# taz.de -- Tod im Hambacher Forst: Vom Beobachter zum Freund
> Der verunglückte Steffen Meyn arbeitete an einer Langzeitdokumentation
> über den Hambacher Wald. Er wollte zeigen, was dort passiert.
IMG Bild: Steffen Meyn in einem Video aus dem Baumhaus, das er auf Twitter veröffentlichte
Warum er auf die Bäume im Hambacher Wald stieg, hat Steffen Meyn am Tag vor
[1][seinem tödlichen Unfall] noch selbst in einem [2][Twitter-Video]
berichtet: Es sei für die Presse in den letzten Tagen schwierig gewesen,
„die Räumungsarbeiten wirklich vernünftig zu begleiten, weil die Polizei
alles in einem riesigen Bereich um die Arbeiten abgesperrt hatte“, sagte er
– bekleidet mit Warnweste und Kamera auf dem Fahrradhelm – auf der
Plattform eines Baumhauses. „Jetzt ist es eben so, dass Presse hier oben
auf den Bäumen ist, in „Beechtown“, um das Ganze von oben zu begleiten und
die Menschen zu informieren, was denn hier passiert.“
Informieren, was passiert – mit diesem Anspruch ist der 27-Jährige in den
vom Braunkohletagebau bedrohten Wald gekommen. Nicht als klassischer
Journalist, sondern eher als ein dokumentierender Künstler. Der junge Mann
studierte an der [3][Kunsthochschule für Medien Köln] seit 2015 Regie und
wirkte als Regisseur und Darsteller an mehreren Kurzfilmen mit. „Seine
Empathie und Energie für die Sache haben uns beeindruckt“, erklärt die
Hochschule. Daneben führte er bei zwei Stücken am Jungen Theater Leverkusen
Regie, veröffentlichte Landschaftsfotografien und trat beim Poetry-Slam
auf. „Regisseur, Künstler, Journalist“, lautete seine Selbstbeschreibung im
Twitter-Profil.
Seit mehr als einem Jahr sei Steffen Meyn regelmäßig im Wald gewesen,
berichten mehrere seiner Freunde der taz. Zum einen habe er mit einer
360-Grad-Kamera den Wald und die Baumhausdörfer komplett für ein
Virtual-Reality-Projekt aufnehmen wollen. Zum anderen dokumentierte er das
Leben der BaumhausbewohnerInnen. Er sei voller Hochachtung für die Menschen
gewesen, die sich dort für ihre Werte und Visionen einsetzten.
Nicht nur der Einsatz für den Umweltschutz habe ihn fasziniert, sondern
auch der alternative Gesellschaftsentwurf, der dort gelebt wird. Vom
Beobachter sei er dadurch zum Freund der WaldbesetzerInnen geworden. Neben
seiner journalistischen Tätigkeit habe er sich für viele Projekte
engagiert, berichten seine Freunde – und außerdem die beste vegane
Mayonnaise der Welt hergestellt.
Auf Twitter (unter [4][@vergissmeynnic1]) und auf Youtube (unter
[5][vergissmeynnicht] und mit Kollegen unter [6][Presse Netz])
veröffentlichte er seine jüngsten Eindrücke aus dem Hambacher Wald. Steffen
Meyn sei es wichtig gewesen, dass in dem Konflikt alle Seiten gehört
werden, berichten seine Freunde. Auch die Kunsthochschule schreibt über
ihren verunglückten Studenten: „Bei allem Engagement war er immer um einen
Ausgleich zwischen unterschiedlichen Sichtweisen bemüht.“
Sein Foto und seinen Namen veröffentlichen wir mit dem Einverständnis von
Freunden und Eltern, die die Erinnerung an Steffen Meyn und das, wofür er
stand, aufrechterhalten wollen.
In einer vorherigen Version hatte es geheißen, Meyn sei 26 Jahre alt
gewesen. Wir bedauern diesen Fehler.
20 Sep 2018
## LINKS
DIR [1] /Nach-Unfall-im-Hambacher-Forst/!5537059
DIR [2] https://twitter.com/i/status/1041953562463547392
DIR [3] https://www.khm.de/home/
DIR [4] https://twitter.com/Vergissmeynnic1
DIR [5] https://www.youtube.com/user/vergissMeynnicht
DIR [6] https://www.youtube.com/channel/UCgnQc-TBVQlcZgqs4S6S7CA
## AUTOREN
DIR Malte Kreutzfeldt
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