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       # taz.de -- Taifun in Asien: Vietnam versinkt in den Fluten
       
       > Die Taifunsaison in Asien wird vom Klimawandel verschärft. Doch es gibt
       > auch viele lokale Ursachen. In Vietnam sind es abgeholzte Wälder.
       
   IMG Bild: Hochwasser nach Taifun Molave: Eine Frau läuft auf einer komplett überfluteten Straße
       
       Berlin taz | Ein Kleinkind, das unter Anleitung seines Vaters auf das
       Hausdach krabbelt, um sich vor dem Hochwasser zu schützen. Grundschüler,
       die durch schultertiefes Wasser waten, einer schiebt dabei ein Fahrrad. Das
       sind Bilder vom Hochwasser, das derzeit Zentralvietnam heimsucht, wie sie
       millionenfach in sozialen Netzwerken geteilt werden.
       
       [1][Taifun „Molave“] ist bereits der fünfte Herbststurm in diesem Jahr –
       und der stärkste [2][seit zwanzig Jahren]. Die Wirkungen sind verheerend:
       Mindestens 146 Menschen kamen seit Anfang Oktober ums Leben, viele weitere
       werden vermisst. Menschen verloren ihre gesamte Habe, ihre Häuser wurden
       von den Fluten fortgespült, Straßen, Fischfarmen, landwirtschaftliche
       Nutzflächen und Versorgungsleitungen gleich mit. Ministerpräsident Nguyen
       Xuan Phuc hat die Evakuierung von bis zu 1,3 Millionen Menschen angeordnet.
       
       Zentralvietnam ist stark vom Klimawandel betroffen. Im Norden, wo vor
       zwanzig Jahren noch Reis angebaut wurde, ist das Land heute so versalzen,
       dass nur noch Gras und Erdnüsse wachsen. Die Armut führt zu einem Exodus
       der jungen Generation. Das südliche Zentralvietnam hingegen ist touristisch
       geprägt.
       
       Das Meer hat aber in den vergangenen zehn Jahren nicht nur Strände, sondern
       ganze Hotelanlagen verschluckt. Doch die Anwohner machen auch lokale
       Einflüsse dafür verantwortlich, dass die Auswirkungen der Herbststürme
       schlimmer werden: die Abholzung von Wäldern oder Küstenbewohner, die ihre
       alten Möbel und Kühlschränke rechtzeitig zur Sturmsaison an den Strand
       stellen, damit sie fortgespült werden.
       
       ## Vietnam zum Glück coronafrei
       
       Aber auch den Bau von ökologisch eigentlich vorbildlichen
       Wasserkraftwerken: Die zugehörigen Wasserrückhaltebecken würden Schlamm
       festhalten, der einst an den Strand gespült wurde und dem Küstenschutz
       diente. Um das auszugleichen, behilft sich die Touristikindustrie bereits
       mit dem Import von Sand aus anderen südostasiatischen Staaten.
       
       Als Glück im Unglück erweist es sich, dass Vietnam seit September
       coronafrei ist. Die Eindämmung des Coronavirus war durch die große
       Disziplin der Bevölkerung, eine strenge Isolation von Kontaktpersonen sowie
       eine weitgehende Abschottung des Landes erreicht worden. Die Einstellung
       vieler Flugverbindungen nach Vietnam verhindert nun allerdings, dass
       internationale Hilfe die Hochwasseropfer schnell erreicht.
       
       29 Oct 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.facebook.com/DeutscherWetterdienst/videos/taifun-saudel-und-sturm-molave-in-s%C3%BCdostasien/4962939210397850/?__so__=permalink&__rv__=related_videos
   DIR [2] /Klimakonferenz-in-Warschau/!5055155
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marina Mai
       
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