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       # taz.de -- "Tatort" in Frankfurt: Die innere Logik des Mordreigens
       
       > Millionärsspross trifft auf Verlierertyp: Eine sonderbare
       > Schicksalsgemeinschaft hat sich in dem grandiosen Frankfurt-Tatort "Weil
       > sie böse sind" (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) zusammengefunden.
       
   IMG Bild: Der phlegmatische Millionärsspross (Matthias Schweighöfer, links), trifft auf den Verlierertypen (Milan Peschel), den er zum Vollstrecker seines Hasses macht.
       
       Vater ist tot. Das ist für den Millionärssohn Balthasar Staupen (Matthias
       Schweighöfer) allerdings kein Grund zum Trübsalblasen. Im Gegenteil, als er
       den verhassten Alten eines Morgens erschlagen im heimatlichen Schloss bei
       Frankfurt vorfindet, sammelt er erstmal die Beweisstücke auf, die den Täter
       verraten würden und bringt ihm diese Zuhause vorbei. Schließlich will er
       sich auch noch mal von Herzen bei Rolf Herken (Milan Peschel), der den
       Millionär im Streit mit einem mittelalterlichen Kampfgerät erschlagen
       hatte, bedanken.
       
       Der ist relativ perplex über die Freudenbekundungen des anderen – und kann
       sich auch nicht richtig mit dessen Vorschlag anfreunden: Denn Balthasar hat
       noch große Pläne mit Herken. Vater Staupen, das Schwein, ist tot. So weit,
       so gut. Aber was ist mit Onkel Staupen, dem brutalen Zuhälter? Und mit
       Tante Staupen, der rücksichtslosen Kapitalistensau? Wenn man denn schon mal
       beim Aufräumen sei, so der junge Staupen, sollte man die anderen Verbrecher
       der Familie doch gleich auch noch beseitigen.
       
       Eine sonderbare Schicksalsgemeinschaft hat sich da in dem grandiosen
       Frankfurt-Tatort "Weil sie böse sind" zusammengefunden. Der phlegmatische
       Millionärsspross, der vom Morden träumt und doch nicht mal sein Hemd
       richtig zuknöpfen kann, trifft auf den energiegeladenen Verlierertypen, den
       er zum Vollstrecker seines pathologischen Hasses macht. Dass Herken bei dem
       Spiel mitmacht, hat einen einfachen Grund: Würde ihn Staupen junior
       verraten, müsste er seinen autistischen Sohn, den er über alles liebt, den
       Behörden überlassen. Und so greift er eben wieder zur Kampfkeule, mit der
       er zuvor schon dem Ritter- und Burgen-Fan Staupen Senior den Garaus gemacht
       hat.
       
       Und die Moral von der Geschicht? An einfachen ethischen Leitlinien sind
       Regisseur Florian Schwarz und Autor Michael Proehl – haben beide schon für
       "Katze im Sack" und den ungewöhnlichen Frankfurt-Tatort "Waffenschwestern"
       zusammengearbeitet – nicht interessiert. Dafür tauchen sie umso tiefer und
       rigoroser in die innere Logik dieses kleinen Mordreigens ein: Der Hass des
       jungen Schnösel und die Liebe des überforderten Vaters ergeben hier ein
       hoch effizientes Gemisch.
       
       Umso bemerkenswerter, wie die beiden Filmemacher ihrer ohne jeden
       aufklärerischen Gestus ausgebreiteten Mordgeschichte am Ende unverhofft
       einen Dreh ins Pädagogische geben. Ohne zu viel zu verraten, kann man
       sagen: In Form eines mit 200 Stundenkilometer gegen die Wand gesetzten
       Porsche kracht dann doch noch die Moral in die Geschichte. Tut weh, dieser
       Tatort.
       
       3 Jan 2010
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Buss
       
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