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       # taz.de -- Südafrika und Corona: Rückkehr zum Alkoholverbot
       
       > Südafrikas Präsident Ramaphosa lässt erneut Alkohol verbieten. Damit
       > reagiert er auf die neuen Coronazahlen, die zuletzt angestiegen sind.
       
   IMG Bild: Nächtliche Ausgangssperre und Alkoholverbot: Ein Polizist kontrolliert in Johannesburg
       
       Johannesburg taz | Der Beschluss der südafrikanischen Regierung, [1][das
       erst im Juni aufgehobene Verbot des Verkaufs alkoholischer Getränke] wieder
       einzuführen, empört Trinker im ganzen Land. Doch für viele Beobachter gilt
       diese Einschränkung als überlebenswichtig.
       
       Präsident Cyril Ramaphosa kündigte das erneute Alkoholverbot am
       Sonntagabend an. Zu dem Zeitpunkt hatte die Zahl der bestätigten
       [2][Covid-19]-Toten in Südafrika 4.079 erreicht, 276.242 Infektionsfälle
       waren registriert. Schon am Montagabend waren die Infektionsfälle um über
       11.000 auf 287.796 angestiegen – in absoluten Zahlen der vierthöchste
       Zuwachs der Welt an diesem Tag, hinter den viel größeren Staaten USA,
       Indien und Brasilien. Die Zahl der Toten stieg auf 4.172.
       
       In seiner wöchentlichen Botschaft an die Nation betonte Ramaphosa am
       Montag, die Wiederzulassung des Alkoholverkaufs im Juni nach drei Monaten
       Verbot habe das Gesundheitswesen unter erheblichen Druck gesetzt, weil sich
       Notaufnahmen und Intensivstationen erneut mit Opfern trunkenheitsbedingter
       Verkehrsunfälle und Gewalttaten gefüllt hatten.
       
       „Deswegen haben wir beschlossen, um die Kapazitäten der Krankenhäuser zu
       bewahren, den Verkauf, Ausschank und Vertrieb von Alkohol mit sofortiger
       Wirkung zu suspendieren“, sagte Ramaphosa.
       
       ## Maskenpflicht und nächtliche Ausgangssperre
       
       Nema Ramkhelawan-Bhana, Volkswirtin bei der Rand Merchant Bank, sagt der
       taz, die Maßnahme reflektiere ein gesundes Gleichgewicht zwischen den
       Bedürfnissen, die Wirtschaft anzukurbeln und das Gesundheitssystems zu
       schützen. „Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, bevor man nach
       vorne geht“, sagt sie.
       
       Neben dem Alkoholverbot ist in Südafrika auch wieder eine landesweit
       nächtliche Ausgangssperre verhängt worden, zudem eine Maskenpflicht. All
       dies, sagt Ramkhelawan-Bhana, sei keine Überraschung.
       
       Der nationale Gesundheitsrat schätzt, dass diese Maßnahmen zusammengenommen
       über einen Zeitraum von acht Wochen 170.000 Krankenhaustage einsparen,
       46.000 davon auf Intensivstationen. Dies setzt entsprechend Personal für
       Covid-19-Patienten frei.
       
       ## Alkolverbot führt zu Plünderungen
       
       In der südafrikanischen Gesellschaft ist das Verbot von Alkohol kontrovers.
       [3][Das erste Verbot im März] führte zu verbreiten Plünderungen
       geschlossener Getränkeläden, gerichtlichen Auseinandersetzungen und einem
       Aufblühen illegalen Verkaufs.
       
       Ähnliche Vorfälle werden auch jetzt wieder gemeldet. In Kapstadt rissen
       Diebe das Sicherheitstor eines geschlossenen Getränkeladens weg, indem sie
       es an ihrem Auto befestigten und damit losfuhren, warfen dann Steine durch
       die Scheiben und versorgten sich mit Whiskyvorräten.
       
       Am Dienstag wurden weitere Einschränkungen beschlossen. Alle Schulen in
       Südafrika sollen geschlossen bleiben, bis die Pandemie vorüber ist,
       verkündete die Lehrergewerkschaft.
       
       15 Jul 2020
       
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