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       # taz.de -- Tötung von palästinensischer Journalistin: Der Bilderkrieg auf Twitter
       
       > Eine Journalistin wird im Westjordanland erschossen, Israelis und
       > Palästinenser weisen sich gegenseitig die Schuld zu – ein Zerrbild
       > entsteht.
       
   IMG Bild: Rangeleien zwischen der israelischen Polizei und Palästinensern, die den Sarg der Getöteten tragen
       
       „Wir sehen die Videos, wir sind nicht dumm.“ Tweets wie die des
       palästinensischen Dichters und Aktivisten Mohammed El-Kurd überwuchern seit
       der [1][Ermordung der Journalistin Shireen Abu Aklehs] das Internet. Immer
       wieder wird den etablierten Medien eine Komplizenschaft mit dem Staat
       Israel vorgeworfen.
       
       Auf israelischer Seite zirkuliert ein Alternativ-Video: Junge Palästinenser
       hätten die Polizei während des Trauerzugs mit Steinen beworfen, wogegen
       sich die Beamt*innen mit Schlagstöcken gewehrt hätten. Medien würden
       diesen Bezug ausblenden, so die Kritik. Inwiefern das das [2][Niederprügeln
       eines Sargs] rechtfertigen soll, sei dahingestellt.
       
       In einem Aspekt sind sich israelische und palästinensische
       Internet-Aktivist*innen eins: Journalist*innen würden unseriös arbeiten
       und verzerrten die Realität. Dabei tragen sie selbst dazu bei, dass der
       Konflikt zu einer Karikatur pervertiert wird, bei der man letzten Endes nur
       von der Brutalität des Gegenübers überzeugt werden kann.
       
       Schon vor der Entstehung erster Internetforen war der
       israel-palästinensische Konflikt ein Bilder-Krieg. Das Foto eines
       palästinensischen Junges, der einen israelischen Panzer mit Steinen
       bewirft, wurde im Jahr 2000 zur Ikone der zweiten Intifada. Damals wurden
       Pressebilder jedoch selten ohne kontextualisierenden Beitrag
       veröffentlicht. Das kann über Twitter, Instagram, Facebook und co nicht
       behauptet werden. Hier werden hauptsächlich emotionalisierende
       Stellungnahmen mit Likes beschert.
       
       Es fehlt an Mut: vielen Israelis, Jud*innen und ihren Verbündeten, wenn
       es darum geht, das Eingreifen der israelischen Polizei zu kritisieren;
       vielen Palästinenser*innen, Araber*innen und ihren Verbündeten, wenn es
       darum geht, die Terroranschläge der Hamas als solche zu verachten.
       
       Stattdessen wird ein wichtiger Aspekt des israel-palästinensischen
       Konflikts unter einer Lawine von Hass-Tweets vergraben: Mehrheitlich
       [3][sehnt sich die Bevölkerung ein Ende der ständigen Auseinandersetzungen]
       herbei. Doch das kann mit Bildern schlecht vermittelt werden.
       
       21 May 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Léonardo Kahn
       
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