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       # taz.de -- UBA-Plakettenvorschlag abgelehnt: Regierung will nichts blaumachen
       
       > Egal ob hell- oder dunkelblau: Von Plaketten für saubere Diesel will der
       > designierte CSU-Verkehrsminister Scheuer so wenig wissen wie sein
       > Vorgänger.
       
   IMG Bild: Gibt es bisher nicht offiziell, sondern nur als Werbeaufkleber: die Blaue Plakette
       
       Berlin taz | Kurz vor dem Antritt der neuen Bundesregierung verschärft sich
       der Konflikt um den Umgang mit den Diesel-Fahrverboten. Ein [1][neuer
       Vorschlag des Umweltbundesamts] (UBA) stieß in Verkehrsministerium und
       Kanzleramt auf Ablehnung. Das UBA, das als oberste deutsche Umweltbehörde
       dem Bundesumweltministerium untersteht, hatte am Montag einen neuen
       Vorschlag präsentiert, Fahrzeuge je nach Stickoxid-Ausstoß mit zwei
       unterschiedlichen „Blauen Plaketten“ zu kennzeichnen.
       
       Sie schlage eine hellblaue Plakette für nachgerüstete Euro-5-Diesel und
       bereits zugelassene Euro-6-Diesel vor, sagte UBA-Präsidentin Maria
       Krautzberger der [2][Süddeutschen Zeitung]. Diese würde die Einfahrt in
       Städte mit geringeren Überschreitungen der Grenzwerte erlauben. Diesel mit
       den neuesten Abgasnormen 6d-Temp und 6d, die noch einmal deutlich weniger
       Stickoxid ausstoßen, sollten eine dunkelblaue Plakette bekommen, mit der
       auch besonders hoch belastete Städte jederzeit und überall befahren werden
       könnten. „Damit hätten die Städte eine Möglichkeit, auf ihre jeweilige
       lokale Belastung zu reagieren“, sagte Krautzberger.
       
       Beim Deutschen Städtetag, dem Dachverband der deutschen Kommunen, kam
       dieser Vorschlag gut an. „Die Aussagen der Präsidentin des Umweltbundesamts
       bestätigen die Haltung des Deutschen Städtetags, dass die Städte unbedingt
       eine blaue Plakette brauchen“, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy zu
       dpa. Der Städtetag erwarte von der neuen Bundesregierung, dass sie sehr
       rasch nach Vereidigung des Bundeskabinetts über das Thema berate.
       
       Mit einer Zustimmung ist dort aber nicht zu rechnen. Im Kanzleramt lehnt
       man die Blaue Plakette nach wie vor ab. „Die Bundesregierung arbeitet
       weiterhin daran, Fahrverbote und Maßnahmen, die letztlich in diese Richtung
       führen, zu vermeiden“, erklärte ein Regierungssprecher gegenüber der taz.
       
       Auch das derzeit von Barbara Hendricks (SPD) geführte
       Bundesumweltministerium, das die Blaue Plakette in der Vergangenheit
       offensiv gefordert hatte, äußerte sich nur zurückhaltend. Wenn das UBA den
       Vorschlag offiziell vorlege, werde die Bundesregierung „bewerten müssen, ob
       der Vorschlag geeignet ist, um die Kommunen und Länder bei der
       Luftreinhaltung zu unterstützen“, teilte das Ministerium lediglich mit.
       
       Und der designierte neue Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) will von
       dem Vorschlag überhaupt nichts wissen. „Die Blaue Plakette ist fachlich
       begründet falsch und bedeutet in der Folge Fahrverbote“, sagte er der
       Passauer Neuen Presse. Eine „Quasi-Enteignung“ von Diesel-Fahrern müsse
       verhindert werden. Das stieß beim Grünen-Fraktionchef Anton Hofreiter auf
       scharfe Kritik: „Es geht weiter wie bisher“, sagte er. „Das
       Verkehrsministerium macht sich zum Büttel der Autoindustrie.“
       
       Möglich und kontrollierbar wären Fahrverbote auch ohne Blaue Plakette; der
       Aufwand wäre allerdings deutlich höher. Im fließenden Verkehr müssten in
       diesem Fall die Fahrzeugscheine kontrolliert werden, aus denen die
       Schadstoffklasse ersichtlich ist, sagte der Anwalt Remo Klinger, der für
       die Deutsche Umwelthilfe die Fahrverbots-Urteile erstritten hat. Beim
       stehenden Verkehr könnte diese Information über die Kennzeichen ermittelt
       werden. Auf eine Kontrolle verzichten können die Kommunen keinesfalls,
       sagte Klinger der taz. „Das würden die Gerichte nicht akzeptieren.“
       
       6 Mar 2018
       
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