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       # taz.de -- US-Investition in Seltene Erden: Pentagon steigt in Minenfirma ein
       
       > 400 Millionen Dollar investieren die USA, um bei der Herstellung
       > wichtiger Magnete autark zu werden. Es ist ein erster Schritt im
       > Machtkampf mit China.
       
   IMG Bild: Schillernde Entwicklung: In der Mine im kalifornischen Mountain Pass werden die Rohstoffe schon seit 1952 abgebaut
       
       Washington taz | Im globalen Rohstoffwettrüsten hat die US-Regierung der
       Konkurrenz aus China mit einer millionenschweren Investition in ein
       US-amerikanisches Minenunternehmen den Kampf angesagt. Insgesamt 400
       Millionen US-Dollar legte das US-Verteidigungsministerium im Juli in MP
       Materials aus Las Vegas an, das Metalle der Seltenen Erden extrahiert,
       unter anderem zu Magneten verarbeitet und vermarktet.
       
       Damit wurde das Pentagon über Nacht zum größten Aktionär von MP Materials –
       knapp 15 Prozent der Anteile befinden sich nun in staatlicher Hand. Die
       Erlöse aus dem Aktienverkauf an Washington will das Unternehmen teils in
       den Ausbau einer bereits vorhandenen Produktionsstätte im kalifornischen
       Mountain Pass stecken, teils zum Bau einer neuen Fabrik verwenden, die
       Magneten produziert.
       
       Dass die US-Regierung unter Präsident Donald Trump so viel Geld in eine
       Rohstofffirma anlegt, ist ein Zeichen dafür, wie ernsthaft sie die Dominanz
       von China im Bereich der Seltenen Erden und anderer kritischer Rohstoffe
       durchbrechen will. „Diese Initiative stellt eine entscheidende Maßnahme der
       Trump-Regierung dar, um die Unabhängigkeit Amerikas zu beschleunigen“,
       sagte James Litinsky, Chef von MP Materials, in einer Stellungnahme über
       den Deal.
       
       Für Ökonom Ian Lange von der Colorado School of Mines ist die Investition
       ein wichtiger Schritt. „Die bisherigen Initiativen zur Förderung des
       Rohstoffabbaus in den USA hatten noch nicht viel Wirkung“, sagte er der
       taz. „Es mit einer anderen Taktik zu versuchen, ist meiner Meinung nach
       daher keine schlechte Sache.“
       
       ## Magnete für Windkraftanlagen
       
       [1][Das Verteidigungsministerium investiert] aber nicht nur direkt Geld in
       Unternehmensanteile, es hat auch einen Zehnjahresvertrag mit MP Materials
       unterzeichnet. Der garantiert, dass das Unternehmen mindestens 110
       US-Dollar pro Kilogramm für die Produktion von Neodym-Praseodym erhält. Das
       Material, das zu den leichten Seltenerdmetallen gehört, ist eine wichtige
       Komponente in der Herstellung von Hochleistungsmagneten, wie sie etwa in
       Windkraftanlagen verbaut werden.
       
       Die Vereinbarung einer Preisuntergrenze ermöglicht es dem Unternehmen,
       unabhängig von Kursschwankungen am freien Markt zu agieren. Außerdem
       erklärte sich das Pentagon dazu bereit, nach der Fertigstellung der neuen
       Magnetfabrik zehn Jahre lang sämtliche dort produzierten Magneten zu
       erwerben.
       
       „Im Gegensatz zu den Kapitalzuschüssen aus der Vergangenheit, die –
       überspitzt gesagt – nur dazu führten, dass vielleicht ein Loch gegraben
       wurde, schafft diese Art von Subvention einen realen Wert“, sagte Lange.
       „Und sie fördert den Abbau und die Verarbeitung von Seltenen Erden.“
       
       Wo genau die neue Magnetfabrik gebaut werden wird, ist noch unklar. Die
       Kosten für die Entwicklung und den Bau der neuen Produktionsstätte sollen
       sich auf eine Milliarde US-Dollar belaufen.
       
       ## Exportmarkt Europa
       
       Die bestehende Produktionsstätte in Mountain Pass hat eine lange Tradition.
       Bereits seit 1952 werden dort Seltene Erden abgebaut. Zwischen 1965 und
       1995 war die Mine der weltweit größte Produzent der für Hoch- und
       Energiespartechnologien so wichtigen und begehrten Rohstoffe. Heute kommen
       nur etwa 15 Prozent aus Kalifornien.
       
       Die aktuelle Investition ist vor allem dazu gedacht, den heimischen Bedarf
       besser abzudecken. Doch Ökonom Lange geht davon aus, dass auch andere
       Länder in Zukunft davon profitieren könnten. „Mit den geplanten
       Investitionen in Verteidigung und Sicherheit in Europa könnte es hier einen
       möglichen Exportmarkt geben“, erklärte Lange.
       
       Aktuell ist China der größte Produzent von Seltenen Erden und die Regierung
       in Peking setzt diese Vormachtstellung auch als geopolitische Waffe ein.
       „China nutzt kritische Mineralien als strategischen Hebel und kann den Hahn
       jederzeit auf- und zudrehen, wann immer es will“, sagte Neha Mukherjee,
       Analyst für Seltene Erden bei der Londoner Agentur Benchmark Mineral
       Intelligence.
       
       Den Grund für [2][Chinas Dominanz am Markt] sehen viele Experten darin,
       dass die dortige Regierung frühzeitig die Bedeutung dieser Rohstoffe
       erkannt hat, die Industrie sukzessive förderte und ausbaute. Die staatliche
       Förderung über Subventionen und andere Maßnahmen hat auch dazu geführt,
       dass westliche Unternehmen nur schwer mit den Preisen aus China
       konkurrieren können.
       
       ## US-Wirtschaft freut sich
       
       Der Deal mit MP Materials sei nun ein erster Grundstein, um das
       Marktungleichgewicht angehen zu können, sagt Lange. Doch dann müsse mehr
       passieren. „Die Mountain Pass hat eine Lücke bei schweren Seltenen Erden“,
       so der Ökonom. Das sei der große Nachteil des Standorts „und ein Grund,
       warum ich nicht glaube, dass es bei einer einmaligen Investition durch das
       Pentagon bleibt“. Die schweren Seltenerdmetalle sind rarer als die leichten
       und technisch von MP bislang nicht zu händeln; sie werden vor allem für
       Lasertechnologien gebraucht.
       
       In der US-Wirtschaft wird aber auch der Vorstoß der Regierung, die
       heimische Produktion von leichten Seltenen Erden zu sichern, positiv
       aufgenommen. Wenige Tage nach Bekanntwerden der Investition des Pentagons
       verkündete der [3][Tech-Konzern Apple] eine Vereinbarung mit MP Materials –
       im Wert von einer halben Milliarde Dollar. Der iPhone-Hersteller will über
       Jahre hinweg Permanentmagneten beziehen und gemeinsam mit der Minenfirma
       eine Produktionslinie zum Recycling von Seltenen Erden entwickeln.
       
       7 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Hansjürgen Mai
       
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