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       # taz.de -- Trotz angekündigtem Exportstopp: Thyssenkrupp darf U-Boot an Israel liefern
       
       > Berlin erlaubt wohl die Ausfuhr eines U-Boots nach Israel. Die Union
       > streitet derweil über den teilweisen Exportstopp.
       
   IMG Bild: Ein U-Boot des Typs INS Drakon schwimmt im Hafen von Kiel
       
       Berlin taz | Trotz des angekündigten Teilstopps deutscher Waffenlieferungen
       nach Israel hat die Bundesregierung offenbar die Ausfuhr eines neuen
       U-Boots nach Israel genehmigt. Nach Angaben des Dachverbands der kritischen
       Aktionäre bestätigte das der Vorstand der Herstellerfirma Thyssenkrupp bei
       seiner außerordentlichen Hauptversammlung am Freitag. „Die
       Ausfuhrgenehmigung wurde am 8. August öffentlich bekannt, wir wissen aber
       nicht, wann sie genau erteilt wurde“, sagte Luca Schiewe von der
       Organisation Facing Finance auf Anfrage der taz. Schiewe hatte auf der
       Hauptversammlung nach dem Verbleib des U-Boots gefragt.
       
       [1][Bereits 2012 wurde der Kaufvertrag für das U-Boot abgeschlossen]. Im
       Dezember 2023 gab der Bundessicherheitsrat, der über Rüstungsexporte
       entscheidet, grünes Licht für die Lieferung. Bislang fehlte jedoch die
       zusätzlich notwendige Ausfuhrlizenz des Bundesamtes für Wirtschaft und
       Ausfuhrkontrolle (Bafa). Nun zitiert Facing Finance den Konzernvorstand mit
       den Worten, dass die Lieferung im Zeitplan sei und die Ausfuhrgenehmigung
       vorliege. Das Unternehmen selbst wollte sich auf taz-Anfrage zunächst nicht
       äußern.
       
       Anfang vergangene Woche wurde das [2][U-Boot mit dem Namen „INS Drakon“
       wohl bei einer Erprobungsfahrt vor Rügen gesichtet.] Bei dem Schiff handelt
       es sich um das sechste U-Boot der Dolphin-Klasse, das Israel erhalten soll.
       Der Preis soll bei etwa 500 Millionen Euro gelegen haben. 135 Millionen
       Euro kommen dabei von Deutschland, das Israel beim Kauf der Waffe
       unterstützt hatte.
       
       Das Zustandekommen des Geschäfts beschäftigt unlängst auch die israelische
       Justiz. Dort ermittelt eine richterliche Untersuchungskommission zu den
       Deals mit der deutschen Waffenschmiede Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS).
       Im Zuge der „U-Boot-Affäre“ musste auch Regierungschef Benjamin Netanjahu
       vor der Polizei aussagen. Eine umfassende Recherche des Norddeutschen
       Rundfunks zeichnete zuletzt nach, wo es im direkten Umfeld von
       [3][Netanjahu in Zusammenhang mit dem Rüstungsgeschäft mit TKMS] zu
       Interessenkollisionen gekommen sein könnte.
       
       ## Union diskutiert über Rüstungslieferungen nach Israel
       
       Laut Beobachtern ist es unwahrscheinlich, dass Israel U-Boote im Gazakrieg
       einsetzt. „Ich würde vermuten, dass das israelische Militär dafür
       ausreichend andere Optionen hat“, sagte Rüstungsexperte Max Mutschler vom
       Internationalen Zentrum für Konfliktforschung in Bonn (BICC) der taz. Die
       U-Boote spielten dagegen eine wichtige Rolle für die nukleare Abschreckung
       Israels etwa gegenüber Iran, da sie mit Nuklearsprengköpfen bestückte
       Marschflugkörper abfeuern könnten. „Deshalb kann ich es nachvollziehen,
       wenn die U-Boote auch weiterhin an Israel geliefert werden.“ Mutschler
       sagte, andere Rüstungsgüter seien für die Kriegsführung in Gaza relevanter
       und sollten deshalb nicht exportiert werden, wie etwa Teile für
       Kampfpanzer.
       
       Der von Kanzler Friedrich Merz erklärte Teilstopp von Rüstungsgütern nach
       Israel entzweit derweil die Union. Nach Kritik aus der Schwesterpartei CSU
       forderte nun auch Hessens CDU-Ministerpräsident Boris Rhein, weiter Waffen
       nach Israel zu liefern.
       
       11 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Deutsche-Finanzhilfe-fuer-U-Boot-Kauf/!5116179
   DIR [2] https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/geheimhaltung-u-boot-video-vor-ruegen-facebook-profil-aus-sicherheitsgruenden-gesperrt,aktuellmv-116.html
   DIR [3] https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama/archiv/2025/korruption-deutsche-u-boote-fuer-israel,israel-uboote-korruption-100.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Cem-Odos Güler
       
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