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       # taz.de -- Trumps Ukraine-Diplomatie: Er verletzt jede grundlegende Norm
       
       > Der demokratische Präsidentschaftsbewerber Joe Biden wirft US-Präsident
       > Trump schwere Verfehlungen vor und fordert eine Untersuchung.
       
   IMG Bild: Aussichtsreicher Kandidat der Demokraten: Joe Biden
       
       Washington AP | Der demokratische Präsidentschaftsbewerber Joe Biden hat
       eine Untersuchung eines Telefonats von US-Präsident Donald Trump mit dem
       ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj gefordert. Darin soll Trump
       Selenskyj gedrängt haben, Ermittlungen gegen Bidens Sohn Hunter
       aufzunehmen. Der arbeitete bei einem ukrainischen Gasunternehmen, als Biden
       Vizepräsident war.
       
       „Trump verdient es, untersucht zu werden“, sagte Biden am Samstag vor
       Journalisten in Iowa. „Er verletzt jede grundlegende Norm eines
       Präsidenten. Sie sollten ihm die Frage stellen, warum er am Telefon einen
       ausländischen Führer einzuschüchtern versucht, wenn es das ist, was
       geschehen ist.“
       
       Trump erklärte am Samstag in einer Serie von Tweets, er habe in den
       Telefonat mit Selenskyj im Juli nichts Falsches gesagt, der Whistleblower
       im Geheimdienst, der eine formelle Beschwerde wegen des Gesprächsinhalts
       eingelegt habe, sei parteiisch, die Medien produzierten „Fake News“ und
       eine „Hexenjagd“ – so hatte er auch die Ermittlungen in der Russlandaffäre
       gegen sein Wahlkampfteam bezeichnet – und ignorierten, das Joe Biden als
       Vizepräsident die Entlassung eines Staatsanwalts gefordert habe, der gegen
       Hunter Biden ermittelt habe. Die New York Times und die Washington Post,
       die als erste über das Ukraine-Telefonat berichtet hatte, bezeichnete er
       als „Feind des Volkes“.
       
       Biden sagte dazu, Trump mache das, „weil er weiß, dass ich ihn wie eine
       Trommel schlagen werde; und er nutzt Machtmissbrauch und jedes Element der
       Präsidentschaft, um zu versuchen, mich zu verleumden“.
       
       Trump insistierte, während er in dem Gespräch mit Selenskyj nichts Falsches
       gesagt habe, sei Bidens Forderung ein „totales Desaster“. „Die Fake News
       wissen das, aber wollen es nicht berichten“, empörte er sich. Stattdessen
       hätten die ihm feindlich gesonnenen Medien – Trump schrieb „Fake News
       Media“ – eine Geschichte über ihn fabriziert. Wie die Demokraten wollten
       sie so weit wie möglich davon weg bleiben, dass Biden als Vizepräsident
       zugunsten seines Sohns interveniert habe. „Das ist die einzige und
       wirkliche Geschichte!“, schrieb Trump.
       
       ## Ein langes und freundliches Gespräch
       
       Nach ersten Medienberichten über eine formelle Beschwerde eines
       Whistleblowers im US-Geheimdienst hatten am Freitag über den Vorgang
       informierte Personen bestätigt, dass Trump mit Selenskyj über Bidens Sohn
       gesprochen habe. Trump habe Selenskyj gedrängt, Hunter Bidens Tätigkeit für
       ein ukrainisches Gasunternehmen untersuchen zu lassen, sagte ein
       Gewährsmann.
       
       Der ukrainische Außenminister Wadym Prystaiko sagte in einem am
       Freitagabend veröffentlichten Interview mit dem ukrainischen
       Internet-Fernsehsender Hromadske, sein Land habe kein Interesse daran,
       Partei in amerikanischer Innenpolitik zu ergreifen. Selenskyj habe aber
       auch das Recht, den Inhalt des Telefonats geheim zu halten. „Ich weiß,
       worum es in dem Gespräch ging, und denke nicht, dass es irgendeinen Druck
       (von Trump) gab“, sagte Prystaiko. „Es war ein langes und freundliches
       Gespräch, bei dem es um viele Fragen ging, die manchmal schwerwiegende
       Antworten erforderten.“
       
       Trump hatte am Freitag Vorwürfe, die ein Geheimdienstbeamter in einer
       formellen Beschwerde erhoben hat, als „nichts“ zurückgewiesen. Seine
       Regierung lehnte es ab, diese Beschwerde öffentlich zu machen oder Angaben
       zu ihrem Inhalt zu machen. Zwei mit der Angelegenheit befasste Personen
       sagten, es drehe sich um mehrere Ereignisse, darunter ein Telefonat Trumps
       mit Selenskyj am 25. Juli, bei dem Trump Bidens Sohn angesprochen habe.
       
       ## Erst „nein“, dann „ja“
       
       Eine Gegenleistung in Form von US-Hilfe habe er nicht angeboten, sagte eine
       über den Inhalt des Telefonats informierte Person. Allerdings haben die USA
       Ende August wegen Korruptionsbefürchtungen eine millionenschwere
       Militärhilfe an die Ukraine zurückgehalten. Der Generalinspekteur der
       US-Geheimdienste beschrieb die am 12. August eingereichte offizielle
       Beschwerde des Whistleblowers als „ernst“ und „dringlich“.
       
       Die Demokraten forderten auch Aufklärung über den Zweck einer Ukraine-Reise
       von Trumps Anwalt Rudolph Giuliani. In einem CNN-Interview hatte Giuliani
       am Donnerstag auf die Frage, ob er dabei die Ukraine gebeten habe, in den
       Fall Biden zu schauen, zunächst gesagt: „Nein, habe ich nicht.“ Sekunden
       später sagte er: „Natürlich habe ich das.“
       
       Trump wird kommenden Mittwoch am Rande der UN-Generalversammlung mit
       Selenskyj zusammentreffen, teilte das Weiße Haus mit. Es solle um Energie,
       Handel, den Kampf gegen Korruption, den Konflikt mit prorussischen
       Separatisten in der Ostukraine und Diebstahl geistigen Eigentums in der
       Ukraine durch Chinesen gehen.
       
       22 Sep 2019
       
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