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       # taz.de -- Szenarien nach dem Ukrainekrieg: Exit-Optionen – bitte durchdacht
       
       > Es darf kein Tabu sein, Ideen für einen Waffenstillstand durchzugehen.
       > Aber die Fehler von 2014 dürfen nicht wiederholt werden.
       
   IMG Bild: Bremsen bei Waffen für die Ukraine: Bundeskanzler Scholz und SPD-Fraktionsvorsitzender Mützenich bei einer Sitzung im Bundestag
       
       Bis [1][Donnerstag zerfleischte sich die Ampel noch an der Frage], ob die
       Ukraine den Marschflugkörper Taurus bekommen soll. In der
       Bundestagsdebatte zum Thema hob SPD-Fraktionschef Mützenich den Streit dann
       auf die nächste Ebene: Man müsse darüber nachdenken, „wie man einen Krieg
       einfrieren und später auch beenden kann“, sagte er – und kassierte Empörung
       von Grünen, FDP und Thinktankern.
       
       Engstirnig sind diese Reaktionen einerseits. Es sind eben Szenarien
       denkbar, in denen für die Ukraine nichts mehr zu gewinnen, aber viel zu
       verlieren ist – vor allem für den Fall, dass die Unterstützung aus den USA
       wegfällt. Ob Russland ausgerechnet dann bereit wäre, seine Panzer zu
       stoppen, ist zwar fraglich. Aber für den Fall der Fälle Ideen für einen
       Waffenstillstand vorzubereiten, der trotz bitterer Zugeständnisse
       Schlimmeres verhindern könnte, darf kein Tabu sein. Innenpolitisch könnte
       eine ernsthafte Exit-Diskussion die Solidarität mit der Ukraine sogar eher
       aufrechterhalten als die Attitüde der Alternativlosigkeit.
       
       Nur: In einer solchen Debatte müsste man dann wirklich nachdenken, eigene
       Positionen hinterfragen und noch mehr Gewissheiten abräumen als in der
       ersten Zeitenwende-Diskussion vor zwei Jahren. Für einen Waffenstillstand
       sind territoriale Aspekte noch das kleinste Hindernis. Zentraler ist die
       Frage: Wie verhindert der Westen die Wiederholung der Fehler von 2014 –
       dass Russland den eingefrorenen Konflikt also nutzen kann, um sich neu
       aufzustellen und später wieder zuzuschlagen?
       
       ## Es geht um die Sicherheit der Ukraine
       
       [2][Sicherheit und Souveränität der Ukraine] müssten diesmal wirklich
       gewährleistet sein. Debatten über Waffenlieferungen wären nicht vorbei, im
       Gegenteil müsste die Ukraine jetzt tatsächlich hochgerüstet werden – und
       dabei käme auch direkt wieder der Taurus ins Spiel. Das SPD-Argument des
       Eskalationsrisikos wäre schließlich weniger valide als in einem heißen
       Krieg.
       
       Damit nicht genug: Stünde jetzt die ukrainische Nato-Mitgliedschaft an,
       trotz des ungeklärten Konflikts mit Russland? Müsste der Westen weitere
       Sicherheitsgarantien liefern, inklusive deutscher Soldat*innen in der
       Ukraine? Und wenn das russische Militär nicht mehr dort gebunden ist, das
       Risiko eines Angriff im Baltikum also steigt: Wie viele weitere hundert
       Milliarden Euro bräuchte es dann für die Verteidigungsfähigkeit der
       Bundeswehr?
       
       Diese Fragen sind schwerwiegend. Rolf Mützenich wurde ihnen in seiner
       Bundestagsrede nicht gerecht. Nur beiläufig in drei Sätzen warf er seine
       Bemerkungen über einen Waffenstillstand hin. Das lässt befürchten, dass er
       aus den vergangenen beiden Kriegsjahren nicht genug gelernt hat – und er
       weiter den alten Fehleinschätzungen der SPD anhängt.
       
       15 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
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   DIR Tobias Schulze
       
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