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       # taz.de -- Ticketverkauf für die Fußball-WM 2026: Schamlose Preisgestaltung
       
       > Wer ein Spiel der Fußball-WM im kommenden Jahr sehen möchte, muss tief in
       > die Tasche greifen. Wie der Weltverband Fußballfreunde bluten lässt.
       
   IMG Bild: Würden Sie diesem Mann ein WM-Ticket abkaufen? Fifa-Boss Gianni Infantino bei der Präsentation des WM-Balls
       
       Berlin taz | Der Jubel in Albanien kannte kaum Grenzen. So legen es Bilder
       von den spontanen Feierlichkeiten auf den Straßen Tiranas nahe, die zeigen,
       wie albanische Fans nach dem 1:0-Erfolg ihrer Nationalmannschaft in der
       WM-Qualifikation im ohnehin verhassten Serbien auf den Straßen gefeiert
       haben. Albanien liegt in der Qualifikationsgruppe K nun hinter England auf
       Platz zwei und könnte über die Playoffs tatsächlich das Ticket zur WM
       lösen. Ob sich nun albanische Fans vermehrt erkundigen, wie sie es wohl zu
       einer Eintrittskarte für ein Spiel ihres Teams beim Turnier in Mexiko,
       Kanada und den USA schaffen werden? Einfach wird das nicht und teuer wird
       es in jedem Fall.
       
       Eine erste Runde ist nun gelaufen. Für die mussten sich alle Interessierten
       erst einmal eine Kreditkarte von Visa besorgen. Bezahlen kann bei der Fifa
       nur, wer Kunde dieses Premiumsponsors ist. Über 4,5 Millionen Menschen aus
       beinahe der ganzen Welt hatten sich für eine Ticketlotterie angemeldet,
       obwohl ja noch lange nicht bekannt ist, wer da eigentlich auf dem Platz
       stehen wird. Die Auslosung findet erst am 5. Dezember statt. Die
       Teilnehmenden an der Ticketverlosung wussten vorher auch nicht, wie teuer
       die Karten nun werden. Nur zwei Preise waren bekannt. Die günstigsten
       Tickets sollen 60 US-Dollar kosten. Die gibt es aber nur für Gruppenspiele
       ohne Beteiligung der gastgebenden Nationen. Und auch der Preis für das
       teuerste Finalticket wurde genannt: 6.730 US-Dollar.
       
       Seit die ersten Tickets vergeben sind, weiß man nun auch, dass die Fifa für
       die billigste Finalkarte irgendwo weit oben unter dem Dach des Stadions von
       New Jersey 2.030 US-Dollar verlangt. Wer ein Viertelfinale sehen will, muss
       500 US-Dollar zahlen – mindestens. Denn in den späteren Verkaufsrunden soll
       eine dynamische Preisgestaltung zur Anwendung kommen. Ist die Nachfrage
       hoch, könnten die Tickets noch teurer werden. Das gehöre zur Sportkultur in
       den USA, meinte die Fifa dazu.
       
       Wie teuer Tickets werden könnten, ist [1][auf der Plattform zu bewundern],
       die die Fifa für Kunden eingerichtet hat, die ihre Karte weiterverkaufen
       möchten. [2][Der Guardian berichtet], dass eine Finalkarte der günstigsten
       Kategorie dort für 25.000 US-Dollar angeboten worden ist. Die Fifa hat
       selbstredend nichts gegen diesen offiziellen Zweitmarkt. Sie profitiert mit
       15 Prozent von jeder Transaktion auf der Plattform.
       
       ## Finstere Kryptowelt
       
       Aber da ist noch mehr. Der Weltverband lässt wirklich nichts aus, um zu
       beweisen, dass er in der finsteren Welt des Kryptokapitalismus angekommen
       ist. Vor vier Jahren hat er angefangen, NFTs zu verticken, jene auf
       irgendwelchen Blockchains gesicherten Bilddateien, deren Einmaligkeit einen
       Wert darstellen soll. Wie so vieles in der Kryptowelt ist der Markt für
       jene Tokens schnell zusammengebrochen.
       
       Aber weil die Fifa schon mal eine [3][Plattform namens „Fifa Collect“]
       aufgebaut hatte, wollte man sie weiter nutzen. Jene einmaligen Tokens
       wurden nun mit dem „Right to buy for Fifa Tournaments“ verknüpft. Für das
       Recht, ein WM-Finalticket kaufen zu dürfen, waren 999 US-Dollar zu zahlen.
       Der Ticketpreis kommt dann natürlich noch obendrauf. Die Kontingente waren
       nach Nationen quotiert. Das englische Kontingent etwa ist längst
       ausverkauft. Sollte England sich nicht für das Finale qualifizieren, bleibt
       den Käufern nichts als ein digitales Bildchen für knapp 1.000 US-Dollar.
       
       In New York hat sich Zohran Mamdani, der demokratische Kandidat für den
       Posten des Bürgermeisters, an die Spitze einer Protestbewegung gegen die
       Preispolitik der Fifa gestellt. [4][„Game over Greed“], Abpfiff für die
       Gier, heißt seine Kampagne gegen den ausufernden Fifa-Kapitalismus. Dass
       die Fifa viermal so viel Geld bei der anstehenden WM umsetzen will wie 2022
       in Katar, habe ihn dann doch erstaunt. 5,8 Milliarden US-Dollar hat die
       Fifa damals eingenommen.
       
       Derweil berichtet das [5][Nachrichtenportal bloomberg.com], dass die
       Schweizer Behörde für Glücksspielaufsicht eine vorläufige Prüfung des
       Verkaufs von Blockchain-basierten Token eingeleitet habe. Es geht um eben
       jene digitalen Kärtchen, die Fans gegen WM-Tickets eintauschen können. Es
       werde geprüft, ob die Fifa mit ihrer Collect-Plattform nicht so etwas wie
       ein Glücksspiel betreibe, das den Regeln, die dafür in der Schweiz gelten,
       zuwiderlaufe.
       
       Dem Glück der albanischen Fans über den Sieg gegen Serbien werden die
       Diskussionen über Ticketpreise sicher nichts anhaben können. Bei der Fifa
       wird man sich über die Bilder aus Tirana gewiss freuen. Die Aufnahmen wegen
       eines Fußballspiels glückbeseelter Menschen könnten die Preise für
       WM-Tickets nach oben dynamisieren.
       
       12 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.fifa.com/en/tournaments/mens/worldcup/canadamexicousa2026/tickets
   DIR [2] https://www.theguardian.com/football/2025/oct/11/fifa-2026-world-cup-tickets-dynamic-pricing-nft-resale
   DIR [3] https://collect.fifa.com/
   DIR [4] https://www.zohranfornyc.com/gameovergreed
   DIR [5] https://www.swissinfo.ch/eng/fifas-blockchain-based-ticketing-system-for-2026-world-cup-faces-preliminary-probe/90122003?utm_source=chatgpt.com
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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