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       # taz.de -- „Tagesschau“ sucht junge Zuschauer: Triff mich ganz seriös auf TikTok
       
       > Der „Tagesschau“ reicht Instagram nicht mehr aus, sie will junge Leute
       > nun auch über TikTok erreichen. Doch die Plattform steht in der Kritik.
       
   IMG Bild: Sie würde wohl nicht zensiert werden: Linda Zervakis, Sprecherin der „Tagesschau“
       
       Guten Abend, meine Damen und Herren, ich begrüße Sie zur „Tagesschau“ – auf
       [1][TikTok]. Ab Mittwoch soll die Nachrichtensendung der ARD auf der
       chinesischen Kurzvideoplattform vertreten sein. Bereits im April erklärte
       die „Tagesschau“ über Facebook, man arbeite an einem neuen Angebot, um mehr
       junge Zuschauer*innen zu erreichen.
       
       Dass sich die ARD bemüht, auch junge Menschen zu erreichen, ist wichtig.
       Dass sie sich dabei auch mit TikTok auseinandersetzt, unvermeidlich. Die
       App ist in mehr als 150 Ländern verfügbar und hat über 500 Millionen
       Nutzer*innen, die meisten davon sind eben jung. Laut Schätzungen soll jeder
       zweite Teenager in Deutschland die App heruntergeladen haben.
       
       TikTok könnte somit das erste weltweit genutzte soziale Netzwerk werden,
       berichtet die „Tagesschau“ im Februar. Für eine eingestaubte
       Nachrichtensendung, die nicht vergessen werden möchte, ist TikTok deshalb
       vielversprechend.
       
       Es gibt nur ein Problem: TikTok steht seit Längerem in der Kritik, Inhalte
       zu zensieren. Wie der britische Guardian [2][im September berichtete],
       zensiere die App mancherorts unerwünschte Beiträge zu Themen wie
       Homosexualität, Alkohol und Nacktheit. Der Guardian beruft sich auf interne
       Richtlinien für lokale Moderator*innen der App, die der Zeitung vorliegen.
       
       ## Zensierte Proteste
       
       Bereits die Abbildung eines gleichgeschlechtlichen Paares, das Händchen
       hält, reiche demnach aus, um von der Plattform gelöscht zu werden. TikTok
       erklärte gegenüber dem Guardian, besagte Regeln seien nicht mehr aktuell.
       
       Auch in Bezug auf die Proteste in Hongkong war die Plattform in Kritik
       geraten. Wie die Washington Post [3][im September berichtete], vermuten
       Wissenschaftler*innen, dass die Plattform Aufnahmen der Proteste zensiert.
       Während auf Twitter oder Facebook viele Eindrücke der Bewegung zu finden
       seien, finde man auf TikTok bei einer Suche nach dem Begriff Hongkong vor
       allem verspielte Selfies und Aufnahmen von Essen.
       
       Klar: Wer die Richtlinien von Onlineplattformen kritisiert, begibt sich
       schnell in unangenehme Gesellschaft. Man könnte deshalb auch fragen, was
       die „Tagesschau“ von der [4][Zensur weiblicher Nippel] auf Instagram und
       Facebook hält oder wie sie zum Overblocking unbedenklicher Profile auf
       Twitter steht. Also, liebe „Tagesschau“?
       
       19 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.tiktok.com/@tagesschau
   DIR [2] https://www.theguardian.com/technology/2019/sep/26/tiktoks-local-moderation-guidelines-ban-pro-lgbt-content
   DIR [3] https://www.washingtonpost.com/technology/2019/09/15/tiktoks-beijing-roots-fuel-censorship-suspicion-it-builds-huge-us-audience/
   DIR [4] /WeTheNipple-gegen-Zensur-im-Netz/!5600868
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simon Sales Prado
       
       ## TAGS
       
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