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       # taz.de -- das portrait: Timo Kastening  will den maximalen Erfolg
       
   IMG Bild: Wechselt von der TSV Hannover-Burgdorf zur MT Melsungen: Handballer Timo Kastening Foto: Federico Gambarini/dpa
       
       Seine Geschichte gehört zu den schönen im bezahlten Sport. Timo Kastening
       ist ein erfolgreicher Bundesligaspieler im Trikot der TSV
       Hannover-Burgdorf. Seinen Weg zum Handballprofi und Nationalspieler hat er
       durchgängig bei diesem Verein bestritten. Was in der C-Jugend beginnen
       durfte, endet im kommenden Sommer mit einem Wechsel zur Konkurrenz. „Ich
       bin Sportler und will den maximalen Erfolg“, sagt Kastening. Das klingt
       ehrgeizig. Der Rechtsaußen wechselt innerhalb der Bundesliga zur MT
       Melsungen. Die steht in der aktuellen Tabelle zwar hinter
       Hannover-Burgdorf, bietet aber offenbar die bessere Perspektive und
       monetäre Vorteile. „In Melsungen“, sagt Kastening, „ist das Projekt
       finanziell gut aufgestellt.“
       
       Der nahende Abschied von Kastening sagt viel über die Kräfteverhältnisse im
       Profisport. Dass die TSV Hannover-Burgdorf aktuell zu den Spitzenteams der
       Bundesliga zählt, muss nicht automatisch bedeuten, dass sie zu den
       großzügigsten Arbeitgebern zählt. Hinter den Kulissen des Vereins ist viel
       versucht worden, um den Abgang des Eigengewächses zu verhindern. Aber
       Kastening geht genau den Weg, für den sich auch schon sein früherer
       Teamkollege Kai Häfner entschieden hat. In Melsungen stehen schon mehrere
       Nationalspieler unter Vertrag. Das gemeinsame Ziel lautet, in den
       Titelkampf der Bundesliga aktiv einzugreifen und auf lange Sicht sogar die
       europäische Elite ärgern zu können.
       
       Irgendwie ist das ärgerlich. Man kennt das Spiel aus dem Fußball. Wer nicht
       nur gut, sondern richtig gut ist, landet eines Tages bei den großen
       Vereinen wie Bayern München und Borussia Dortmund. Im Handball sind der THW
       Kiel, die SG Flensburg-Handewitt oder die Rhein-Neckar Löwen das
       entsprechende Pendant. Dass Melsungen auch zu dieser Reihe von Vereinen
       zählen will, klingt merkwürdig. Aber das einseitige Tauziehen um Kastening
       hat gezeigt, wer in der Liga in der Lage ist, am ganz großen Rad zu drehen.
       
       Kastening hat in der vergangenen Saison immerhin 190 Tore für seinen
       Heimatverein geworfen. „Ich werde mich auch zukünftig immer als
       Hannoveraner fühlen“, sagt der 24-Jährige. Das eigentliche Wunder ist, dass
       ein Spieler seiner Güteklasse in dieser Saison noch in Hannover spielt. Im
       Januar hat er gute Chancen, mit der deutschen Nationalmannschaft bei der
       Europameisterschaft antreten zu dürfen. Die TSV Hannover-Burgdorf sollte
       sich nicht über einen herben Verlust ärgern, sondern lieber darüber freuen,
       dass es einer von ihnen so weit geschafft hat. Christian Otto
       
       4 Nov 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Otto
       
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