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       # taz.de -- Trumps Zölle: Sehr beschränkt
       
       > Mit seinen zahlreichen Zöllen sorgt Trump nicht nur für Panik – sondern
       > auch für weitere Zweifel an seinem Wirtschaftsverständnis.
       
   IMG Bild: Die große Depression in den 30er Jahren in den USA. Arbeitslose Männer bewerben sich für Jobs beim Schneeräumen
       
       Berlin taz | Für Donald Trumps Handelsbeauftragten Jamieson Greer ist die
       Sache mit den Zöllen im Rückblick ganz einfach: „Bis etwa 1913 finanzierten
       sich die USA nahezu ausschließlich über Zolleinnahmen“, sagte er Anfang
       Februar bei seiner Anhörung im Senat. „So war es auch im späten 19.
       Jahrhundert, als die USA bei relativ hohen Zöllen zu einer starken
       Industriemacht wurden“, fügte er hinzu. Trump teilt diese Sicht. „Zölle“
       sei neben Gott, Liebe und Religion eines seiner Lieblingswörter. Warum?
       
       „Ausländische Betrüger haben unsere Fabriken geplündert, und ausländische
       Räuber haben unseren schönen amerikanischen Traum in Stücke gerissen“,
       sagte der US-Präsident im Rosengarten [1][bei der Verkündung der neuen
       Einfuhrzölle]. Man könne dies an den Handelsdefiziten ablesen, die die USA
       mit ihren wichtigsten Handelspartnern hätten. Doch nun werde dank der Zölle
       eine goldene Zeit anbrechen.
       
       Eine bizarre Weltsicht für den Mann, der über die größte Volkswirtschaft
       der Welt bestimmt, noch mehr die Vorstellung, dass Einfuhrzölle für Waren
       aus Ländern wie Äthiopien oder Haiti den USA wieder zu vergangener Größe
       verhelfen könnten. Die USA seien Ende des 19. Jahrhunderts wegen der Zölle
       am wohlhabendsten gewesen, behauptet Trump.
       
       Richtig ist daran nur, dass es bis 1913 in den USA keine Einkommensteuer
       gab und sich der Staat tatsächlich zum größten Teil aus Zöllen sowie
       Abgaben wie der Kopfsteuer (poll tax) finanzierte, ohne die man sich nicht
       an Wahlen beteiligen durfte. Doch der Staat war im Vergleich zu heute nur
       ein dürres Gerippe und hatte außer dem Militär wenig zu finanzieren. Ein
       Rentensystem wurde erst 1935 mit Roosevelts New Deal eingeführt, weitere
       Sozialleistungen erst 1965 unter Präsident Lyndon B. Johnson.
       
       ## Zölle trugen zur Großen Depression bei
       
       In den 1930er Jahren zeigte sich auch, dass Zölle die heimischen Industrien
       lange vor ausländischer Konkurrenz abgeschirmt hatten, sie aber zum
       Bumerang werden können. Mit dem Smoot-Hawley-Zollgesetz wurden 1930
       Importzölle drastisch erhöht und trugen dazu bei, die USA in die Große
       Depression zu stürzen.
       
       Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde deshalb stattdessen der freie Welthandel
       gefördert und mit diversen Abkommen abgesichert. Heute bringen Zölle pro
       Jahr 80 Milliarden Dollar in die Staatskasse, die Einkommensteuer hingegen
       2.500 Milliarden Dollar.
       
       Für den Harvard-Ökonomen Jason Furman ist Trumps Begründung für die neuen
       Zölle „in jedem Schritt falsch“. In der New York Times schreibt Barack
       Obamas ehemaliger Wirtschaftsberater, dass es keinen zwingenden
       Zusammenhang zwischen Handelsdefiziten und Zöllen gebe. Importe stärkten
       die USA und verbilligten Produkte für die Verbraucher. Der Star-Ökonom Paul
       Krugman schreibt, Donalds Trumps Angaben über die Zölle der EU seien aus
       der Luft gegriffen – es seien 3 Prozent, nicht 39 Prozent.
       Wirtschaftsexperten von Goldman Sachs sagen voraus, dass die Zölle eine
       Rezession auslösen und jeden einzelnen Haushalt mehrere tausend Dollar pro
       Jahr kosten könnten.
       
       3 Apr 2025
       
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