# taz.de -- Syrien geht gegen Kämpfer vor: Milizionäre des Palästinensischen Islamischen Jihad verhaftet
> Damit soll die neue Regierung US-Forderungen zur Aufhebung der Sanktionen
> nachkommen. Syrien galt lange als sicherer Hafen für palästinensische
> Milizen.
IMG Bild: Ein Mitglied des Palästinensischen Islamischen Dschihads hier aktiv in Khan Younis Gaza
Berlin taz | Die Zeiten, in denen Syrien ein Hafen für militante
palästinensische Gruppen war, scheinen vorüber: Bereits vor einigen Tagen,
so verschiedene Medienberichte, soll [1][die neue Regierung in Damaskus]
zwei wichtige Offizielle des [2][Palästinensischen Islamischen Dschihad
(PIJ)] festgenommen haben. Das hat die Regierung zwar nicht offiziell
bestätigt, der PIJ aber schon. Bei den beiden handelt es sich um Khaled
Khaled, verantwortlich für Syrien innerhalb des PIJ und Abu Ali Yasser,
Kopf des Exekutivkomitees der Miliz in Syrien.
Wie auch die Hamas hat der PIJ sich dem islamistisch geprägten Widerstand
gegen den Staat Israel verschrieben. Von einer Zweistaatenlösung und
diplomatischen Verhandlungen, wie sie die Palästinensische Autonomiebehörde
verfolgt, hält sie nichts. Die Gruppe gilt als Ableger der
Muslimbruderschaft und wird von der Islamischen Republik Iran unterstützt.
Sie hat gerade im Westjordanland in den vergangenen Jahren an Macht
gewonnen, auch an dem Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 war sie
beteiligt.
Unter dem Regime von Ex-Diktator Baschar al-Assad, das im Dezember 2024
fiel, hatte der PIJ in Syrien sein Hauptquartier aufgebaut. Auch die beiden
wichtigsten Männer der Organisation, Anführer Ziyad Nakhaleh und der Leiter
ihres militärischen Flügels Akram Al-Ajouri, lebten dort. Mit dem Ende des
Assad-Regimes verließen beide Berichten zufolge zügig Syrien: Nakhalah soll
sich mittlerweile in der [3][Islamischen Republik Iran – die den PIJ
großzügig unterstützt –] aufhalten. Al-Ajouri soll in den Irak, wo
proiranische Milizen weiter eine starke Präsenz haben, geflohen sein.
Nach Angaben des israelischen öffentlichen Rundfunksenders Kan soll
Nakhalah gefürchtet haben, vom israelischen Militär getötet zu werden. Das
hatte im März 2025 das Hauptquartier des PIJ im Nordwesten von Damaskus
bombardiert.
## Palästinenserpräsident Abbas besuchte jüngst Damaskus
Dass die neue syrische Regierung nun selbst gegen den PIJ vorgeht, hängt
laut dem Syrienexperten Charles Lister mit Forderungen der USA zusammen.
Als Bedingung für die Aufhebung der US-Sanktionen gegen Syrien solle die
Regierung in Damaskus unter anderem „eine öffentliche Erklärung abgeben, in
der ‚palästinensische Milizen‘ aus dem syrischen Hoheitsgebiet verbannt und
ihre Mitglieder ausgewiesen werden“, so Lister. Und dass der
palästinensische Präsident Mahmoud Abbas jüngst Damaskus besuchte, müsse im
Licht dieser Bedingung betrachtet werden.
Bis zum Beginn des Aufstands gegen Assad im Jahr 2011 und den
darauffolgenden syrischen Bürgerkrieg lag auch das Hauptquartier der Hamas
in Damaskus. Im Januar 2012 gab die Gruppe es auf – [4][nach eigenen
Angaben als Reaktion] auf die brutale Niederschlagung der Aufstände durch
das Regime.
Nach dem Sturz des Assad-Regimes hatte PIJ-Anführer Nakhalah erklärt: Man
hoffe, dass „Syrien ein echter Unterstützer des palästinensischen Volkes
und seiner gerechten Sache“ bleibe. Die Vorstellungen darüber divergieren
offensichtlich.
22 Apr 2025
## LINKS
DIR [1] /Alltag-nach-dem-Fall-des-Assad-Regimes/!6081662
DIR [2] /Palaestinensische-Gruppen-in-Gaza/!5870198
DIR [3] /Geldgeber-des-Islamischen-Dschihad/!5870475
DIR [4] https://www.timesofisrael.com/palestinians-bemoan-increased-syrian-targeting-fear-mass-deportation/
## AUTOREN
DIR Lisa Schneider
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