-Dollar – davon 2,7 Milliarden in Sudan selbst und 1,4 Milliarden in den
       Nachbarländern – sind bis heute nur zu rund sechs Prozent finanziert. Das
       soll sich am Montag ändern.
       
       „Wir können nicht ignorieren, dass uns eine Hungerkrise fast
       apokalyptischen Ausmaßes in Haus steht“, sagt ein hochrangiger deutscher
       Diplomat. Nicht nur Geberzusagen sind allerdings das Ziel des Pariser
       Treffens. Deutschland will auch die verschiedenen internationalen
       Vermittlungsbemühungen, die bisher alle gescheitert sind, an einen Tisch
       bringen, um gemeinsame Grundprinzipien zum Umgang mit Sudans Krieg zu
       entwickeln.
       
       „Es ist ein Kampf zwischen zwei annähernd gleich starken, sehr
       unterschiedlichen Streitkräften, die ein perfektes Nullsummenspiel
       austragen“, analysiert der Diplomat. „Ein Element, das den Krieg
       vorantreibt, ist die Unterstützung der Kriegsparteien von außen. Wenn es
       gelänge, das herunterzufahren, wäre der Krieg wahrscheinlich schnell
       vorbei.“
       
       Die aufständischen RSF-Milizen (Rapid Support Forces) werden maßgeblich von
       den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt, aber genießen auch
       Unterstützung aus Libyen und dort stationierten russischen Kräften. Sudans
       Regierung wiederum kann sich auf den Nachbarn Ägypten verlassen, erhält
       aber in jüngster Zeit auch Militärhilfe aus Iran, etwa Drohnen für Angriffe
       auf RSF-gehaltene Städte. Auch zu Russland sind ihre Beziehungen gut.
       
       Zu dieser Haltung passt die schroffe Ablehnung der Konferenz durch Sudan
       selbst. Das Außenministerium hat das Treffen als Verletzung der
       Souveränität Sudans und Völkerrechtsbruch [2][zurückgewiesen], da es „ohne
       Konsultation und Koordination mit der Regierung und ohne ihre Teilnahme“
       stattfände und eine „legitime Regierung“ mit einer „terroristischen Miliz“
       auf eine Stufe stelle.
       
       Diese Kritik wird in Berlin zurückgewiesen. Das sei „keine Überraschung“,
       heißt es. „Die von der Sudankonferenz angestrebte bessere Koordinierung der
       internationalen Vermittlungsinitiativen soll den Druck auf die
       Konfliktparteien erhöhen, sich auf ernsthafte Verhandlungen einzulassen und
       die Kämpfe einzustellen.“
       
       Die EU richtet auch ein Treffen mit sudanesischen zivilgesellschaftlichen
       Aktivisten aus. Eine der geladenen Sudanesinnen, die Frauenaktivistin Rabab
       Baldo, hat die Einladung nach eigenen Angaben allerdings ausgeschlagen:
       „Die Priorität müsste ein Waffenstillstand sein, nicht humanitäre Hilfe,
       die bei den Falschen landet“, schimpft sie. Die Konferenzausrichter haben
       am Montag wohl noch einiges geradezurücken.
       
       14 Apr 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.lemonde.fr/afrique/article/2024/04/13/guerre-au-soudan-il-est-temps-que-la-communaute-internationale-prenne-ses-responsabilites_6227642_3212.html
   DIR [2] https://twitter.com/walaaelsadig/status/1778767969213923579
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Krieg in Sudan
   DIR GNS
   DIR Schwerpunkt Krieg in Sudan
   DIR Schwerpunkt Flucht
   DIR Schwerpunkt Krieg in Sudan
   DIR Schwerpunkt Krieg in Sudan
   DIR Schwerpunkt Krieg in Sudan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Internationale Sudan-Konferenz: Endlich Geld. Und jetzt?
       
       Der Zugang zu humanitärer Hilfe im Sudan dürfte praktisch unmöglich sein.
       Die Regierung behindert schon jetzt die internationalen Hilfswerke.
       
   DIR Geberkonferenz für Sudan: Regierungen sagen Millionen zu
       
       Eine Geberkonferenz in Paris sichert umfangreiche Zusagen für die
       Sudan-Hilfsappelle der UN zu. Aber wie der Krieg zu beenden ist, bleibt
       unklar.
       
   DIR Ein Jahr Krieg in Sudan: Khartum lebt in unseren Herzen
       
       Unsere Autorin schreibt darüber, dass Sudans Machthaber ihre Heimatstadt
       zerstört haben. Doch sie gibt die Hoffnung nicht auf.
       
   DIR Ein Jahr Krieg in Sudan: In die Wüste geschickt
       
       Die wenigsten Menschen schaffen es, vor dem Krieg in Sudan ins Nachbarland
       Ägypten zu fliehen. Dort sind sie alles andere als willkommen.
       
   DIR Ein Jahr Krieg in Sudan: Die Krieger zerstören ihr Land
       
       Nach einem Jahr Krieg zwischen Armee und RSF-Milizen funktioniert in Sudan
       nichts mehr. Es droht eine Hungersnot und eine Ausweitung der Kämpfe.