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       # taz.de -- „Tatort“ aus Münster „Propheteus“: Außerirdische unter sich
       
       > Boerne und Thiel haben es mit einer Gruppe von
       > Verschwörungstheoretiker:innen zu tun. Doch in diesem „Tatort“
       > sind nicht nur die Bösen irre.
       
   IMG Bild: Boerne (Liefers,l.) und Thiel (Prahl) sind die wahren Aliens des Tatorts
       
       Wer den aktuellen [1][Münsteraner Tatort] „Propheteus“ guckt, landet direkt
       im Irrenhaus. Die Folge kommt einem vor wie ein hitziger Fiebertraum eines
       Kiffers, der zu viele Nachrichten geguckt hat. Das liegt nicht nur an den
       schwindelerregenden Kamerafahrten und der bedrohlich-komischen Musik.
       Wichtiger ist: Bei der ganzen Geschichten sind nicht nur die Bösen irre.
       
       In Münster gründet eine Gruppe von Verschwörungstheoretiker:innen
       einen Geheimring, der sich „Sisindus“ nennt. Die Mitglieder glauben an eine
       Übernahme von Außerirdischen, hassen staatliche Institutionen und
       verbreiten ihren Schwachsinn über eine Chatgruppe auf einer dubiosen
       Plattform. Das ganze eskaliert und führt zu zwei Toten. Die Parallelen zur
       aktuellen Verschwörerszene in Deutschland sind unübersehbar.
       
       Doch auf ein Ermittlerteam, das im Kontrast dazu einen klaren Blick bewahrt
       und sympathisch gegen das Verbrechen kämpft, kann man als Zuschauerin lange
       warten. Die eigentlichen Aliens kommen nicht von einem anderen Planeten,
       sondern spielen die Hauptrollen.
       
       Denn [2][offensichtlich irre sind nicht nur die
       Verschwörungstheoretiker:innen, sondern auch der ganze restliche Haufen].
       Professor Boerne trägt ein geschmackloses Flamingo-Hemd und redet wie ein
       unsympathischer Kauz mit narzisstischen Zügen. Er sieht sich als Genie und
       schmiedet einen sinnfreien Plan: klarer Fall von Alien, das seine Herkunft
       nicht verbergen kann. Bis zum Ende ist nicht klar, ob es ein Witz ist, dass
       ausgerechnet Jan Josef Liefers diese Rolle spielt.
       
       ## Menschlich ist was anderes
       
       Die zwei mystischen Gestalten vom Verfassungsschutz, die ebenfalls
       ermitteln, versuchen nicht mal ihre außerirdische Identität zu verstecken.
       Sie haben perfekt geschnittene Bobfrisuren, machen ruckartige Bewegungen,
       reden synchron und hören Aliengeräusche in ihren Ohrknöpfen. Ihre
       Nachnamen: Muster und Mann. Menschlich ist was anderes.
       
       Und auch Kommissar Thiel (Axel Prahl) geht nicht als der Normalo durch, den
       er mimen will. Seine komischen Altherrenwitze („Jetzt sind sogar Hunde
       Vegetarier“) und seine ruppige Art können nicht verbergen, dass er genauso
       irre wie die anderen ist. Er versucht einfach zu deutlich, sich als
       normaler Kommissar der alten Schule zu tarnen. Wer sich so darum bemüht,
       hat auf jeden Fall was zu verstecken. Der einzig normale ist der Hund
       namens Banane. Ihm gelingt es zumindest, einen der irren Aliens aus dem Weg
       zu schaffen. Brav, Banane!
       
       4 Mar 2022
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Meyer-Oldenburg
       
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