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       # taz.de -- US-Interessen in Grönland: Trump mal wieder auf Einkaufstour
       
       > Der designierte US-Präsident streckt erneut seine Finger nach der zu
       > Dänemark gehörenden Arktisinsel aus. Seinen Anspruch auf Kontrolle
       > begründet er mit nationalen Sicherheitsinteressen.
       
   IMG Bild: Grönlands Hauptstadt Nuuk: Donald Trump hat wieder ein Auge auf die Insel geworfen
       
       Berlin taz | Die dänische Regierung will ihre Militärausgaben für die Insel
       Grönland drastisch erhöhen. Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen
       kündigte am Dienstag dieser Woche Investitionen in Höhe eines zweistelligen
       Milliardenbetrages an. Eine genaue Summe nannte er nicht, dänische Medien
       bezifferten das Paket jedoch auf umgerechnet zwischen 1,6 und 2 Milliarden
       Euro. Es sei viele Jahre lang nicht ausreichend in die Arktis investiert
       worden, jetzt müsse jedoch eine stärkere Präsenz her, zitiert der
       Jyllands-Posten Poulsen.
       
       Die Mittel sollen in den Kauf von zwei neuen Inspektionsschiffen, zwei
       neuen Langstreckendrohnen und zwei zusätzlichen Hundeschlittenteams
       fließen. Desweiteren sei geplant, das Personal des Arktiskommandos in der
       Hauptstadt Nuuk aufzustocken sowie einen der drei wichtigsten
       Zivilflughäfen Grönlands für die Abfertigung moderner F-35-Kampfflugzeuge
       zu modernisieren.
       
       Grönland ist ein selbst regiertes und autonomes Gebiet, das zum Königreich
       Dänemark gehört. Hier befindet sich die große US-amerikanische
       Raumfahrtbasis Pituffik. Der Militärflugplatz nebst Anlagen dient unter
       anderem zur Überwachung von Raketenstarts und Weltraumaktivitäten in der
       Nördlichen Hemisphäre.
       
       Die Insel, reich an Mineral- und Ölreserven, liegt in der strategisch
       wichtigen Arktis, durch Grönland verläuft der kürzeste Weg von Europa nach
       Nordamerika. Ergo ist das weltweit größte Eiland auch für die USA von
       großer Bedeutung.
       
       ## Prompte Antwort
       
       Die Ankündigung von Poulsen erfolgte nur einen Tag, [1][nachdem der
       gewählte US-Präsident Donald Trump die Welt wieder einmal über seine
       Begehrlichkeiten bezüglich Grönlands informiert und in diesem Zusammenhang
       auch die Möglichkeit angedeutet hatte, auf Einkaufstour gehen zu wollen].
       Für die nationale Sicherheit und Freiheit auf der ganzen Welt seien die
       Vereinigten Staaten von Amerika davon überzeugt, dass der Besitz und die
       Kontrolle Grönlands eine absolute Notwendigkeit seien, hatte Trump auf
       seiner Medienplattform Truth Social gepostet.
       
       Die Antwort aus Nuuk erfolgte umgehend. „Grönland gehört uns. Wir stehen
       nicht zum Verkauf und werden auch nie zum Verkauf stehen. Wir dürfen
       unseren langen Kampf für die Freiheit nicht verlieren“, sagte Grönlands
       Regierungschef Múte B. Egede laut des russischsprachigen Dienstes der BBC.
       
       Derselben Quelle sind auch Einschätzungen von Analysten zu entnehmen. Ihnen
       zufolge werde über eine Aufrüstung Grönlands seit längerem diskutiert.
       Daher seien entsprechende Pläne nicht als Reaktion auf Trumps jüngsten
       Vorstoß zu deuten. Bislang habe Dänemark seine militärischen Fähigkeiten in
       Grönland nur sehr langsam ausgebaut. Wenn es Kopenhagen jedoch nicht
       gelinge, die Gewässer rund um das Gebiet vor Übergriffen Chinas und
       Russlands zu schützen, könnten Forderungen der USA nach stärkerer Kontrolle
       lauter werden.
       
       Steen Kjærgaard von der Dänischen Verteidigungsakademie geht davon aus,
       dass Trump möglicherweise versucht habe, Druck auf Dänemark auszuüben,
       damit dort entsprechende Entscheidungen getroffen würden „Ich denke, Trump
       ist schlau … er bringt Dänemark dazu, seine militärischen Fähigkeiten in
       der Arktis zu priorisieren, indem er seine Stimme erhebt, ohne dabei selbst
       ein sehr unamerikanisches Sozialsystem übernehmen zu müssen“, so Kjærgaard.
       Letzteres ist ein Hinweis auf Grönlands starke Abhängigkeit von
       Subventionen aus Kopenhagen. Diese belaufen sich jährlich auf umgerechnet
       5,2 Milliarden Euro.
       
       ## Absurder Vorschlag
       
       Bereits während seiner ersten Amtszeit hatte Trump 2019 vorgeschlagen, dass
       die USA Grönland kaufen sollten. Diese Idee lehnten Dänemark und Grönland
       sofort kategorisch ab. Grönland stehe nicht zum Verkauf und könne nicht
       verkauft werden, ließ der damalige Premierminister Grönlands, Kim Kielsen,
       Washington wissen. Grönland sei aber offen für Handel sowie eine
       militärische und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den Vereinigten
       Staaten.
       
       Dänemarks sozialdemokratische Premierministerin Mette Frederiksen hatte
       Trumps Vorschlag als „absurd“ bezeichnet. Als Reaktion darauf bezeichnete
       der US-Präsident sie als „abscheulich“ und sagte seinen Besuch in
       Kopenhagen kurzerhand ab.
       
       25 Dec 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Groenlaender-gegen-Verkauf-ihrer-Heimat/!5617795
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Oertel
       
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